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Zurück in die Steinzeit: Alte PC-Spiele auf neuen Computern

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«Die alten Spiele sind eben doch die besten» - so hört man es immer wieder. Zumindest von denen, die schon seit den 90er Jahren zocken. Gerade auf dem PC gelten viele Klassiker bis heute als unerreicht. Wer sie wieder spielen will, muss aber viele Hürden überwinden.

Mit dem kostenlosen Emulator DosBox und ein wenig Tüfteln läuft F-117 Stealth Fighter 2.0 (1991) von Microprose auf einem modernen MacBook. Foto: Andrea Warnecke
1 / 5Mit dem kostenlosen Emulator DosBox und ein wenig Tüfteln läuft F-117 Stealth Fighter 2.0 (1991) von Microprose auf einem modernen MacBook. Foto: Andrea Warnecke © Andrea Warnecke
Ganz ohne Einschränkungen laufen die Dos-Klassiker wie Wing Commander 2 von Origin nach all den Jahren nicht immer. Foto: Andrea Warnecke
2 / 5Ganz ohne Einschränkungen laufen die Dos-Klassiker wie Wing Commander 2 von Origin nach all den Jahren nicht immer. Foto: Andrea Warnecke © Andrea Warnecke
Mit dem kostenlosen Emulator DosBox lässt sich der modernste PC zurückverwandeln in eine Dos-Maschine mit Kommandozeile. Dann laufen auf ihm auch die alten Klassiker. Foto: Andrea Warnecke
3 / 5Mit dem kostenlosen Emulator DosBox lässt sich der modernste PC zurückverwandeln in eine Dos-Maschine mit Kommandozeile. Dann laufen auf ihm auch die alten Klassiker. Foto: Andrea Warnecke © Andrea Warnecke
Wer die Rollenspielklassiker der 1990er liebt, und keinen alten Rechner mehr hat, kann auch zu Neuauflagen wie «Pillars auf Eternity» greifen. Screenshot: Obsidian Entertainment Foto: Obsidian Entertainment
4 / 5Wer die Rollenspielklassiker der 1990er liebt, und keinen alten Rechner mehr hat, kann auch zu Neuauflagen wie «Pillars auf Eternity» greifen. Screenshot: Obsidian Entertainment Foto: Obsidian Entertainment © Obsidian Entertainment
Wer Echtzeitstrategiespielen wie «Command & Conquer» nachtrauert, findet auch bei den Neuerscheinungen so manchen Klassiker. Zum Beispiel «Grey Goo» von Petroglyph Games. Screenshot: Petroglyph Games Foto: Petroglyph Games
5 / 5Wer Echtzeitstrategiespielen wie «Command & Conquer» nachtrauert, findet auch bei den Neuerscheinungen so manchen Klassiker. Zum Beispiel «Grey Goo» von Petroglyph Games. Screenshot: Petroglyph Games Foto: Petroglyph Games © Petroglyph Games

Berlin (dpa/tmn) - Der durchschnittliche Computerspieler ist jung und immer nur an den neuesten Titeln interessiert? Wie falsch solche Vorurteile sind, zeigen aktuelle Zahlen des Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU).

Das Durchschnittsalter der Computerspieler beträgt demnach 34,5 Jahre, gut ein Drittel der Zocker ist älter als 40 (34 Prozent). Logisch, dass viele von ihnen nicht erst seit gestern dabei sind. Und oft gefallen den Veteranen alte PC-Klassiker wie «Tie Fighter», «Baldur’s Gate» oder «Command & Conquer» sogar besser als die aktuellen Blockbuster.

Nicht ganz zu Unrecht, findet Stephan Günzel, Professor für Game Design an der BTK Hochschule für Gestaltung in Berlin. «Ein bisschen ist da der Blick natürlich durch Nostalgie getrübt», sagt er. Viele alte Spiele hätten aber durchaus Qualitäten, die modernen Titeln fehlen. «Die Designer waren damals technisch viel limitierter als heute und mussten sehr kreative Wege finden, ihre Geschichten zu erzählen.» Hinzu kommt, dass manche Genres, die einst populär waren, etwa anspruchsvolle Strategiespiele oder Flugsimulatoren, heute nicht mehr oder nur noch in Nischen existieren.

