Bieberer Markt: Lokales Einkaufsglück

Bieber - In guter Tradition war beim Bieberer Markt wieder Flanieren, Schlemmen und Einkaufen angesagt. Gut 100 Fachgeschäfte an Seligenstädter und Aschaffenburger Straße sowie Ostendplatz boten hochwertige Ware und Beratung. Von David Heisig
Bei strahlendem Sonnenschein kamen die Besucher in Massen. Flanieren mitten auf Biebers Hauptverkehrsachsen ist einmal im Jahr völlig ungefährlich – beim Bieberer Markt. Am Sonntag zeigten Gewerbetreibende und Vereine, was sie zu bieten haben. In der evangelischen Luthergemeinde ist gerade der Gottesdienst vorbei. Die Menschen strömen auf die Straße. Schon zu Beginn des Festes ist viel los „uff de Gass“. Die Leute begrüßen sich mit dem typischen „Ei Gude, wie?“ Die Jugend der Protestanten bietet Künstlerisches an. Besucher können mit Lackdruck kleine Bilder fertigen und Notizblöcke basteln. Daneben werden Steaks verkauft. Das Geld soll in die Innenrenovierung der Kirche fließen. Andreas Leonhardt vom Turnverein Bieber erzählt, an dessen Stand gebe es das erste Mal seit 40 Jahren keinen Kaffee und Kuchen mehr. Bayerisch geht es zu mit Brezeln und Weißwurst. „Manche unken schon, die müssten bis 12 Uhr gegessen sein“, spielt er auf bayerische Tradition an. Er hofft, das Konzept werde dennoch den ganzen Tag angenommen.
Elfriede Ring vom Gewerbeverein fällt nach der Eröffnung ein Stein vom Herzen. Morgens um sieben sei sie noch gestresster gewesen. Die Verteilung der Standplätze sei immer eine schwierige Sache. Gewerbetreibenden geht es um jeden Meter Standfläche. Auch die Vereine wollen gebührend Platz. Immerhin zahlen sie 40 Euro Standgebühr an den Gewerbeverein. „Jeder hat einen Platz gefunden“, kann sie dann erfreut verkünden. Ein paar Alteingesessene fehlen aber – etwa die Metzgereien Flegler und Spreng, die wegen Personalmangels beziehungsweise der Schließung im Frühjahr passen mussten. Dennoch seien die Bieberer „wirklich glückliche Menschen“, wie Oberbürgermeister Horst Schneider in seinen Grußworten betont. Vor allem, weil der Gewerbeverein mit viel ehrenamtlichem Engagement das Fest aufziehe und die Gewerbetreibenden den Kampf gegen den Onlinehandel aufnähmen. Mit persönlichem Kontakt zum Kunden könne der Einzelhandel konkurrenzfähig bleiben.
Stadtverordnetenvorsteherin Sieglinde Nöller sieht es ähnlich: Der Kundenkontakt sei das, „was Frauen das Shopping liebenswert macht“, lacht sie. Offenbach sei lebenswert. Die Bieberer trügen einen großen Teil dazu bei. Sozialminister Stefan Grüttner betont, wirtschaftlicher Aufschwung falle „nicht vom Himmel“. Es beginne auch in Bieber, dass es vorwärts geht. Sekt und Häppchen gibt es beim Missionskreis der Pfarrei St. Nikolaus. Ernster ist das Thema der Gläubigen: Spenden sammeln für Schulprojekte im Süd-Sudan. Über das katholische Hilfswerk Misereor sind in Jahrzehnten um die 120.000 Euro zusammengekommen.
Ein paar Meter weiter geht es um Sicherheit. Bei der Fahrschule Brack hat sich die Verkehrswacht Hessen mit einem kleinen Reaktionssimulator positioniert. Der Selbstversuch zeigt: Bei 50 Stundenkilometern, trockener Straße und Konzentration liegt der Wert in der Norm. Lenken die Verkehrswächter ab, wird die Zeit entsprechend höher. Das müssten sich Verkehrsteilnehmer bewusst machen. Von Thai-Massagen über Brillenanprobieren bis hin zum Besteigen eines Feuerwehrautos: Kleine und große Kunden probieren sich aus. Lautstark geht es am Ostendplatz zu. Auf der Bühne spielt das Jazzorchester der Musikschule. Daneben juchzen Kinder auf dem Karussell. Am Abend heizt die Band Mainhattan Diesel ein. Die Sonne lacht, den Leuten gefällt’s. Biebers Einzelhandel kann gut Werbung machen.