Lokalradio aus der Stadt und für die Stadt

Frankfurt - Tag der offenen Tür bei Radio X. Endlich Gelegenheit, den Hörern die neuen Räumlichkeiten im Hinterhaus der Kurfürstenstraße 18 vorzustellen. Dabei war der Umzug ins Herzen Bockenheims kein freiwilliger. Von Detlef Kinsler
Ausgerechnet im letzten Weihnachtsurlaub erreichte die Leiterin der Radio-X-Geschäftsstelle, Petra Widmayer; die Nachricht der Kündigung der Räumlichkeiten in der Schützenstraße zum 1. Januar - mit einer Sechsmonatsfrist zum Auszug. Klar war vorher: das Dach in der Schützenstraße wird saniert werden müssen. „Dann entschied die Vermieterin aufzustocken. Die Bauvorschriften verlangten ein Flachdach, das hieß Wände verstärken, das Bauprojekt wurde immer größer. Plötzlich hieß es: ein Jahr Baustelle“, erinnert sich Widmayer an die Hiobsbotschaften. Keine Chance, so den Sendebetrieb des Lokalsenders aufrecht zu erhalten. Es kam es zur Trennung.
„Finde mal ‘was in drei Monaten, denn du brauchst ja auch noch Zeit für Vertrag, Umbau, Umzug. Das ist nicht so leicht in Frankfurt“, sah sich das Radio-X-Team vor einer großen Herausforderung. Dass die gemeistert wurde, lag auch daran, dass die Hilferufe des werbefreien Stadtradios für Frankfurt am Main (so die offizielle Bezeichnung) erhört wurden. Ansprechpartner waren das Kultur- und das Stadtplanungsamt. „Ich habe ein E-Mail an Olaf Cunitz (Bürgermeister und Planungsdezernent, d. Red.) geschickt, wir müssen da raus, können wir mit der Unterstützung der Stadt rechnen? Da kam sofort eine Antwort, ein Anruf bei mir zuhause. Ja, was können wir tun?“, freute sich Widmayer. Auch dank der Fürsprache des Bürgermeisters und der genannten Ämter gab es Umbaukostenzuschüsse, so zum Beispiel 35 000 Euro von den Kreativwirtschaftsförderern „Radar - Kreativräume für Frankfurt“ und auch Sondermittel der LPR Hessen (die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk ist für private Radio- und Fernsehanbieter zuständig) in etwa halber Höhe. Ein „radio x UmzuXspendenmarathon 2015“ brachte weitere 12.000 Euro ein.
„Ein positiver Effekt dieses Umzugs und sehr ermutigend zu sehen war, dass so viele Leute Geld gegeben haben. In vielen Rückmeldungen hieß es: Euch muss es weitergeben!“, sagt Widmayer. Ein Indiz für die Verbundenheit der Stadt und der Szene mit dem 1997 gegründeten und von Ehrenamtlichen gestalteten Radioprogramm. Auch die schönen, neuen Räumlichkeiten sind übrigens mit Hilfe von Hörern gefunden worden. Nach 30 gescheiterten Anläufen vorher passten Objekt und Umfeld. „Zwei Studios, ein kleines und ein großes, das eine wird von den DJs genutzt, schalloptimiert und schallisoliert, das Große eignet sich für viele Gäste, auch mal mit Livemusik. Und alle freuen sich, dass man auch mal rausgucken kann, weil es hier Fenster hat“, ist Widmayer begeistert von der neuen Adresse. Alle blieben an Bord, auch die anfänglichen Zweifler. „Bockenheim ist so weit draußen“, meinten vor allem die Offenbacher in der Mannschaft.
Und so bleibt auch das bewährte Programmangebot, das gewährleistet, dass die Stadt in all ihren Facetten abgebildet wird. „Wir sind ja ein Lokalradio, das ist unser Auftrag, auch unser Wunsch und Wille, Initiativen aus der Stadt, die hier verwurzelt sind, ein Forum zu bieten, ihre Anliegen vorbringen zu können. Von daher gibt es eine sehr starke Vernetzung von den Hörern und Sendungsmachern“, sagt Widmayer. Radio X ist weiter auf den Frequenzen FM 91,8 MHz und Kabel 99,85 MHz zu empfangen.