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Erzieherinnen helfen Flüchtlingen

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Von den Sprachkursen und Treffen profitieren beide Seiten.
Von den Sprachkursen und Treffen profitieren beide Seiten. © p

Offenbach - Angehende Erzieher und asylsuchende Flüchtlinge – das hat auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun. Dass beide Seiten durchaus voneinander profitieren können, beweist das Bleib-Projekt an der Käthe-Kollwitz-Schule.

Seit Februar unterstützt eine Gruppe angehender Erzieher Flüchtlinge beim Lernen der deutschen Sprache: Einmal wöchentlich besucht sie das Starthaus an der Löwenstraße und übt mit den Asylbewerbern Konversation. „Viele Offenbacher mit Migrationshintergrund sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen“, weiß Schulleiterin Marlies Stülb. Das mache Flucht und Zuwanderung zu einem großen Thema in der Stadt. Und viele Flüchtlinge hätten Familie und Kinder. „Das wirkt sich auf den Alltag in Kindertagesstätten aus – vor allem beim Spracherwerb – und damit auf den Erzieherberuf“, sagt Stülb. Wenn Erzieher und Flüchtlinge zusammentreffen, bilde dies die Realität der Stadt ab. Daher sei es sinnvoll, sich mit der Thematik im Vorfeld vertraut zu machen, die Scheu vor dem Kontakt zu verlieren.

Zugleich hätten viele der angehenden Erzieher selbst ausländische Wurzeln, was die Kommunikation in vielen Fällen erleichtere. „Unsere Studierenden haben großes, persönliches Interesse an dem Projekt“, sagt Stülb. Dessen Träger ist das Bleiberechtsnetzwerk „Bleib in Hessen“. Es legt viel Wert auf die Sprachförderung von Flüchtlingen und Bleibeberechtigten. Starthaus als Teilprojektträger hat aus eigener Initiative einen Deutschkurs für Asylbewerber organisiert. Die Leiterin des Projekts, Edina Covic-Vucic, betreut ihn: „Wir haben die Aufgabe, Flüchtlinge auf ihrem Weg in die Arbeitswelt zu unterstützen. Mangelnde Sprachkenntnisse stellten sich als größte Hürde heraus.“

Der Zugang zu Sprachkursen ist für Flüchtlinge erschwert: Sie dürfen nicht an Integrationskursen teilnehmen, solange das Asylverfahren läuft. Auch der Zugang zu anderen Sprachkursen ist eingeschränkt. Im Starthaus wird neben grundlegenden Sprachkenntnissen auch Bewerbungstraining angeboten. „Zum Beispiel lehren wir den Umgang mit Computern und Internet und erstellen erste Lebensläufe“, so Covic, die sich über die Initiative der Käthe-Kollwitz-Schüler freut. Wegen der Knappheit der Mittel kann das Starthaus den Sprachkurs nur drei Mal in der Woche anbieten. Das Engagement der künftigen Erzieher ermöglicht ein weiteres Angebot an noch einem Tag und stärkt somit die Unterstützung. „Außerdem ist es wichtig, dass Flüchtlinge den Menschen der Stadt begegnen und die Gelegenheit bekommen, jemanden außerhalb der Flüchtlingsunterkunft kennen zu lernen“, betont die Projektleiterin.

Die Studierenden können Kenntnisse aus ihrer Ausbildung direkt in den Familien anwenden. So organisieren sie die Kinderbetreuung oder führen Elterngespräche. Sie erleben die Flüchtlinge als „lernbereit, freundlich, offen, neugierig und vor allem als sehr dankbar“. Auf das Starthaus aufmerksam wurde die Gruppe bei einem Expertengespräch innerhalb des Projektunterrichts, bei dem sie das Thema „Engagement für Flüchtlinge“ gewählt hatte. Erste Kontakte verliefen sehr positiv, so dass es zur Zusammenarbeit kam. „Die vielen Erfahrungen und Eindrücke haben jeden von uns bereichert und werden uns auf den weiteren Wegen begleiten“, sind sich die Teilnehmer sicher. Demnächst gibt es innerhalb des Sprachkurses auch ein Mobilitätstraining: Die Käthe-Kollwitz-Schüler fahen gemeinsam mit den Flüchtlingen ins Stadtzentrum, um Alltagseinrichtungen, wie Rathaus, Bücherei oder Behörden zu besuchen. Diese Erkundung soll den Asylbewerbern eine Orientierung in der Stadt mit ihrer Infrastruktur bieten und damit ihre soziale Integration insgesamt fördern. (vs)

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