Kaufmännische Nachhilfe

Offenbach - Die Krise der Gemeinnützigen Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungs-GmbH hat personelle Konsequenzen zur Folge: Der Geschäftsführer bekommt einen Kaufmann an die Seite gestellt. Von Thomas Kirstein
Wie berichtet, kommt das Stadt-Unternehmen nicht um eine auch Entlassungen einschließende Rosskur herum, um die Insolvenz zu vermeiden. Am Dienstagabend bestellte der GOAB-Aufsichtsrat Christoph Nufer mit sofortiger Wirkung zum zweiten Geschäftsführer neben Jürgen Schomburg, der die Sozial-Firma seit 1992 leitet und weiter für den operativen Bereich verantwortlich bleibt. Der 47-jährige Diplom-Kaufmann leitet das Controlling der Stadtwerke-Holding. Der Aufsichtsrat folgt dem Rat eines externen Wirtschaftsprüfers. Dieser erarbeitet ein Sanierungskonzept, Zwischenergebnisse hat er bereits am 5. August vorgestellt. Eine Empfehlung darin ist die Installation einer Position, die Wirtschaftsprüfer „Chief Restructuring Officers“ nennt.
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Anstatt einen solchen Chef-Restrukturierer für teuer Geld von außen einzukaufen, besann sich die Stadt auf eigenes Potential. Christoph Nufer soll parallel zu seiner Aufgabe bei der SOH in der wirtschaftlich angeschlagenen GOAB geeignete Veränderungen.; Ziel ist die wirtschaftliche Stabilisierung eines Unternehmens, das in guten Jahren durch Zuschüsse und Verkaufserlöse Umsätze zehn Millionen Euro machte. Die Erlöse aus Maßnahmen für Langzeitarbeitslose, eines der tragenden Standbeine der GOAB, sind aber weggebrochen. Um die deutlich weniger gewordenen Ausschreibungen von Arbeitsamt oder Mainarbeit bewerben sich konkurrierende Träger.
Leistungen halbiert
Die Bundesregierung hat die Leistungen zur Eingliederung nach dem Sozialgesetzbuch seit 2010 von 6,35 Milliarden auf 3,326 Milliarden Euro im Jahr halbiert. „Damit sind Spielräume und Mittel für die Förderung von Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt massiv eingeschränkt worden“, bedauert der zuständige Dezernent und Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Felix Schwenke (SPD) die Berliner Vorgabe, Budgets für öffentlich geförderte Beschäftigung zu kürzen. Der GOAB fehlen diese Einnahmen. Auf der Kostenseite, besonders beim Personal, habe sie ihre Strukturen nicht an die geänderte Situation anpassen können, da viele Arbeitsverhältnisse unkündbar seien, erläutert Schwenke.
Bei seinem Amtsantritt vor elf Monaten hat der Stadtrat ein Sanierungskonzept eingefordert: Nur diejenigen Abteilungen sollten erhalten bleiben, die einen positiven Ergebnisbeitrag leisten; alle anderen Abteilungen seien auch mit betriebsbedingten Kündigungen zu schließen. Schwenke macht klar: „Ob dies mit dem harten Restrukturierungsplan unter erheblicher Beteiligung der Mitarbeiter gelingt oder nur über eine Insolvenz in Eigenverantwortung, wird sich weisen.“ Die Stadt als Gesellschafterin habe jedenfalls das Ziel, den unter den genannten Vorgaben überlebensfähigen Teil der GOAB fortzuführen. Sie hat es freilich nicht allein in der Hand: Notwendigen Bürgschaften müsste der Regierungspräsident zustimmen.