NABU bringt Nisthilfen am alten Steinbruch an

Seit den 50ern steht der Betrieb im Steinbruch auf dem oberen Steinberg still, heute ist er renaturiert und bietet mit seinen Steilwänden und seiner gut sichtbaren Abbruchkante gefährdeten Tieren und Pflanzen eine Heimat. Auf dem oberen Steinberg kann man den einzigen unverfüllt gebliebenen Steinbruch von der in den Wald hineinführenden Straße „Außerhalb SO“ einsehen.
Langen – Er ist ein geschütztes Naturdenkmal, das erdgeschichtlichen Einblick zulässt. Außerdem ist das Gebiet als Flora-Fauna-Habitat der EU ausgewiesen und geschützt, weil sich dort seltene Pflanzen und vom Aussterben bedrohte Amphibien und Vögel ansiedeln.
Insbesondere diverse Frösche und Molche, auch der streng geschützte Kammmolch, diverse Fledermausarten, aber auch Vögel und Libellen finden im Steinbruch gute Lebensbedingungen. Denen will der Naturschutzbund Langen-Egelsbach (NABU) nun etwas Gutes tun. Mitglieder der Ortsgruppe haben gestern Nisthilfen für die Tiere angebracht, die deren Schutz dienen und die Vermehrung der gefährdeten Arten unterstützen sollen.

„Wir hängen hier unter anderem Fledermauskästen auf. Die Fledermäuse haben mit den freien Wasserflächen über den nahen Teichen und hier im Steinbruch ideale Lebens- und Jagdbedingungen“, erläutert Dieter Ohler, langjähriger NABU-Aktiver und Vogelschutzbeauftragter der Stadt Langen. Die Naturschützer bringen unter anderem einen Überwinterungskasten an, der Platz für eine größere Gruppe von Fledermäusen bietet. „Außerdem einige Kästen für ihre Wochenstuben zur Aufzucht der Jungen“, sagt Ohler. Welche der 17 hessischen Fledermausarten hier einziehen werden, lässt sich noch nicht vorhersagen. Sie stehen wegen starkem Bestandsrückgang alle unter strengem Schutz und benötigen daher Unterstützung.
Der NABU plant – wenn Corona es zulässt – im Spätsommer einen abendlichen Fledermausspaziergang. „Dabei kann dann hoffentlich ein Experte auch mithilfe eines Ortungsgerätes Genaueres zu dem Fledermausvorkommen erzählen“, kündigt Susanne Mönke-Cordts, die Vorsitzende des Langener NABU, an.

Außerdem sollen mit passenden Schläferkobeln, also Nisthöhlen, auch die hier lebenden Bilche unterstützt werden. Das sind am Steinberg der Siebenschläfer und der Gartenschläfer. Gerade die nachtaktiven Gartenschläfer leben häufig in Laubwäldern auf felsigem Grund wie hier im Steinbruch und nehmen neben natürlichen Plätzen gern auch zusätzlich angebotene Nisthöhlen an. Der Siebenschläfer wacht meist schon gegen Ende April von seinem Winterschlaf wieder auf. Auch die Bestände der Bilche sinken in ganz Europa, sodass sie Hilfe gebrauchen können. Neben den fünf Fledermausflachkästen, der Fledermaushöhle und zwei Bilchhöhlen hat der NABU noch zwei Hornissenkästen angebracht. Zudem wollen die Naturschützer Niströhren für Steinkäuze auf den Streuobstwiesen aufhängen.
Um die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass sich wieder mehr Tiere im Steinbruch ansiedeln, hatte die Stadt im Herbst Renaturierungsarbeiten vorgenommen: Mitarbeiter von Hessen Forst baggerten Morast aus dem Steinbruch und beschnitten wildes Gebüsch. Der Einsatz mit schwerem Gerät hatte für Aufsehen gesorgt, das städtische Umweltamt versicherte aber, dass die Arbeiten mit der Naturschutzbehörde abgesprochen sind und der Pflege des Schutzgebietes dienen – damit sich die Natur und Tierwelt im alten Steinbruch wieder voll entfalten kann. (jrd)