Pech im Spiel, aber Glück im Wettbewerb

Langen ‐ Die glorreiche Idee kam beim Verlieren: „Ich kann einfach nicht Schach spielen“, sagt Britta Schwalm. Von Markus Schaible
„Und wenn ich dann matt gesetzt wurde, fing ich an zu knoddern: Das ist alles nur, weil es ein Kriegsspiel ist, ein Männerspiel!“ Ein Männerspiel – ja, warum eigentlich?, dachte sich die Goldschmiedin. Die Idee war geboren: Ein Schachspiel mit weiblichen Figuren wollte sie herstellen. Als ihr dann kurz danach die Ausschreibung für den in Goldschmiedekreisen überaus renommierten Benvenuto-Cellini-Wettbewerb auf den Tisch flatterte, war der Eifer geweckt, die Arbeit zügig zu beenden. Und wie das (zugegebenermaßen etwas abgewandelte Sprichwort) so sagt: Pech im Spiel, Glück in der Arbeit. So durfte Schwalm jetzt in Wien den Benvenuto-Cellini-Preis in der Kategorie „Objekte“ entgegennehmen.

Etwa drei bis vier Zentimeter hoch ist jede einzelne der Silber-Figuren. Um sie zu unterscheiden, hat Britta Schwalm ihnen verschiedene Haarfarben verpasst: Die „weißen“ Figuren haben goldene Haare, die „schwarzen“ dunkle. Nicht nur im Geschlecht, auch sonst ist die gebürtige Langenerin, die bis 2005 auch mal ein paar Jahre in Egelsbach lebte, von der klassischen Form der Schachfiguren abgewichen: Die Bäuerinnen sitzen auf dem Boden und waschen sich über Kopf die Haare. Bei den Pferden reiten Hexen auf einem Besen. Die Läuferinnen sind tatsächlich in vollem Lauf. Die Damen sind hochschwanger – „immerhin sind sie für den Nachwuchs da“. Und die Königinnen sitzen grübelnd auf ihrem Thron. „Es sollte halt ein bisschen witzig sein“, sagt die Goldschmiedin.

Etwa acht Stunden hat Britta Schwalm, die ihre Ausbildung als Goldschmiedin in Langenselbold 1993 als Innungsbeste beendete und bereits 2007 mit dem dritten Preis des internationalen Wettbewerbs „Schmuck gestalten mit original Mineralien“ ausgezeichnet wurde, an jeder Figur gearbeitet. Augenblicklich ist das Schachspiel gemeinsam mit den ausgezeichneten Kunstwerken der anderen Kategorien bei einer Ausstellung in verschiedenen deutschen Städten zu sehen. Wenn es dann wieder zurück ist, erhält es einen Ehrenplatz – das Original ist natürlich unverkäuflich. „Aber es ist reproduzierbar“, sagt Schwalm, denn die Gussformen aus Wachs sind ja noch vorhanden.
Ach übrigens: „Schach spielen kann ich immer noch nicht“, sagt die Goldschmiedin und lacht. Doch dafür nennt sie nun eine schöne Medaille ihr eigen.
Öffnungszeiten und weitere Infos
Die Werkstatt von Britta Schwalm in der Birkenstraße 18 ist dienstags und freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Kontakt:
Telefon: 06103/28 03 06. Infos auf der Homepage von Britta Schwalm.