Vom Denken, Fühlen und Wollen

Dietzenbach - Im Bio-Leistungskurs der 13. Klasse geht es um das menschliche Auge: Wie ist es aufgebaut? Warum und wie sehen wir überhaupt? Von Carolin Henneberg
Passend dazu haben Schüler der Rudolf-Steiner-Schule ein paar optische Täuschungen und Experimente für die Besucher des Tages der offenen Tür vorbereitet. In ihrem Vorführunterricht zeigen die Gymnasiasten Bilder von sich selbst, die sich beim Starren auf einen Punkt in der Mitte zweier Fotos zu verformen beginnen. Aber nicht nur die Biologen haben sich etwas ausgedacht, auch der Grundschulunterricht ist offen und kann von interessierten Besuchern beobachtet werden.
Neben der Möglichkeit, die Philosophie und Pädagogik der Schule kennenzulernen, gibt es auch diesmal wieder viele Stände und Mitmachaktionen beim traditionellen Herbstmarkt der Schule, den handgefertigte Puppen, Feen aus Märchenwolle, gestrickte Tiere und Zwerge und noch vieles mehr charakterisieren. „Seit drei Jahren veranstalten wir den Tag der offenen Tür und den Herbstmarkt nun schon zusammen“, sagt Andreas Lang, Physik- und Mathelehrer an der Waldorfschule. „Es ist eine gute Möglichkeit, sich neben dem Markt auch die schulischen Veranstaltungen anzuschauen. Eine schöne Mischung, wie ich finde.“
Neben interessierten Eltern, die sich mit dem Konzept vertraut machen möchten, finden auch viele ehemalige Schüler den Weg in ihre alte Lernstätte. Die Pädagogik der Rudolf-Steiner-Schule unterscheidet sich in verschiedenen Punkten von jener öffentlicher Schulen. So zum Beispiel das Prinzip der rhythmischen Gliederung von Unterrichts-, Tages-, Wochen- und Jahresverlauf. „Durch die Gliederung der Unterrichtsstunden in verschiedenen Phasen finden sich die Kleineren gut zurecht und wissen zu jedem Zeitpunkt, was als nächstes passieren wird“, erklärt Klassenlehrerin Annette Milz. Im Mittelpunkt der Waldorfpädagogik stehe das Prinzip der gleichberechtigten Förderung von Denken, Fühlen und Wollen. Besonderen Wert legt der Waldorf-Lehrplan deswegen auch auf handwerklich-praktische und künstlerisch angelegte Fächer wie Gartenbau und Eurythmie.
Abiturparty der Rudolf-Steiner-Schule
Aus der Sicht von Barbara Schleich, Mutter einer Zehntklässlerin und ehrenamtliche Pressesprecherin an der Schule, ist aber vor allem das soziale Miteinander unter den Schülern hervorzuheben. „Gerade dadurch, dass die Kinder erst in der neunten Klasse Noten erhalten – davor gibt es schriftliche Zeugnisse – gibt es viel weniger Konkurrenzdenken als an anderen Schulen. Jeder Schüler findet hier seinen Platz. Die soziale Kompetenz hat eine ganz andere Qualität, und es wird immer versucht, alle mitzunehmen“, betont Schleich. Wer den Tag der offenen Tür verpasst hat, sich gerne aber selbst ein Bild machen will, kann dies bei einem der öffentlichen Infoabende tun. An jedem ersten Freitag im Monat beantworten Eltern und Waldorfpädagogen ab 20 Uhr Fragen rund um die Rudolf-Steiner-Schule (An der Vogelhecke 1), ihre Philosophie und Pädagogik. Das nächste Treffen steht am Freitag, 5. Dezember, auf dem Plan.