Die Klassiker auf einem modernen PC zum Laufen zu bringen, ist aber oft gar nicht so leicht. Denn Spiele, die für Windows XP oder noch ältere Versionen des Betriebssystems programmiert wurden, funktionieren noch lange nicht auf Windows 7 oder 8. «Mit fast jeder Version ändert sich die Struktur des Systems grundlegend», sagt Jörg Hähnle, der mehrere Ratgeberbücher über das Microsoft-Betriebssystem und andere Computerthemen geschrieben hat.

Das führt dazu, dass viele ältere Spiele auf neuen Systemen gar nicht erst starten. Und selbst wenn ein Titel läuft, kann es Probleme geben. «Die hohen Auflösungen von modernen Monitoren unterstützen alte Spiele natürlich oft nicht», sagt Hähnle. Bei Online-Spielen ist die nötige Infrastruktur meist bereits abgeschaltet.

Für ungestörten Spielspaß braucht es daher meistens etwas Arbeit. Der einfachste Weg ist in vielen Fällen der Neukauf des Spiels als Download. Plattformen wie Steam oder Green Man Gaming bieten ältere Spiele oft in einer leicht überarbeiteten Version an, die auch auf älteren Rechnern läuft. Der Anbieter GOG.com hat sich sogar auf solche Klassiker spezialisiert. Und im Internet-Archiv «Archive.org»oder bei «abandonia.com» gibt es viele alte Schätze kostenlos.

In der Regel zahlt man aber Geld für ein Spiel, das man eigentlich schon besitzt. Das muss eigentlich nicht sein: «Wenn man Probleme mit älteren Spielen hat, lohnt sich immer ein erster Blick auf die Webseite des Herstellers», rät Hähnle. Denn manchmal gibt es dort Patches oder Updates, die Probleme beseitigen oder sogar Unterstützung für höhere Auflösungen hinzufügen. Wird man beim Hersteller nicht fündig, hilft vielleicht die Community weiter: Gerade bei populären Spielen haben Fans oft selbst sogenannte Mods programmiert, die alte Spiele fit für neue Rechner machen.

Hilft all das nichts, ist Bastelarbeit nötig. Einige Probleme lassen sich recht simpel mit Windows-Bordmitteln beseitigen. Mit dem sogenannten Kompatibilitätsmodus führt das Betriebssystem ein Programm mit den Einstellungen einer älteren Windows-Version aus. Einschalten lässt sich der Modus nach einem Rechtsklick auf das Programmsymbol unter «Eigenschaften» und «Kompatibilität».

Bastler können sich außerdem an Virtualisierungsprogrammen wie VMWare Player, Microsofts eigener Lösung Virtual PC oder der kostenlosen Dosbox versuchen. Damit lässt sich innerhalb des neuen Betriebssystems eine ältere Version installieren und starten. Obwohl es sich dabei um alte Software handelt, ist ein schneller Rechner oft Pflicht: «Vor allem der Arbeitsspeicher wird da stark beansprucht», warnt Hähnle. Vier Gigabyte RAM sollte der Rechner daher mindestens haben, so der Experte.

Wem das zu viel Arbeit ist, spielt vielleicht doch lieber ganz neue Titel. Das lohnt sich selbst für Nostalgiker. Denn manche aktuellen Spiele versuchen, die Qualitäten und Genres der Klassiker wiederzubeleben: «Elite: Dangerous» von Frontier Developments ist zum Beispiel die Sorte Weltraumsimulator, die lange ausgestorben schien. Das gerade veröffentlichte «Pillars of Eternity» von Obsidian nimmt sich Rollenspiele wie «Baldur’s Gate» zum Vorbild, und «Grey Goo» (Petroglyph Games) bietet Echtzeitstrategie im Stil von «Command & Conquer».

Spielesammlung bei «Archive.org»

Microsoft-Hilfe zum Kompatibilitätsmodus

VMWare Player

Virtual PC

DOSBox

Webseite Abandonia.com

Wer alte DOS-Titel auf modernen Windows- oder Mac-Systemen spielen will, braucht dazu einen DOS-Emulator wie die kostenlose DOSBox. Dieses Programm simuliert nicht nur das Betriebssystem innerhalb des modernen Systems, es bildet auch virtuell die Hardware der damaligen Zeit nach. So können auch auf 64-Bit-Systemen wie Windows 7 oder Windows 8 und Mac OS X alte DOS-Spiele laufen. Innerhalb der DOSBox werden die Spiele installiert und über die Kommandozeile gestartet - ganz wie früher.

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