Kommentar: Aufmarsch der Willigen
Syriens Präsident kann zufrieden sein. Die mit großem Getöse angekündigte Delegation der Arabischen Liga hat die Stadt Homs besucht, in der Baschir al-Assads Schergen noch immer wüten und töten, und festgestellt: alles in Ordnung, nichts Beunruhigendes.
Noch zynischer, noch menschenverachtender hätte der Freibrief für einen Despoten kaum formuliert werden können.
Aber was kann man von einer Delegation schon erwarten, an deren Spitze ein General steht, der sich seine Sporen als Handlanger des sudanesischen Präsidenten Al-Baschir verdient hat, der vom Internationalen Gerichtshof wegen Kriegsverbrechen angeklagt ist? Was will man von einer Arabischen Liga erwarten, die sich seit Jahren als stumpfe Waffe erweist und sich in ebenso ermüdenden wie nutzlosen Palavern erschöpft?
Assad manipuliert und verschleiert. Er hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Welt über die syrischen Zustände zu täuschen. Die Delegation der Liga hilft ihm dabei. Willig und wissentlich. Sie sieht nur, was sie sehen will: nichts. Ein Ende der Gewalt ist nicht abzusehen.
Deutlich geworden ist mit dem Besuch der Liga-Vertreter auch, dass Assad zu stürzen wesentlich schwieriger werden wird, als dies bei den Despoten in Tunesien, Ägypten und Libyen der Fall war. Vor allem, weil Assad das Wohlwollen des Iran und die Unterstützung Russlands genießt. Aber vielleicht haben die Liga-Vertreter ja doch noch eine zündende Idee, wie das Blutvergießen und die Ära Assad endlich beendet werden können.