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Vergnüglich brilliert

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Gib ihnen den Jazz: Daniel Guggenheim setzte mit atemberaubenden Solo-Läufen besondere Akzente in Frank Zappas vertrackten Kompositionen. Der renommierte Musiker war 2001/02 Schulkünstler an Offenbachs Schillerschule.
Gib ihnen den Jazz: Daniel Guggenheim setzte mit atemberaubenden Solo-Läufen besondere Akzente in Frank Zappas vertrackten Kompositionen. Der renommierte Musiker war 2001/02 Schulkünstler an Offenbachs Schillerschule. © Kirstein

Offenbach - Mit Witz und Virtuosität huldigen die Grandsheiks in Biebers Wiener Hof der Legende Frank Zappa. Von Thomas Kirstein

Zappa ist zeitlos. Als die Grandsheiks dem Meister im Wiener Hof virtuosen Tribut zollen, ist da nicht nur der Frühfünfziger, der im Zappa-T-Shirt den wilden Zugaben-Einpeitscher gibt, sondern auch der langhaarige Mittzwanziger, der stolz sein Unterarm-Tattoo vorzeigt: der große Frank mit Mähne und charakteristischem Bart an der E-Gitarre. Die beiden Superfans sind am Ende eines mitreißenden Konzerts durchgeschwitzt.

Der Rest im bestens gefüllten Saal bekundet seine Begeisterung über die Interpretation der Bürgerschreck-Werke mit eher bürgerlich-vornehmem Beifall. Dabei hatte Wiener-Hof-Macher Reinhard „Blacky“ Prekel völlig Recht, als er die Grandsheiks allen Freunden der anspruchsvollen Zerstreuung wärmstens ans Herz legte. Niemand musste ein mit allen Phasen des aberwitzigen, 1993 verstorbenen Genies vertrauter Kenner sein, um einen rundum vergnüglichen Abend zu erleben – auch ohne die populärste Zappa-Sauerei „Bobby Browns Goes Down“.

Fünfer-Combo brilliert mit Mix aus Eingängigem und Vertracktem

Die Grandsheiks, fünf Musiker, die teils vorher in der auch fast schon legendären Tribut-Band Sheik Yerbouti aktiv waren, brillieren mit einer Mischung aus Eingängigen und Vertracktem, vermitteln, welch’ herausragender Komponist dieser Klassik, Jazz und Rock verbindende Rebell war. Das geht vom schön anrüchigen „Stinkfoot“ über die TV-Schmähung „I’m The Slime“ oder die Zahnseiden-Hymne „Montana“ bis zum finster-grandiosen Folter-Epos „The Torture Never Stops“. Sänger Maximilian Hilbrand unterstreicht mit großer Gestik den Witz der bissigen, selten stubenreinen Texte, nähert sich dem typischen, theatralisch artikulierenden Zappa-Vokalstil, ohne peinlich als Stimmenimitator glänzen zu wollen. Bassist Andi Mertens und Schlagzeuger Christian Majdecki meistern die Herausforderungen der zappaschen Rhythmik und Tempiwechsel, Thomas Schmittinger ist ein Gitarrist der besonderen Klasse.

Glanzlichter setzen mit ihren unerhörten Soli aber zwei Ausnahmevirtuosen: Jörg „Doc“ Heusers flinke Finger beschleunigen die schon rasanten Läufe des Meisters, ergänzt mit den Rückkopplungen des anderen Saitengenies Jimi Hendrix. Und da ist der international renommierte Jazzer Daniel Guggenheim, im Jahr 2000 Schulkünstler an der Offenbacher Schillerschule, der wie nebenbei die Tasten bedient, in erster Linie sich aber auf dem Saxofon die Seele aus dem Leib improvisiert, auf dass den Zappa-Fans der Mund vor Staunen offen steht: Solch einen Saxophonisten hat der Meister zu Lebzeiten nicht gehabt.

Bald Vorbereitungen für Freiluftsaison

Mit dieser Huldigung eines ganz Großen neigt sich die Saison 2012/13 im Wiener Hof ihrem Ende zu. Kommenden Samstag, 27. April, 20.30 Uhr, läutet das „kabarettistisch-musikalische Multitalent“ Sabine Fischmann, begleitet von Rodgau Monotone Ali Neander, den Pausengong. Dann bereitet man sich an der Langener Straße 23 auf die Freiluftsaison vor. Die hauseigene Allstar Band eröffnet am Sonntag, 9. Juni, zum Bieberer Markt den Biergarten.

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