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Plädoyer für mehr Offenheit

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Mit einem Informationsstand auf dem Freiheitsplatz beteiligte sich die Selbsthilfegruppe Epilepsie-Erkrankter an einem landesweiten Aktiontag.
Mit einem Informationsstand auf dem Freiheitsplatz beteiligte sich die Selbsthilfegruppe Epilepsie-Erkrankter an einem landesweiten Aktiontag. © Grünewald

Hanau - „Es ist wie ein Gewitter im Kopf“, heißt es in einem Kinderbuch zur Epilepsie. Held Emil wird es plötzlich schwarz vor Augen und er fällt um. Gut, dass er mit Hund Lutz einen Freund hat.

Der kuschelt sich an ihn und weicht nicht von seiner Seite, bis das Gewitter vorbei ist. Das Buch ist eine Hilfestellung für Kinder zum besseren Verstehen der Erkrankung. Denn daran mangelt es vor allem im Umfeld der Betroffenen. Mit einem hessenweiten Aktionstag wendete sich das Diakonische Werk gegen Ausgrenzung und Stigmatisierung von Menschen, die an Epilepsie erkrankt sind. „Epilepsie braucht Offenheit“, so das Motto der Veranstaltung, die vor allem eines will – aufklären. Am Samstag gab es dazu auch einen Infostand am Freiheitsplatz. Noch immer gebe es viele Vorurteile zu diesem Krankheitsbild. „Epilepsie ist aber kein Fall für den Psychiater“, sagt Projektleiterin Anke Ziehm. Aber auch die Erkrankten selbst scheuten oft den Schritt in die Öffentlichkeit. Denn nicht selten sei dann sogar der Arbeitsplatz in Gefahr.

Für Epilepsieberater Bernhard Brunst sind hier Selbsthilfegruppen, Ärzte und Berater gefordert Lösungen zu entwickeln. „Oft sind es höchstens 20 Prozent der Arbeitstätigkeit, die ein Erkrankter nicht mehr machen kann. Das lässt sich durch eine neue Arbeitsorganisation verteilen“, sagt Brunst. Dies zu wissen, erleichtere auch die Arbeitgeber. Überhaupt könne bei guter medikamentöser Einstellung durch den Facharzt die Mehrzahl der Erkrankten anfallsfrei bleiben.

„Mehr als den Anfall selbst fürchten die Erkrankten aber die Reaktionen ihres Umfeldes“, sagt auch Klaus Herrmann, Betroffener und Leiter einer Selbsthilfegruppe. Rund 40.000 Epileptiker gibt es in Hessen, so die Statistik. Das Klinikum Hanau zählt über 1 900 Fälle im Jahr, was einem Plus von 20 Prozent zu 2012 gleichkomme, erläutert Stadtrat Günther Jochem. Mehr Beratungszentren könnten hier helfen, so der Berater. In Hessen gibt es nur drei Epilepsiezentren und eine weitere Beratungsstelle. Bayern sei mit flächendeckenden Beratungszentren in jedem Regierungsbezirk Vorreiter.

Weiterführende Infos zu Ursachen, Häufigkeit und Anfallsart gibt es auch unter: www.epilepsie-stiftung.de Betroffene im Main Kinzig Kreis können sich an den Epilepsieberater Bernhard Brunst unter der Rufnummer 06172/308803.

grü

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