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Ein „Fahnder-Trio“ sortiert und wertet aus

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Heinz Schickedanz, Christel Passinger und Rudolf Baro (von links) bei der Arbeit an der Festschrift zum 125. Geburtstag der TSG.Foto: Sauda

Neu-Isenburg - Christel Passinger, Heinz Schickedanz und Rudolf Baro verfassen TSG-Chronik

(es) „In der Luisenstraße beginnt die Geschichte der Turn- und Sportgemeinschaft. Damals gab es dort einen Sportplatz und ein Sportlerheim“, berichtet Christel Passinger. Sie werkelt zurzeit gemeinsam mit Heinz Schickedanz und Rudolf Baro an einer Festschrift und einer Ausstellung anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Turn- und Sportgemeinschaft Neu-Isenburg (TSG), das der Verein 2010 begeht.

„Nun wäre es sehr schön, wenn wir Bilder aus dieser Zeit in der Luisenstraße – das muss um 1890 gewesen sein – erhielten“, sagte Baro, ehemaliger Vorsitzender sowie Ehrenmitglied der TSG und in diesem „Fahnder“-Trio als „Moderator und Experte für Vereinsangelegenheiten“ tätig. Er gibt immer wieder wichtige Hinweise, um die Festschrift, die im Dezember erscheinen soll, voranzubringen. „Das wäre ein Knüller“, ruft Christel Passinger begeistert. Sie ist Fachfrau für Chroniken, verfasste bereits etliche – unter anderem über Gravenbruch oder den Güterbahnhof sowie über die Spielvereinigung 03.

Während sie sich um die Zusammensetzung der Ausstellung und den „gesellschaftlichen Teil der Vereinsgeschichte bis 1945“ in der Festschrift kümmert, schreibt Heinz Schickedanz den sportlichen – vom Anfang bis heute. „Dabei nehme ich mir die einzelnen Abteilungen vor und gehe auf deren sportliche Erfolge ein“, sagt Schickedanz, der Mitglied des Vereins für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) ist.

Berichten will er auch über „verdiente Leute“, wie die beiden Handballerinnen Elisabeth Mack und Lotti Kozerke. Auch die Karnevalsabteilung der TSG, die Watzedonier, kommen nicht zu kurz.

„Weil sie wirkliche Experten sind, haben wir die beiden gefragt, ob sie uns helfen“, berichtet Karl-Heinz Groh, Vorsitzender der TSG. „Wir sind sehr froh darüber, dass Christel Passinger und Heinz Schickedanz ihre Hilfe zugesagt haben, obwohl sie nicht zum Verein gehören“, so der Vorsitzende weiter, der auch gleich die Vorteile der Zusammenarbeit nennt: „Das sind alles Fachleute, da muss man nicht lang erzählen, was los ist, das läuft alles von allein. So eine Chance konnten wir uns nicht entgehen lassen.“ Das Trio erkenne gleich, „wo es sich lohnt, etwas zu bewahren und es aufzuheben“.

Es sind gleich mehrere Faktoren, die Christel Passinger, Heinz Schickedanz und Rudolf Baro vor einem Jahr dazu veranlasst haben zuzusagen, als Karl-Heinz Groh anfragte. „Der Spaß und die Freude, die diese Arbeit mir bereiten“, schildert Christel Passinger, die auch im Stadtarchiv tätig ist, ihre Begeisterung. Aber auch die Verbundenheit zur Hugenottenstadt, zu ihren Vereinen und ihrer Geschichte war eine der Triebfedern, sich dieser mühseligen und langwierigen Aufgabe zu widmen.

Seit vergangenem Herbst sitzen die drei nun zusammen, sortieren, werten aus und begutachten. „Es gibt immer wieder Überraschungen bei der Arbeit an einer Chronik“, weiß Schickedanz. „Schließlich ist eine solche historische Sache nie abgeschlossen, immer wieder taucht Neues auf.“ So fielen ihnen etliche Raritäten in die Hände.

Das Meiste per Zufall. Auf diese Weise fand Baro etwa ein Bild eines der Gründer. „Es handelt sich dabei um eine alte Vorlage, um später ein Foto daraus zu machen, das Kurt Knippel zeigt“, erklärt Baro, der etwa zwei Jahrzehnte lang eine Vereinszeitung veröffentlichte. Auch eine Kopie der ältesten Urkunde haben sie erhalten. Es sind die „Statuten des Fußballclubs Helvetia zu Neu-Isenburg“ von 1883. Dieser Club ist der Ursprung der Turngemeinde. „Daraus spaltete sich später die TSG ab“, weiß Fachmann Baro. Der „Grundverein“ der heutigen TSG ist die „Turngemeinde“, die 1885 das Licht der Welt erblickte. „1953 dann haben sich die Freien Turner und die Turngemeinde zusammengeschlossen“, bringt Baro mehr als zwölf Jahrzehnte Vereinsgeschichte auf den Punkt.

„Manchmal kommen Leute vorbei, die einen Haufen Sachen bringen und nicht mal sagen wollen, wie sie heißen“, erzählt Christel Passinger von ihrer Arbeit. Beim Durchstöbern solcher „Gaben“ stießen sie nicht nur auf sehr viele alte Fotos, sondern auch auf Verträge und eine Satzung aus der Nazi-Zeit. Darin heißt es: „Mitglieder des Vereins können nur unbescholtene Deutsche werden. Als Deutsche gelten Volksgenossen, deren Eltern und Großeltern Arier sind“, liest Christel Passinger aus diesem traurigen Passus vor.

Bis vor etwa einem Dutzend Jahren war der Sitz der TSG in der Beethovenstraße 53. Erst Ende der 90er Jahre zog der Verein auf das ehemalige Gelände der Spielvereinigung 03 am südlichen Ortseingang. Seitdem hat sich viel getan. „Während die TSG zuvor ein Verein für jeden war, der gern Sport machen wollte, ging’s nach dem Umzug aufwärts“, erzählt Heinz Schickedanz. Aus zuvor rund 400 Mitgliedern wurden mehr als 1 000 und auch sportlich feierte der Club viele Erfolge – auf Landes-, aber auch auf Bundesebene.

Das alles wollen die drei „Historien-Fahnder“ zusammenfassen, dabei steht der Umfang der Festschrift noch nicht fest. Auch über das Format haben sie noch nicht entschieden. Nur das Erscheinungsdatum scheint sicher. Bis dahin ist noch viel zu tun und die drei packen es an und freuen sie sich über Unterstützung. Christel Passinger: „Wer noch irgendetwas hat, das in Bezug zur der TSG steht, soll sich bitte unter 0173 / 6513529 bei mir melden.“

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