Stromer stadtweit im Angebot

Offenbach - Was seit fünf Jahren am Marktplatz funktioniert, wird nun aufs gesamte Stadtgebiet ausgedehnt: Das Ausleihen von Pedelecs und E-Autos ist künftig an fünf weiteren E-Mobil-Stationen möglich. Von Matthias Dahmer
Das vom Land geförderte Vorhaben – offizieller Titel: E-Mobil 2.0 – wurde gestern vorgestellt. Geplant sind die Stationen am neuen Hafenviertel (Nordring), am Ostendplatz in Bieber, an der Stadthalle, im Neubaugebiet An den Eichen, sowie in Bürgel und Rumpenheim. Die Ausleihmöglichkeiten am Hafen und in Bieber sollen noch in diesem Jahr gebaut werden, die restlichen folgen bis 2018.
Insgesamt eine Million Euro wird in das auf zunächst zwei Jahre angelegte Projekt gesteckt, das Land fördert mit 500 000 Euro, die andere Hälfte teilen sich die Offenbacher Verkehrsbetriebe (OVB) und der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) betonte, das Offenbacher Projekt sei die erste sichtbare Förderung des Landes, das auch in die Unterstützung der Elektromobiliät eingestiegen sei.
Großer Vorteil für die Nutzer des erweiterten elektromobilen Angebots ist laut OVB-Chefin Anja Georgi die Ein-Weg-Ausleihe. Mussten die am Marktplatz gemieteten Stromer bislang immer auch dort wieder abgegeben werden, so ist es künftig möglich, an einer beliebigen Stationen im Stadtgebiet auszuleihen und an einer anderen zurückzugeben.
Die neuen Service-Stationen werden mit jeweils zwei Parkplätzen einschließlich Lade-Infrastruktur für E-Autos und fünf Abstell- und Ladeboxen für Pedelecs ausgestattet. Während ein Parkplatz für einen mietbaren VW e-up reserviert ist, soll die zweite Parkfläche privaten Nutzern von Elektroautos als Ladepunkt zur Verfügung stehen. Damit wird gleichzeitig das Netz an öffentlichen Ladesäulen erweitert. Auch die Abstellboxen an den jeweiligen Stationen sind nicht komplett mit Fahrrädern bestückt. So werden Kapazitäten für Räder geschaffen, die im One-Way-Betrieb unterwegs sind. Insgesamt verfügen die dann sechs Stationen über sechs Autos und 20 Pedelecs.
Dass Offenbach für das Projekt ausgesucht wurde, sei kein Zufall, sagte Al-Wazir. Hier gebe es wegen der seit 2011 existierenden Station am Marktplatz eine hohe Fachkompetenz und es seien auch an den vorgesehenen Stationen direkte Umsteigemöglichkeiten zum ÖPNV möglich, was den Zugang zu dem Angebot erleichtere. Al-Wazir hofft, das Offenbacher Projekt werde zur „Blaupause“ für E-Mobil-Stationen in anderen Kommunen.
Für Thomas Kern, Prokurist und Marketing-Leiter beim RMV, passt das Offenbacher Angebot in die Strategie des Verkehrsverbunds. „Wir denken in Reiseketten, nicht mehr nur in Haltestellen.“ Deshalb werden die Elektrofahrzeuge in das Auskunftssystem des RMV integriert. Angemeldete Nutzer können bei Bedarf die gewünschten Fahrzeuge direkt aus der Verbindungsauskunft heraus reservieren. Die Ausleihe ist dann über das e-Ticket Rhein-Main möglich. Die Chipkarte ist damit nicht nur Trägermedium für Zeitkarten, sondern auch Schlüssel zu Car-Sharing und Fahrradvermietung.
Für Bürgermeister Peter Schneider (Grüne) ist die Elektromobilität schon lange nicht mehr wegzudenken aus Offenbach. „Wir brauchen den Verkehrs-Mix für eine lebenswerte Stadt“, so Schneider. Bremser aus den Reihen der anderen Parteien in Offenbach fürchtet er nicht. „Ich sehe am politischen Horizont niemanden, der das Projekt in Frage stellt.“ Im Übrigen verweist der Bürgermeister auf einen Beschluss des Stadtparlaments vom Mai des vergangenen Jahres, der das neue Projekt abgesegnet hatte.