Mollerbau in Altheim: Rat- wird ARThaus

Altheim - Eine Kulturinitiative will den Mollerbau in Altheim mit Kunst und Ausstellungen beleben. Ein erstes Fest steigt im Mai. Von Thomas Meier
„Verkauft Münster Altheims Rathaus?“ lautete eine Schlagzeile am 12. September 2013. Dann wurde viel debattiert, gerechnet, Alternativen erwogen – und weiter geschah nichts. Sieht man davon ab, dass der alte Mollerbau von 1862 einmal zu einem Grenzgang für die Bevölkerung geöffnet wurde. Dann hieß es am 22. Februar 2014 in unserer Zeitung: „Konzept Künstlerkolonie“. Glasgestalter Cornelius Staudt aus Darmstadt und der Altheimer Künstler Roger Rigorth machten sich stark für ein Atelierhaus an Altheims Hauptstraße. Und weil Münster vor Bürgermeisterwahlen stand, fanden sich zwar prominente Befürworter für ein solches Konzept, das das Kulturdenkmal in gemeindlichem Besitz gehalten hätte. Aber weil Wahlen anstanden, passierte eben wiederum nichts.
Bis jetzt. Nun soll neuer Schwung in die alte Debatte ums sanierungswürdige Denkmal kommen. Eine Kunst- und Kulturinitiative Münster tat sich zusammen, und der „harte Kern“ von etwa zehn Mitstreitern lädt ein zu einem Informationsfest mit viel Kunst und Kultur und Musik und Häppchen für Samstag, 9. Mai. Dann werden die Pforten des nicht nur für Altheim historisch bedeutsamen Gemäuers von 15 bis 22 Uhr geöffnet, um mehr von den geplanten Aktivitäten zu künden. Bis dahin hängt ein Einladungsplakat aus, auf dem ein alter Schlüssel prangt. Den können sich die Initiatoren für ihre Zusammenkünfte immer im Rathaus Münster abholen, denn den Segen für einige Aktionen von Bürgermeister Gerald Frank haben sie schon mal.
Am Mittwochnachmittag plauderten Kirstin Wicher und Ellen Jöckel neben Max Petermann, Christiane Heinrich und Ute Schott im ehemaligen Rathaus aus dem künstlerischen Nähkästchen. Nach vielen Jahren des Leerstandes soll der Mollerbau wieder mit Leben erfüllt werden: „Das Rathaus wird zum ARThaus, und nicht nur auf dem Plakat“, versichern die Macher. Künstler bringen mit Musik, Lesungen, einem Radioprojekt, einer Performance und ihren Kunstwerken frischen Wind in die einstigen Verwaltungsräume. Verändert, das betonen die Initiativler, werde am derzeitigen sanierungsbedürftigen Zustand des Gemäuers nicht. Dazu fehlen den Beflissenen wohl auch die Mittel, denn mit einem Sanierungsaufwand von rund 300.000 Euro rechneten die Politiker schon vor Jahren. Ein Verkauf, so die Verwaltung einst, könne einen Erlös von 162.000 Euro bringen. Gemeldet hat sich auf die Ausschreibungen fürs Gebäude an exponierter Lage bislang jedoch niemand.
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Kristin Wicher, Grafikdesignerin aus Altheim, hatte bereits vor über einem Jahr Interesse daran bekundet, ein Atelierraum im Mollerbau zu betreiben, als Staudt noch in Verhandlungen mit der Gemeinde stand. Der suchte sich mangels Rückmeldung längst ein anderes Domizil in Darmstadt.
Doch die Idee eines offenen Kunsthauses ließ Wicher nicht los. Mit Künstler Rigorth, der gegenüber im ehemaligen „Hessischen Hof“ lebt und arbeitet, suchte sie weitere Mitstreiter für die Idee. Zehn fanden sich mittlerweile zusammen, die was aus der brach liegenden Immobilie machen und nach dem Fest auch einen Verein gründen wollen. Das erste Ziel ist nach der Kennenlernfete eine Ausstellung. Bürgermeister Frank habe begrüßt, dass heimische Bürger sich dafür engagierten, sagt Wicher, und Jöckel ergänzt, es sei wohl auch zu begrüßen, wenn sich dauerhaft Leute im Gebäude aufhielten. Sprich: Die sieben Rathausräume mit ihrem ehemaligen Sitzungssaal beispielsweise zu Ateliers umzufunktionieren.
Vier Künstler zeigen jedenfalls am 9. Mai erstmal ihre Werke. Wicher Grafiken, Rigorth Plastiken, Jöckel Fotografien und Jutta Scheiner, aus Altheim nach Berlin umgesiedelte Künstlerin, Collagen. Pädagoge Max Petermann gibt eine Lesung und Musiker sorgen für Live-Untermalung.