Bergsteigen als Lebenselixier

Dreieich - Wer Emil Kostadinov eine Weile zuhört, der glaubt anschließend, bei seinen Abenteuern dabei gewesen zu sein. Der Dreieichenhainer ist passionierter Bergsteiger und Reiseleiter. Von Cora Werwitzke
Heute Abend präsentiert der gebürtige Bulgare im Bürgertreff Götzenhain die Multivisionsshow „Russland – Trekking und Bergsteigen im Herzen des Kaukasus“.
Vor drei Jahren brach Emil Kostadinov mit einer zwölfköpfigen Gruppe in Richtung Kaukasus auf, um die 5642 Höhenmeter des Elbrus zu bezwingen. Der Berg im Grenzgebiet zwischen Russland und Georgien konkurriert mit Frankreichs Mont Blanc um den Titel „Höchster Berg Europas“. Der Elbrus ist gut 800 Meter höher, liegt allerdings je nach Definition der innereurasischen Grenze für die einen in Europa, für die anderen in Asien. Kostadinov wird die Herausforderung heute vor Publikum nochmal aufleben lassen. „Wir sind über die Nordseite zum Gipfel vorgedrungen“, verrät der 43-Jährige. „Das war eine große Sache – mit Basecamp, Proviant schleppen und allem drum und dran.“
Bergsteigen so wichtig wie das Atmen
Seit sieben Jahren wohnt Emil Kostadinov in Dreieichenhain. Das Bergsteigen, sagt er, sei für ihn so wichtig wie das Atmen. Auch, weil die raue Bergwelt ihm Perspektive gegeben hat, als es für ihn vor einigen Jahren kaum Perspektiven gab. Kostadinov, der in Dieburg ein Studium in Nachrichtentechnik absolviert hat, wurde Ende der Neunziger nach Bulgarien abgeschoben. Zwei Jahre lang schlug er sich als Obdachloser durch, ging dort in die Berge, bis er Ende 2000 als einer der ersten Green Card-Besitzer überhaupt nach Deutschland zurückkehrte.
Für Europäer eine unglaubliche Erfahrung

Heute ist Emil Kostadinov verheiratet, hat eine kleine Tochter und arbeitet als Ingenieur bei einem Dietzenbacher IT-Unternehmen. Für den Münchner Reisedienstleister Hauser-Exkursionen begleitet er nebenberuflich Touren – „letztes Jahr war ich mit einer Gruppe im Iran unterwegs.“ Besonders schätze er die Begegnungen mit Einheimischen in den spärlich bewohnten Landstrichen. „Die Leute haben so gut wie nichts, aber was sie haben, teilen sie mit uns. Das ist für Europäer eine unglaubliche Erfahrung.“ Ebenso wie die unberührte, wilde Natur. Mit Vorliebe plant Kostadinov sogenannte Pioniertouren. „Routen, auf denen noch kein Mensch unterwegs war“, präzisiert der Bergsteiger. Doch nicht jede Reise ist gleich anspruchsvoll. „Die Voraussetzungen, um in der Gruppe mitwandern zu können, sind von Tour zu Tour unterschiedlich“, erklärt der Dreieichenhainer. „20-Jährige hatte ich schon genauso dabei wie fitte 70-Jährige.“
Mit einem Freund per Anhalter in die Schweiz
Die für ihn vielleicht wichtigste Reise hat Emil Kostadinov in einem Buch festgehalten. „Eiger – Traum und Wirklichkeit“ avancierte in Bulgarien zum Bestseller. Das Buch dokumentiert, wie Kostadinov – nur kurz zuvor aus Deutschland abgeschoben – mit einem Freund per Anhalter in die Schweiz trampt, um mit extrem geringen finanziellen Mitteln die schwierigste Nordwand der Alpen zu besteigen.
Die Möglichkeit, mit Emil Kostadinov ins Gespräch zu kommen, besteht heute Abend nach der Multivisionsshow. Die beginnt um 20 Uhr. Infos auf seiner Internetseite.