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Idee des Bank-Kollektivs in Offenbach gestartet

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Eine Station beim ersten Bank-Kollektiv Offenbach war das Haus von Etagerie-Laden und Alle-Munde-Agentur an der Taunusstraße.
Eine Station beim ersten Bank-Kollektiv Offenbach war das Haus von Etagerie-Laden und Alle-Munde-Agentur an der Taunusstraße. © Georg

Offenbach - Sie überlegten, den Namen zu ändern. Bank-Kollektiv heißt es überall, doch durch die Nähe zur Bankenstadt Frankfurt schien dieser Begriff irreführend. Eva Kirchhoff und ihre Co-Initiatoren des ersten Bank-Kollektivs in Offenbach meinen aber Sitzgelegenheiten. Von Stefan Mangold

Worum es geht? Die Idee stammt aus den Niederlanden. In Amsterdam kam Privatleuten und Geschäftsinhabern vor drei Jahren der Gedanke, Sitzgelegenheiten vor ihren Häusern aufzustellen, Nachbarn und Passanten anzubieten, auf einen Kaffee oder Tee zu bleiben. Die Niederländerin Linda Hoekstra, seit 21 Jahren in Offenbach, erzählte davon Heike Hamann und Eva Kirchhoff. Die drei Frauen betreiben seit zwei Jahren die Etagerie an der Taunus-/Ecke Domstraße, ein Geschäft, das Handgefertigtes aus der Region vertreibt. Wer mittags erscheint, bekommt eine Suppe oder etwas anderes für kleines Geld.

Eva Kirchhoff erzählt einer Kundin, die gerade im Laden steht, demnächst tauche eine französische Praktikantin auf. Die Offenbacher Autorin Ida Todisco arbeite ums Eck, komme regelmäßig zum Essen und habe angefragt, ob die Etagerie eine brauchen könne. „Das ist das Prinzip, das wir fördern wollen“, freut sich Kirchhoff. In der Stadt funktioniere der Austausch, betont die ehemalige Frankfurterin, die vor sechs Jahren die Mainseite wechselte. Und die die Atmosphäre schätzt, „auch wenn niemand so gern auf Offenbach schimpft wie Alteingesessene“.

In Griechenland ein Bank-Kollektiv vorzuschlagen, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Im Süden spielt sich das Leben sowieso auf der Straße ab. „Wir wollen minimal institutionalisiert einen Anschub geben“, erklärt Kirchhoff. Wer am letzten Freitag eines Monats vor seiner Immobilie Bänke auf die Straße oder in den Hof stellen will, meldet sich vier Wochen vorher per E-Mail. Kirchhoff publiziert den Platz auf Facebook und Verteilern. Auch dieses Jahr bleibt nebulös, warum der Mai als Wonnemonat gilt. Johann Kneißl, dessen Kommunikationsagentur Alle Munde unter derselben Adresse wie die Etagerie firmiert, muss seine selbstgebackene Sachertorte erst mal drinnen verteilen. Als der Regen pausiert, stellt der österreichische Philologe, der seit 30 Jahren in Offenbach lebt, wieder Tisch und Stühle unter den Baum auf den Bürgersteig.

Dazu setzt sich Annette Weber, die demonstriert, dass der Grundgedanke funktioniert. Weber wohnt in der Gegend und lief zufällig vorbei. Die beiden lernen sich gerade kennen. Acht Parteien haben am Freitag am Bank-Kollektiv teilgenommen, die meisten im Nordend. „Es haben einige angerufen, dass sie wegen des Wetters nicht kommen“, bedauert Peter Reichard. Vor dessen Laden „Die Genussverstärker“, in dem Freunde seltener Gin- und Whiskysorten ebenso auf ihre Kosten kommen wie jene, die sich für deutsche Weine junger Winzer interessieren, spielt sich trotzdem Leben ab. „Fußball gibt‘s jeden Tag“, beobachtet Reichard die kickenden Kinder auf dem Goetheplatz – mit Freundin Ina Manthey, die auch im Laden arbeitet. „Die Genussverstärker“ sind Treffpunkt im Viertel. Reichard erzählt von einem Kunden, der beim Whisky-Probieren erwähnte, er wolle im Nordend einen Parkplatz mieten. Ein anderer drehte sich daraufhin um: „Ich hab‘ einen zu vermieten.“ Anmeldung unter bankkollektiv-of@gmx.de.

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