Mit dem Pinsel gegen den Wind

Dietzenbach - „Geeschewind“: So lautete das Motto der „ARTig 2012“, den Dietzenbacher Kunsttagen, die am Wochenende nunmehr zum sechsten Mal im Bürgerhauses veranstaltet wurden. Doch was wollen uns die Künstler damit überhaupt sagen? Geeschewind? Von Sascha Reichelt
„Dem Widerstand etwas Positives abgewinnen“, so etwa beschrieb es Bürgermeister Jürgen Rogg in seiner Eröffnungsrede. Zum Beispiel das Flugzeug, das nur bei Gegenwind Auftrieb erhält oder der Skispringer, dem dieser zum Weitsprung verhilft. Im gleichen Atemzug verwies Rogg sodann auf jene Künstler, die in vergangenen Epochen für ihr kreatives Schaffen verfolgt wurden, deren Widerstand sie jedoch aufrecht hielt und lobte sogleich das demokratische Recht der Kunstfreiheit.
26 Aussteller aus Stadt und Region hatten sich versammelt, um ihre neusten Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Denn Aktualität wird groß geschrieben. Wie immer war es zwingende Voraussetzung, dass die Bilder erstmalig auf der „ARTig“ zu sehen waren. Kaum verwunderlich, dass bei einigen die Farbe noch nicht gänzlich getrocknet war. Schon am Freitagabend herrschte bei der Vernissage großes Publikumsinteresse. Bei Crackern, Wein und lässigen Piano-Klängen eines Christoph Neubronners verlockte die Ausstellung erneut zu einem die Sinne stimulierenden Schlendergang durch das Capitol. Ob Malerei, Skulptur, Kalligrafie oder Mischtechniken: der Fantasie war keine Grenze gesetzt.
Bilder der Kunstausstellung
Als „Stargast“ konnte Illustrator Klaus Puth gewonnen werden. Der Mühlheimer erlangte insbesondere durch seine Gans-Cartoons internationale Bekanntheit, aber auch Kühe in verschiedenen Yoga-Posen gehören neuerdings zu seinem Markenzeichen. Zur „ARTig“ stieß er durch die enge Freundschaft zur Ratte-Ludwig-Schöpferin Uschi Heusel, die ebenfalls mit von der Partie war. Sein Eindruck: „Ich bin positiv von der guten Organisation überrascht. Ich hab schon Ausstellungen erlebt, bei denen man sich erst mal seine Stellwände zusammensuchen musste. Hier dagegen herrscht eine tolle Kommunikation!“
Unweit befand sich der Stand von Karin Luft. Die ehemalige Kunstlehrerin aus Sprendlingen war zum ersten Mal dabei und zeigte Skyline-Bilder von Frankfurt und New York in Acryl, obwohl sie den „Big Apple“ noch nie zu Gesicht bekommen hat. Sie hat einen Faible für das Surreale, wie sie zugibt. Ihre Vielseitigkeit verdeutlicht die Malerin durch ganz abstrakte Gemälde, mit denen sie den Ausgleich zur exakten Kunst sucht, wie sie berichtet.
An anderer Stelle bot Wolfgang Hubert Welz Landschaftsbilder von den verschiedensten Flecken der Erde. Der Künstler aus Rödermark malt keinen Ort, an dem er selbst nicht schon war. Auch ein Dietzenbach-Motiv verbarg sich unter seinen Aquarellen. Der Weg zum Patershäuser Hof an einem „unbeschreiblich schönen Herbsttag“. Genau jenes Szenario habe er sich bei einem Spaziergang eingeprägt und gleich gemalt.
Sonja Janson hat bewusst alle Beschilderungen weggelassen. Die Künstlerin mit dem unverkennbar farbenprächtigen Stil möchte den Betrachter nicht mit eigenen Gedanken ablenken. Wahrlich dürfte es schwer fallen ihre teils abstrakten Werke zu kategorisieren, welche doch von einer markanten Handschrift geprägt sind.