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Flughafenarzt kündigt wegen Fluglärm

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Frankfurt (mic) - Nachrichten mit schlechter Imagewirkung: Der Unfallchirurg Jochen Krauß, der in Sachsenhausen eine Praxis betreibt, bestätigte gestern einen Bericht der „Frankfurter Neuen Presse“ (FNP), demzufolge er seine Tätigkeit als Leitender Notarzt der Flughafenklinik fristlos gekündigt hat.

Grund: Der Fluglärm habe durch die Kapazitätssteigerung und die neue Landebahn eine derartige Belastung entwickelt, dass er eine Tätigkeit für den Flughafen mit seinem ärztlichen Ethos nicht mehr in Einklang bringen könne. Krauß gab seinen Fraport-Ausweis zurück. „Ja, es gab Reaktionen in meiner Praxis darauf, und die waren durchweg gut. Die Leute haben sich bedankt und fanden mein Verhalten glaubwürdig“, so Krauß gestern.

Bei seiner Arbeit sei er meist mit alten oder schwachen Menschen konfrontiert. Die litten zwar unter dem immer stärkeren Fluglärm, seien aber nicht in der Lage, ihr Leiden der Öffentlichkeit mitzuteilen. Der Mediziner verdient sein Geld hauptsächlich mit seiner Praxis in Sachsenhausen, am Flughafen zählt er mit ein bis zwei Bereitschaftsdiensten pro Monat nicht zu den festangestellten Ärzten.

Gewinn geht auf Kosten der Gesundheit von Schul- und Kindergartenkindern

Krauß verweist Fraport gegenüber auf die gestiegene Belastung der Kindergärten und Grundschulen im Süden der Mainmetropole durch den Flugbetrieb. „Der Gewinn von Fraport geht auch auf Kosten der Gesundheit von Schul- und Kindergartenkindern“, begründet er seinen Schritt in einem Schreiben an Fraport-Chef Stefan Schulte. Er sei seit 15 Jahren als Leitender Notarzt der Flughafenklinik für die Gesundheit der Mitarbeiter und Passagiere verantwortlich gewesen. Krauß beschuldigt Schulte, mit öffentlichkeitswirksamen Spendenübergaben sein schlechtes Gewissen beruhigen zu wollen, aber für ein Gespräch mit den Bürgerinitiativen gegen den Fluglärm keine Zeit zu haben.

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Der Mediziner, so die FNP, gehört selbst einer dieser Initiativen an. Auch an der Deutschen Flugsicherung lässt Krauß kein gutes Haar. Hier tue man sich ebenfalls schwer, den Ausbau-Kritikern zuzuhören. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sei erst jetzt, nachdem der öffentliche Druck zugenommen habe, bereit, sich auf ein Gespräch einzulassen.

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