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Es liegt was in der Luft, das Krach macht

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Gerd Fischer, Krimiautor aus Frankfurt, las in den Räumen der Bürgerinitiative Rumpenheim aus seinem neuen Werk „Fliegeralarm“, sehr zur Freude von BI-Aktivistin Ingrid Wagner.
Gerd Fischer, Krimiautor aus Frankfurt, las in den Räumen der Bürgerinitiative Rumpenheim aus seinem neuen Werk „Fliegeralarm“, sehr zur Freude von BI-Aktivistin Ingrid Wagner. © Richter

Offenbach - Die bisher von ihm erschienenen Regionalkrimis aufgefächert, das Stöffche im Bembel griffbereit, sitzt Gerd Fischer bei einer Lesung im Treff der Bürgerinitiative Rumpenheim. Der Frankfurter Autor präsentiert Auszüge aus seinem neuen Werk „Fliegeralarm“. Von Harald H. Richter

Kommissar Andreas Rauscher steht vor dem Traualtar, die Hochzeitsgesellschaft will das Ja-Wort hören. Doch die Zeremonie platzt – durch tosenden Fluglärm über der Sachsenhäuser Dreifaltigkeitskirche und den Anruf einer vermeintlichen Selbstmörderin. Als dann ein abgeschnittenes Ohr Rätsel aufgibt, sind der erfahrene Kriminalbeamte und sein Team gefordert. Ihre Ermittlungen führen sie mitten ins aufgeheizte Milieu der Flughafengegner und -befürworter. Inmitten aller Turbulenzen fällt es dem Kommissar nicht leicht, Ruhe und Übersicht zu bewahren; muss er doch herausfinden, wie weit Bürger gehen, wenn sie den Lärm nicht mehr ertragen können und sich gegen die Macht der Wirtschaft und der Politik wehren wollen. Bald kristallisiert sich heraus, dass die Geschichte im Jahr 1987 an der Startbahn West ihren Ausgangspunkt hat.

Fischers sechster Krimi „Fliegeralarm“ greift die bis heute kontrovers diskutierten Ereignisse um den Flughafenausbau im Rhein-Main-Gebiet und den Betrieb der neuen Nordwest-Landebahn auf. Der Autor erzählt zwar eine angenommene Geschichte, verknüpft jedoch geschickt Wahrheit und Fiktion. Zugleich unterfüttert er die Handlung mit erdachten Zeitungsartikeln, welche die Ereignisse seit Eröffnung der Nordwestbahn realitätsgetreu wiedergeben. „Ich habe im Vorfeld viele Gespräche mit Lärmgeschädigten geführt“, berichtet Fischer von seinen Recherchen und bestätigt: „Ob in Flörsheim, Offenbach oder am Lerchesberg, die Belastung in all diesen Gegenden ist erschreckend hoch.“ So erfuhr er von einer befreundeten Lehrerin, dass manche ihrer Schüler mit Ohrstöpseln im Unterricht sitzen, weil seit Eröffnung der neuen Landebahn unentwegt Maschinen über das Schulgebäude hinwegdonnern. Zu den gesundheitlichen Risiken kommt der Wertverlust privater Immobilien.

Auch diese Aspekte hat der Autor mit dem kriminalistischen Handlungsstrang seines Werks verwoben. Insofern ist „Fliegeralarm“ nicht nur ein Fluglärm-Krimi, sondern auch eine gesellschaftskritische Abrechnung mit knallharten Wirtschaftsinteressen, Lobbyismus und Maßlosigkeit. „Ich bin überrascht, wie gut das Buch selbst von Nicht-Betroffenen aufgenommen wird“, räumt der Schriftsteller ein.

Protest gegen Fluglärm

Da der apfelweinsüchtige Titelheld in Fischers Krimireihe bezeichnenderweise Kommissar Rauscher heißt, hält Ingrid Wagner vom Vorstand der Bürgerinitiative Rumpenheim in der Pause des Leseabends nicht nur einen kleinen Imbiss, sondern auch ausreichend Äppler fürs Publikum bereit. Das nutzt die Gelegenheit, um im Gespräch mit Fischer mehr über dessen literarischen Werdegang zu erfahren. Der gebürtiger Hanauer, in der Wetterau aufgewachsen, lebt seit mehr als 20 Jahren in Bockenheim. Er hat an der Goethe-Uni Germanistik, Kunstgeschichte und Politologie studiert, danach für mehrere Agenturen getextet, bevor er 2004 zum Krimischreiben kam. Inzwischen ist er Lektor, Verleger und Autor in Personalunion. In seinen Frankfurt-Krimis greift er immer wieder gesellschaftspolitische Themen auf.

So hat sich Fischer in „Paukersterben“ des Cyber-Mobbings angenommen und lässt „Robin Tod“, bei dem es um das tragische Hinscheiden zweier Investmentbanker geht, im Finanzmilieu spielen. Sein siebter Krimi, an dem er bereits schreibt, rückt die Mietpreisexplosion in der Mainmetropole in den Fokus. Ein Thema, dessen Brisanz – wie schon der Fluglärm – seine Offenbacher Lesergemeinde nicht unberührt lassen dürfte...

Fluglärm für Fraport-Chef Schulte

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