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Reden mit dem ganzen Körper

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Mit raschelnden Tüten und Händeklatschen machte die Gruppe „Musik“ auf sich aufmerksam.
Mit raschelnden Tüten und Händeklatschen machte die Gruppe „Musik“ auf sich aufmerksam. © Hiss

Altheim - Kommunikation ist schon eine schwierige Sache – finden viele. Doch dass es eigentlich ganz einfach geht, bewiesen jetzt die Kinder der Regenbogenschule beim Erzähltheater Konolino im „Arthaus“. Von Corinna Hiss

Was Säuglingen in die Wiege gelegt wird, haben viele im Erwachsenenalter wieder verlernt: Wie kann ich mich ausdrücken, wenn mein Gegenüber nicht die selbe Sprache spricht wie ich? „Kommunikation hat viele Facetten, dazu gehören auch die nonverbalen“, weiß Zinnet Peken. Sie hat 2006 das Erzähltheater Konolino ins Leben gerufen und tourt seitdem mit einem großen Nomadenzelt und kreativen Mitarbeitern durch ganz Hessen. Ihr Ziel: Kindern anhand verschiedener Künste wie Erzählen, Tanz, Theater und Musik die verbale und nonverbale Kommunikation zu vermitteln und einen Ort der Begegnung zu schaffen.

Die Kurdin, die ihre Kindheit als Nomadin verbracht hat, holt damit die Lagerfeuer-Kultur, in der alle zusammen sitzen und einander zuhören, in hessische Schulen und Kindergärten und nun auch nach Altheim. „Wir wurden angefragt und wollten sofort mitmachen“, berichtet Max Petermann, Lehrer an der Regenbogenschule. Da für das Nomaden-Zelt, das zu diesem Zweck aufgebaut wird, an mehreren Tagen Platz benötigt wird, finden die Workshops kurzerhand im „Arthaus“ statt. Petermann, selbst im Vorstand des noch recht frischen Vereins, kann damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Kinder haben in mehren Räumen genügend Platz zum Üben und erstmals gibt es im „Arthaus“ auch eine kulturelle Veranstaltung extra für die kleinste Bevölkerung Altheims.

Anhand von drei Komponenten – Sprache, Tanz und Musik – lernen die Grundschulkinder, ihre Stimmung auszudrücken. So wird nicht nur auf Deutsch oder Spanisch geredet, sondern auch in der Vogelsprache. Und jeder versteht den Gemütszustand der Krähe, die aufgeregt flatternd vor sich hin kreischt. Bei der Tanzvorführung zeigt sich, dass fließende Bewegungen zu ruhiger Musik passen, während es sich bei schnellen Rhythmen durch Hüpfen, Stampfen und Im-Kreis-Drehen gut verausgaben lässt.

Die Gruppe „Musik“ besteht indes nicht aus kleinen Bachs oder Beethovens. Im Gegenteil – mit einfachsten Mitteln erzeugen sie Geräusche, lassen Plastik- und Papiertüten rascheln, klopfen mit Klötzen auf Brettchen oder ratschen mit dem Schneebesen auf der Kartoffelreibe. In der Zeit, während jede Gruppe zeigt, was sie in den Workshops erarbeitet hat, sitzt der Rest der Kinder im Nomaden-Zelt. „Das Zelt ist ideal. Es kann überall aufgebaut werden und schafft eine besondere Atmosphäre“, sagt Peken. Es symbolisiert zudem einen Sozialraum, in dem sich alle verstehen, in dem kulturelle Unterschiede nicht mehr wichtig sind.

Für Petermann, der an der Regenbogenschule auch Theatergruppen leitet, ist das Projekt Konolino eine passende Alternative zu dem, was die Schüler sonst oft bieten müssen. „Bei uns spielen einstudierte Künste eine große Rolle. Wir haben oft Theateraufführungen oder Konzerte“, sagt er. „Hier aber lernen die Kinder, wie leicht es ist, sich auszudrücken. Es ist in uns, wir können es spontan, ohne vorher zu üben.“ Und auch wenn dabei gelernt wird, dass Klatschen, Hüpfen, Rascheln oder Gurren zum kommunikativen Prozess dazu gehören, macht es den Kindern der Regenbogenschule vor allem eins: tierisch Spaß.

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