„da capo“: Ausgesucht unterhaltsame AGV-Nacht

Münster - „Die Nacht der Entscheidung“, lange erwartetes Konzert des Arbeitergesangvereins Eintracht Münster, war musikalisches Highlight, auf dem es auch auf roter Couch bunt herging. 400 Besucher kamen voll auf ihre Kosten. Von Peter Panknin
Im Gesangverein Eintracht in Münster gibt es einen Männer- und einen Frauenchor, seit 1993 auch einen jungen Chor mit Namen „da capo“. Der Name ist geblieben. Und der heute gemischte Chor macht immer wieder durch besondere Aktivitäten auf sich aufmerksam. So auch jetzt, wenngleich die ersten Ideen für das Konzert vom Samstag bereits vor 18 Monaten entstanden und seitdem herangereift sind. Es sollte ein für Münster noch nie dagewesenes Konzertereignis werden. So entstand eine Chart Show, die neben Gesang auch Instrumentales, Talk und Video-Clips enthalten sollte. Münsters Bürger waren aufgerufen, aus 20 vorgegebenen Titeln ihren Favoriten zu wählen. Die Wahlbeteiligung war im Gegensatz zur Kommunalwahl sehr rege und alle warteten mit Spannung auf das Ergebnis.
Bereits vor 18.30 Uhr hatten sich zahlreiche Neugierige eingefunden, und zum Beginn des Konzertes waren etwas mehr als 400 Personen im Saal der Kulturhalle. Eröffnet wurde der Abend, als eine Garde junger Damen durch den Raum tanzte und die Bühne erklomm. Der erste Beifall für eine schwungvolle Darbietung brandete auf. Markus Euler begrüßte und übernahm die Rolle des Showmasters. Er leitete den Chor „da capo“ seit seiner Gründung bis 1998 als Dirigent und kennt sich bestens in der Musikwelt aus. Mit Lothar Kühn am rechten Rand der Bühne war die „notarielle Aufsicht“ einer korrekten Abfolge der gewählten Titel gewährleistet.
Die Show begann mit Platz 12, und Markus Euler gab Erläuterungen zum Sänger und zum Titel, Falco mit dem Kommissar. Während sich der Chor auf die Bühne begab, liefen auf großer Leinwand im Hintergrund Videoclips und zeigten mit Fanfarenklängen die Platzierungen an. Clips und Fanfaren erschienen und erklangen stets aufs Neue, sobald der nächste Titel aufgerufen wurde.
Live waren die kurzen Talk-Runden, zu denen der Moderator geladene Gäste auf die rote Couch bat. Als erste nahmen Münsters Geistlichkeiten in Person der evangelischen Pfarrerin Kerstin Groß und dem katholischen Pfarrer Bernhard Schüpke auf dem sehr weichen Sofa Platz und „beichteten“ ihre bevorzugten Musikrichtungen. Dem Interview folgten ein Boney-M-Medley sowie die Aufforderung „Let the sunshine in“ aus dem Musical „Hair“. Titel von RENT (Seasons of Love) und CCR (für die Jüngeren: Creedence Clearwater Revival). Als nächster Gesprächspartner fand sich Bürgermeister Gerald Frank auf dem roten Möbel ein. Befragt, was denn aus Sicht eines früheren Projektleiters bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe diese Veranstaltung auszeichnet, antwortete er „ständiges Training“ und würdigte die Leistung des Veranstalters: „Nur durch ständiges Üben von Abläufen, dem wiederholten Lernen von Texten und Proben von Liedpassagen sind Leistungen, wie sie dieser Chor heute zeigt, möglich.“ Besonders erwähnenswert fand er dabei, dass alle Aktiven auf der Bühne aus Münster oder dessen lokalen Umfeld kommen.
Danach wurde es wieder musikalisch auf der Bühne mit „4 chord song“ und „Long Night’s Journey Into Day“, letzteres aus dem Musical „König der Löwen“ und tänzerisch begleitet von der Tanzgruppe des FSV Münster. Diese mit akrobatischen Elementen angereicherte Vorführung wurde vom Publikum mit riesigem Applaus bedacht. Bei „Aloha hejahe“ von Achim Reichel übernahm das Publikum nach kurzer Zeit den Gesang und klatschte lebhaft dazu. Vor Nena´s „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ gestand der Moderator, dass er absoluter Nena-Fan sei und noch heute einen rosa Karton besitze, den er früher mit aus der „Bravo“ ausgeschnittenen Nena-Bildern vollgepackt habe. Verständnisvolles Lachen aus dem Publikum war die Folge.
Noch ein Geständnis: Markus Eulers nächster Gast auf der roten Couch, Elke Heuß, ist als Leiterin der Sparkassenfiliale in Münster durchaus mit der Farbe Rot vertraut und gestand, Liebhaberin von Heavy-Metal Musik zu sein, die sie zu Hause aber nur mit Kopfhörern genießen dürfe. Als letzter Gast auf der Couch fand sich Peter Samoschkoff, Vorsitzender der Freien Sportvereinigung Münster, ein. Er passte seine Krawatte der Sofafarbe an, lobte die guten Beziehungen zwischen den beiden Vereinen und vergaß nicht, zur nächsten gemeinsamen Veranstaltung der FSV und des AGV, dem „Minsderer Bierfest“, einzuladen.
Vor Bekanntgabe der Hit-Nummer 1 der Publikumsabstimmung dröhnte es noch gewaltig auf der Bühne, die Perkussionsgruppe „Spirit of Music“ aus Urberach hatte ihre Instrumente aufgebaut und gab eine lautstarke, aber rhythmische Kostprobe ihres Könnens. Donnernder Applaus des Publikums war der Lohn für die Darbietung. Dann versank die Bühne in Dunkelheit. UV-Licht erstrahlte und ließ nur die weißen Handschuhe und die lumineszierenden Schriftzeichen auf den Shirts des Chores aufleuchten. Die passende Musik dazu und „Number one“ der Publikumswahl: „Bohemian Rhapsody“ von Queen.