Kirchenmäuse als Spezialisten in Sachen Mord

Offenbach ‐ „Wer war’s?“, fragen sich die Zuschauer bis zum spannenden Ende. Und eines will wohl keiner: Mit den Figuren tauschen, die da in der alten, von dichtem Nebel umgebenen, Residenz der Familie Henk sitzen und nicht dahinter kommen, wer der Mörder ist, der einen nach dem anderen um die Ecke bringt. Von Katharina Skalli
Eine packende Krimikomödie präsentiert die Theatergruppe „Kirchenmäuse“ als ihr neustes Werk und knüpft damit an ein Stück von 2006 an, das sich ebenfalls um die verrückte Familie Henk drehte. Damals wie heute soll die Sippe ein Erbe antreten. Während sich im ersten Teil die Nachfahren von Septimus Henk gegenseitig den Garaus machen, um das Erbe mit möglichst wenigen teilen zu müssen, hat es im zweiten Teil ein anderer auf sie abgesehen.
Zu den fünf nachgerückten Henks, die das Monument House, den Sitz der Familie, für eine Nacht aufsuchen, um zu erben, gesellen sich fünf scheinbar Unbeteiligte. Mit herrlich überdrehten Figuren, bösem Witz und vergiftetem Sherry werden immerhin acht Figuren im Laufe des Thrillers auf fantasievolle Weise umgebracht. Und da ist immer wieder dieser Clown mit Totenmaske, der durch den Geheimgang schleicht, mordet und wieder verschwindet. Nicht ohne bei den Zuschauern eine Gänsehaut zu hinterlassen.
Bilder von der Krimikomödie
Neun Monate Vorbereitung stecken in dem Projekt, das bei der Premiere den Saal der Gustav-Adolf-Gemeinde bis auf den letzten freien Stuhl füllt. „Es wird immer voll“, sagt Gerrit Wiegand. Gemeinsam mit Stephanie Gomoll ist er verantwortlich für die Technik und die Kulisse, die den Kirchenmäusen beeindruckend gelungen ist. Die Bibliothek, in der munter gemordet wird, wirkt stilecht. Mit Kamin, einem großen Fenster hinter dem der Nebel über das Moor wabert, Samtvorhänge, Polster und ein geheimer Korridor hinter dem Gemälde, der sich quietschend und knarzend öffnet und wieder schließt.
Während sich der große Saal am Premierenabend füllt und die Gäste eifrig mit Sekt und Saft anstoßen, ist es hinter den Kulissen unruhig. Die Kostüme sitzen perfekt, die Maske hat gute Arbeit geleistet. Nur das Lampenfieber will nicht verschwinden. „Dafür sind wir Laienschauspieler“, sagt Gerrit Wiegand und lacht.
Die dreizehnköpfige Truppe macht alles in Eigenregie. Alles entsteht in Teamarbeit. Die Kulisse, die Requisiten, die Technik. Auch die Regie wird gemeinsam erarbeitet. Und die Arbeit zahlt sich aus: Den Schauspielern gelingt die Darstellung der überdrehten Charaktere. Vor allem Andreas Friedel bereitet dem Publikum als homosexueller Raumpfleger und Möchtegern-Schauspieler Vernon Previtt große Freude. Seine Figur passt so gar nicht in die feine, mordende Gesellschaft, so scheint es. Zu gut ist sein Herz, zu rosa seine Gummihandschuhe. Als die immerzu dämlich grinsende Athene Henk zu Vernon sagt: „Du bist doch einer von uns“, antwortet dieser: „Nein, ich bin einer von den anderen“, und trifft damit ziemlich genau ins Schwarze und den Humor des Publikums.
Sabrina Grab spielt die Anwaltsgehilfin Zoe Mapleton bitterböse und zickig und auch den anderen Akteuren nimmt man ihre Rolle ab. Vor allem aber ihre Spielfreude.
An diesem Samstag, 20. November, wollen die Kirchenmäuse den Gemeindesaal ein letztes Mal in diesem Jahr mit lautem Lachen füllen und bitten um 19.30 Uhr zur Vorstellung. Der Eintritt ist frei.