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Zirkus Barus als Beispiel für Konflikt mit Tierschützern

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Direktor Marco Frank vom Zirkus Barus ist sehr stolz auf seinen drei Monate alten Kamelnachwuchs Simon.
Direktor Marco Frank vom Zirkus Barus ist sehr stolz auf seinen drei Monate alten Kamelnachwuchs Simon. © Georg

Offenbach - Vergangene Woche wurde ein Mann im Odenwald von einem entlaufenen Zirkuselefanten tödlich verletzt. Jetzt wird wieder heftig über die Haltung von Tieren im Zirkus diskutiert. Von Rebecca Röhrich

Laut aktueller Umfrage wollen zwei Drittel aller Deutschen keine Tiere mehr wie Löwen, Giraffen oder Elefanten in der Manege sehen. Aber auch Zirkusse, die domestizierte Tiere in ihrem Programm haben, geraten in die Kritik. Seit gestern gastiert der Zirkus Barus auf dem Gelände an der Offenbacher Straße. Marco Frank und seine Familie führen den Wanderzirkus in achter Generation. Seit etwa sechs Jahren ohne Auftritte von Wildtieren. Allerdings haben sie neben Komik- und Artistiknummern eine Show mit Kamelen und Pferden im Programm. „Ohne Tiere ist es kein Zirkus mehr, sondern Varieté “, findet Direktor Frank.

Zwar ist der Deutsche Tierschutzbund nicht prinzipiell gegen die Haltung sogenannter Nutz- oder Heimtiere wie Pferde oder Kamele in Zirkussen. Aber selbst für Heimtierarten „können die Grundbedürfnisse in einem Wanderzirkus kaum erfüllt werden“, heißt es auf Anfrage beim Deutschen Tierschutzbund. Allerdings schließt für die Tierschützer eine artgerechte Haltung grundsätzlich eine Dressur aus. Das sieht Frank anders. Seine Tiere gehörten zur Familie, und es gehe ihnen gut. Er halte die Vorgaben des Veterinäramts streng ein. In den meisten Aspekten könne sein Betrieb sie sogar übertreffen. Die Tiere hätten bei ihm mehr Platz als gefordert. Ein Beispiel: Laut Frank ist die Vorgabe vom Amt für seinen Friesen Artus neun Quadratmeter Platz im Stall, das Pferd habe aber 18 Quadratmeter zur Verfügung.

„Unzureichende Regelungen“

Aber genau da liegt das Problem: Für den Deutschen Tierschutzbund sind „die rechtlichen Regelungen zur Haltung von Tieren in Zirkussen völlig unzureichend“. Das Tierschutzgesetz sei zu allgemein gefasst. Frank macht also bei Barus rechtlich gesehen alles richtig. Davon zeugen die regelmäßigen amtstierärztlichen Kontrollen und seine sorgfältig geführten Bücher über die Gesundheit der Tiere. Trotzdem macht er in den Augen von Tierschützern Grundsätzliches falsch: Er hat Tiere im Programm.

„Die Show dauert doch nur fünf Minuten“, sagt Frank. Danach stünden die Tiere wieder, wie andere Nutztiere, im Stall oder auf der Wiese und seien unter sich. Der Transport mache ihnen nichts aus. Dies seien sie von Geburt an gewohnt. Auch das ist ein Punkt, den der Tierschutzbund kritisch sieht. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft habe den Transport von Zirkustieren nicht einheitlich geregelt. Es mag sein, dass Frank von sich heraus seinen Tieren keine zu engen Transporter zumutet und keine längeren Strecken als 50 Kilometer am Tag zurücklegt; die offiziellen Vorgaben ermöglichen aber auch deutlich schlechtere Transportbedingungen.

Die Diskussion um die artgerechte Haltung von Tieren werde nicht differenziert genug geführt, findet Tourneeleiter Reiner Bohländer. Man könne nicht alle Zirkusse „über einen Kamm scheren“. Immer wieder, sagen Frank und Bohländer, haben sie Tierschützer eingeladen, sich die Unterbringung der Tiere mit eigenen Augen anzuschauen. Bisher sei kein Zirkusgegner auf das Angebot eingegangen.

Die Plakate, die vom Zirkus Barus aufgehängt wurden, sind nachts von Unbekannten überklebt worden: „Fällt aus wegen Tierquälerei“, stand auf den Aufklebern. Das regt Marco Frank auf. Er fühlt sich ungerecht behandelt. Schließlich erfülle er die Vorgaben. Er wünscht sich eine inhaltliche Auseinandersetzung und einen Dialog mit den Kritikern, unabhängig von gesetzlichen Vorgaben und deren Bewertung.

Denn grundsätzlich finde er es gut, dass es Tierrechtler gibt, die sich für den Schutz der Tiere einsetzten. „Aber ein Bild der tatsächlichen Lebenssituation von Zirkustieren, kann man sich nur individuell machen.“

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