Kommentar: Fraport hat nichts gegen Lärm-Demos

Es war nichts wirklich Neues, was Flughafenchef Schulte gestern über Lärmschutz verkündete. Zur kaum 30 Minuten dauernden Pressekonferenz war sehr eilig eingeladen worden. Es gab keinen Konferenzraum, eine Ecke in der Lobby der opulenten Fraport-Zentrale musste genügen. Von Michael Eschenauer
Manches, was gesagt wurde, ging im Fluglärm unter. Fakt und Ort zeigen Zweierlei: Offenbar in letzter Minute hat man bei Fraport erkannt, dass die 100. Montagsdemo der Fluglärmgegner im Terminal 1 am Montag ein Datum ist, das man nicht verstreichen lassen darf, ohne Flagge zu zeigen.
Und zweitens: Die anfangs belächelten Demonstranten sind längst kein Grüppchen mehr, das man als weltfremde Wichte abtun könnte. Ihr gewachsener Rückhalt in Politik und Bevölkerung macht auch für ein Dickschiff wie Fraport Maßnahmen politischer Landschaftspflege unverzichtbar. Das „Flagge zeigen“ von Flughafenchef Schulte erfolgte konsequenterweise nicht selbstherrlich nach dem Motto: Was wollen diese Verblendeten eigentlich? Sondern mit verständnissinnigem Timbre und dem paternosterartig vorgetragenen Gelöbnis, weiter alles „technisch und betrieblich Mögliche“ für mehr Ruhe zu tun. Schulte lässt die bekannten ökonomischen Argumente für das Wohlergehen des Flughafens nicht unerwähnt, aber er versucht eine Konfrontation zu vermeiden. Klare Kante wäre tödlich fürs Image und könnte den Widerstand zusätzlich mobilisieren.
Das „Erste Maßnahmenpaket zum Aktiven Schallschutz“ des Konvents Forum Flughafen und Region, vorgelegt am 29. Juni 2010, umfasste sieben flugtechnische Änderungen. Im aktuellen Katalog finden sich ihrer 20. Es mag Doppelzählungen geben. Manches ist „in der Prüfung“, wird vielleicht nie das Licht der Sonne am Himmel über Frankfurt erblicken. Anderes mag reines Chichi sein. Trotzdem: Es geschieht etwas, es wird verschärft nachgedacht.
Genau das hätten sie am liebsten vermieden, die Manager der Luftverkehrswirtschaft und die Lotsen der Airliner. Dass sie damit gescheitert sind, verdankt die Region nicht wachsamen Politikern oder weiser Selbstbeschränkung - sie verdankt es jenen unermüdlichen Plakateschwenkern, Flugblattschreibern und Tröten-Trötern im Terminal 1. Ohne ihren Krach im Terminal 1 wird’s davor niemals leiser.