Fernwärme: IG Energie formuliert Forderungen
Dietzenbach - Im Kampf gegen das neue Fernwärme-Preissystem hat die IG Energie nun einen Forderungskatalog formuliert, mit dem sie in die Gespräche mit der EVD gehen möchte. Von Norman Körtge
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fraktionen mit diesem Bericht zufrieden sind“, kommentiert Manfred Schaffeld das Schreiben der Energieversorgung Dietzenbach (EVD) zu den erweiterten Sprechstunden anlässlich des neuen Fernwärme-Preissystems. Schaffeld ist einer der Sprecher der Interessensgemeinschaft (IG) Energie, die nach eigener Aussage mittlerweile 108 Mitglieder zählt. Schaffelds Mitstreiter Manfred Geske hatte die Bürgerfragestunde im Stadtparlament am Freitag genutzt, um nach diesem Bericht zu fragen, der zu dieser Sitzung zugesagt worden war. Bürgermeister Jürgen Rogg antwortete, dass den Stadtverordneten dieser am Morgen zugegangen ist. Früher sei es nicht möglich gewesen, da das Schreiben mit der EVO, die neben den Stadtwerken zu 50 Prozent Gesellschafterin der EVD ist, habe abgestimmt werden müssen. Das bezweifelt Schaffeld. Der IG liegt eine in weiten Teilen wortgleiche, in Passagen sogar detailliertere Stellungnahme der EVD vor, die WIR-BfD-Fraktionsvorsitzender Harald Nalbach ihnen als Antwort auf deren offenen Brief bereits Tage zuvor habe zukommen lassen. Auf Anfrage blieb Rogg bei der im Parlament getätigten Aussage. Er habe lediglich den von der EVD erstellten Bericht weitergeleitet.
In dem Bericht beschreibt die EVD unter anderem, wie Fernwärmekunden in der Kreisstadt von dem neuen Preissystem betroffen sind. Demzufolge würden etwa ein Viertel der Hauseigentümer beziehungsweise Hauseigentümergemeinschaften durch das Preissystem mehr als fünf Prozent im Vergleich zur Vorjahresabrechnung sparen. Bei rund 30 Prozent bliebe der Preis nahezu unverändert, wobei die EVD dabei als Spannbreite den Bereich von bis zu fünf Prozent weniger bis maximal fünf Prozent mehr nennt. Diese beiden Gruppen würden bereits 55 Prozent der etwa 1 200 EVD-Kunden umfassen, heißt es. Im Vergleich dazu hätten 245 Liegenschaften eine Preiserhöhung von bis zu 15 Prozent, 150 Abnahmestellen bis zu 25 Prozent, 40 Liegenschaften bis zu 30 Prozent und rund 70 Liegenschaften mit mehr als 30 Prozent Preiserhöhung zu rechnen.
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Schaffeld und Geske sind nach diesem Bericht mehr denn je davon überzeugt, dass sie, und damit die IG, nur dann erfolgreich gegen das seit 1. Oktober 2015 geltende neue Fernwärmepreissystem ankämpfen können, wenn sie andere Instanzen einschalten. Und das haben sie bereits getan, wie sie auf der jüngsten IG-Versammlung berichteten. So hätten sie beim Verbrauchzentralen-Bundesverband (VZBV) in Berlin nicht nur Gehör gefunden, ihre Erfahrungen und Berichte seien auch in ein vergangene Woche vorgestelltes Positionspapier mit dem Titel „Fernwärme – notwendige Reformen des Monopolsektors“ eingegangen. Der VZBV habe im Nachgang die Dietzenbacher aufgefordert, ihren Bericht detaillierter auszuarbeiten, um diesen dem hauseigenen Justiziar vorlegen zu können, der eine Klage dann prüfe.
Ausformuliert hat die IG bereits ihren Forderungskatalog an die EVD, mit der es demnächst ein Gespräch geben soll. Darin hält die IG fest, dass die EVD den Versuch unternehme, den bestehenden Wärmelieferungsvertrag, der eine Preisgleitklausel und einen Anschluss- und Benutzerzwang beinhaltet, einseitig außer Kraft und durch einen neuen zu ersetzen. Es müsse eine Wahlmöglichkeit geschaffen werden, ob ein Kunde die neue Vertragsform mit den dortigen Tarifen – EVDSmart oder EVDplus – annehmen möchte oder beim alten Preissystem „K“ bleiben will. Geske und Schaffeld berufen sich dabei auf ein Vorgehen, das 2001 die EVO bei der Einführung des neuen Preissystems angeboten habe. Weitere Forderungen sind eine nachvollziehbare Rechnungsstellung, eine schriftliche Beantwortung der gestellten Einsprüche gegen das Inkraftretten des neuen Preissystems – Geske und Schaffeld warten seit Monaten darauf – und eine Aufhebung des Fernwärme-Anschluss- und -Benutzerzwangs sowie löschen der Einträge im Grundbuch.