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Wirte schicken Sky die Kündigung

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Wenn heute die Fußball-Bundesliga in die neue Saison startet, bleiben in vielen Gaststätten, die bislang Abonnenten des Bezahlkanals waren, die Bildschirme aus. „Zu teuer für uns“, heißt es.
Wenn heute die Fußball-Bundesliga in die neue Saison startet, bleiben in vielen Gaststätten, die bislang Abonnenten des Bezahlkanals waren, die Bildschirme aus. „Zu teuer für uns“, heißt es. © Imago

Offenbach - Eigentlich sieht sich der Pay-TV-Sender Sky auf der Erfolgsspur. Alle 306 Bundesliga-Spiele sollen live übertragen werden. Auch dank der vielen Fußballspiele im Programm stieg die Zahl der Abonnenten zuletzt auf 3,8 Millionen. Von unseren Redaktionen

Auf den ersten Blick läuft alles gut für die Pay-TV-Leute. Doch jetzt könnte es für Sky recht ungemütlich werden. Bundesweit wehren sich Gastwirte, die in ihren Lokalen Sportübertragungen des Bezahlsenders ausstrahlen, gegen eine saftige Gebührenerhöhung.

Schon 2013 drehte Sky an der Preisschraube. Damals unterschrieben viele Gastwirte zähneknirschend. Jetzt haben sie genug - viele kündigen. Volker Dentemann, Inhaber der Gaststätte „Chamäleon“ an der Mittelseestraße in Offenbach, hält die Preiserhöhungen für absolut willkürlich. Viele andere Gaststätten müssten - angesichts der steigenden Sky-Gebühren - mittlerweile Sportwetten anbieten. Dentemann fühlt sich regelrecht erpresst und denkt, dass sich eigentlich mal das Kartellamt darum kümmern müsste. Sein persönliches Rezept: Er kündigt regelmäßig das Abo, um neue Konditionen aushandeln zu können. Dabei weiß er, dass er in seinem Gastronomiebetrieb nur schwer auf Sky verzichten kann. Fußballübertragungen werden dort schon seit vielen Jahren präsentiert.

802 Euro im Monat

Auch Burkhard Lange von „Terrassencafé“ in Langen ärgert sich schon seit Jahren über die permanenten Preiserhöhungen von Sky; er hat sie auch mal aufgelistet: „Bis jetzt habe ich das meinen Gästen zuliebe zähneknirschend mitgemacht, aber jetzt reicht’s.“ Lazaros Chorozidis hat ebenfalls die Reißlinie gezogen. Der Wirt des „Hügeleck“ in Dietzenbach kündigte seinen Sky-Vertrag bereits vor der zuletzt angekündigten Preiserhöhung. „Vor zwei Jahren habe ich 340 Euro im Monat gezahlt, dann 550 Euro. Jetzt hätte ich 802 Euro zahlen sollen. Das ist Wahnsinn“, so Chorozidis. Für ihn lohnen sich die Live-Übertragungen auch deshalb nicht, weil er in der Vergangenheit meist nur die Spiele von Eintracht Frankfurt oder mal eine Champions-League-Partie gezeigt habe. „Wir sind ein Speiselokal und können nicht die ganze Zeit Fußball zeigen“, erzählt er. Wenn es nach ihm ginge, dann sollte alle Wirte Sky boykottieren.

Bundesliga- und Champions-League-Fußball

Von einem Boykott ist Mohsen Azizi von der SG-Vereinsgaststätte weit entfernt. Er habe noch einen alten Vertrag und sei deshalb nicht so sehr von den Erhöhungen betroffen. Daher werde es bei ihm nach wie vor Fußball-Bundesliga zu sehen sein.

Anders ist die Situation in Klein-Krotzenburg. Die SG Germania hat in ihrem Vereinslokal Am Triebweg viele Jahre lang ihren Gästen, vorwiegend Vereinsmitgliedern, Bundesliga- und Champions-League-Fußball auf Pay-TV-Kanälen angeboten. Zur nächsten Saison hat der Verein das Abo wegen der stark gestiegenen Gebühren gekündigt. Ein Vereinssprecher: „Kosten von rund 300 Euro im Monat sind für den Verein nicht mehr tragbar.“ Was ihn zudem ärgert: „ Die Geschäftspraxis von Sky den Vereinen gegenüber ist umso verwerflicher, wenn man bedenkt, dass im Zuge der Ausweitung des Profi-Fußball-Spielplans auf den Sonntagnachmittag, was eine direkte Konkurrenz zum Amateurfußball darstellte, die Vereine noch mit Sonderkonditionen gelockt wurden, um die Proteste aus dem Amateurlager zu besänftigen. Danach wurden die Gebühren beinahe Jahr für Jahr angehoben und haben nun eine Dimension erreicht, die das Sky-Abo für viele Vereine nicht mehr finanzierbar macht.“

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Kritik kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Christopher Lück, Sprecher des Verbandes, auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir haben die bestehende Kooperation mit Sky grundsätzlich in Frage gestellt, jedoch vorsorglich höhere Rabatte für Dehoga-Mitglieder gefordert.“ Ein neues, konkretes Angebot liege inzwischen vor und beinhalte je nach Preiskategorie deutliche Rabatterhöhungen von über 50 Prozent. Lück: „Die jährlichen Rabatte liegen somit für Dehoga-Mitglieder zwischen 275 und 800 Euro pro Jahr, bisher lagen sie zwischen 150 und 400 Euro. Zudem greift die Preiserhöhung für diejenigen Dehoga-Mitglieder, die sich bereits bei Sky registriert haben, erst einen Monat später, also erst zum 1. Oktober 2014.“

Wirtschaftlich schlau von Sky?

Ob es wirtschaftlich schlau ist, gerade bei Gastwirten zuzulangen, bezweifeln viele Beobachter aus der Gastro-Szene. „Wenn Sky in Lokalen ausgestrahlt wird, ist das doch für den Sender auch Werbung“, heißt es. Das kurbele das Geschäft mit den Privatkunden an. Bei Sky zeigt man sich unbeeindruckt von der Kritik an der Preisgestaltung. „Das Produkt hat sich verändert. Unsere Kosten für Programmlizenzen sind gestiegen und die technische Qualität hat sich verbessert. Die Bundesliga oder die UEFA Champions League beispielsweise zeigen wir mittlerweile in bester HD-Qualität und die Berichterstattung wurde ausgebaut“, meint eine Unternehmenssprecherin. Im Vorjahr habe sich die Zahl der Kunden mit Gaststätten um zwölf Prozent erhöht.

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