Duo initiiert Repair-Café für Neu-Isenburg

Neu-Isenburg - Man stelle sich vor, es gäbe einen Ort in der Stadt, an dem sich Menschen treffen, die gerne ein kleines Problem gelöst haben wollen und andere, die gerne genau dort ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen wollen. Von Leo F. Postl
Wenn beispielsweise der Toaster nicht mehr funktioniert, weil ein Kabel wackelt, gibt es Alternativen zum Wegschmeißen. Oder auch die ältere Dame, bei der ein Stuhlbein wackelt, oder der Senior, an dessen Drahtesel im Rad nur zwei Speichen verbogen sind, sollen sich angesprochen fühlen. „Für die Betroffenen sind dies alles sicherlich größere Probleme, und für Fachbetriebe lohnt sich die Reparatur nicht, da der Arbeitslohn die Materialkosten wesentlich übersteigt und das Ganze für den Kunden zu teuer macht“, erklärt Nick Timm. „Aber wer wirft schon sein liebgewonnenes gutes Stück so einfach weg? Oder manche können sich gar keine teure Reparatur leisten“, verweist Klaus-Peter Martin auf einen anderen, nicht unerheblichen Aspekt.
Eine Anlaufstelle, wo man solche Problem lösen und insbesondere den Menschen helfen und dazu noch mit ihnen ins Gespräch kommen können – sowas wäre ideal, finden Timm und Martin. Genau solche Treffpunkte gibt es bereits in vielen Städten auch in der Region – und ein solches „Repair-Café“ soll es bald auch in Isenburg geben. „Ich gehe schon lange mit dieser Idee schwanger, aber die Umsetzung war schwieriger, als ich gedacht hatte“, erzählt Nick Timm. Zuerst hatte er an eine sinnvolle Beschäftigung für Flüchtlinge gedacht, „doch es gibt auch alteingesessene Mitbürger, die Sorgen haben, die man mit anderen unproblematisch lösen kann“, beschreibt der Initiator seine Idee.
Auf der Suche nach einer schnellen Umsetzung hätten sich jedoch Hürden gezeigt, erzählt Timm. „Man muss so Vieles berücksichtigen, woran man zunächst überhaupt nicht denkt“, verweist das Grünen-Mitglied auf ein erstes Gespräch mit Bürgermeister Herbert Hunkel, der auf mögliche Einwände aus der Isenburger Geschäftswelt verwiesen habe. „Also ging ich zu drei repräsentativen Unternehmen aus der Möbelbranche, dem Elektrohandwerk und dem Computerbereich“, erzählt Timm. „Glücklicherweise hatten alle keine Bedenken gegen die kleinen Hilfsangebote.“ Dann habe sich noch die Frage nach einem geeigneten Raum gestellt – und schließlich jene der Versicherung von möglichen „Unfällen“ bei den Reparaturversuchen.
„Über die städtische Stabstelle Ehrenamt mit Claudia Lack kam ich mit dem Jugendbüro in Kontakt, hier fand ich bei Klaus-Peter Martin sofort ein offenes Ohr“, berichtet Timm. Der Leiter des Jugendbüros in der Hugenottenallee sieht in einer solchen Begegnungsstätte auch die Chance, junge und ältere Mitbürgern zusammenzubringen. „Es gibt sicherlich junge Computerfreaks, die ruck zuck ein vermeintliches PC-Problem gelöst haben“, nennt Martin eine Möglichkeit, wo sich junge Leute einbringen können. Einen Raum hat er auch zur Verfügung.
Das System „Repair-Café“, es gibt mittlerweile rund 140 bundesweit, biete eine Grundausstattung, was das einheitliche Leitbild betrifft. „Man zahlt eine einmalige Gebühr, das haben wir bereits getan, dann ist man unter dem Dach entsprechend organisiert“, erläutert Timm. Repair-Cafés sind kostenlose Treffen, bei denen die Teilnehmer allein oder gemeinsam mit anderen defekte Dinge reparieren. Ehrenamtliche Experten helfen den anderen dabei, so viel wie möglich selbst an den mitgebrachten defekten Gegenständen wieder in Ordnung zu bringen. Für eine angenehme Atmosphäre sorgen Kuchen und Kaffee gegen eine freiwillige Spende – soweit die „Geschäftsordnung“, deren Basis das ehrenamtliche Miteinander ist.
„Jetzt suchen wir für einen erfolgreichen Start handwerklich begabte Mitstreiter und Menschen mit besonderen Kenntnissen, die sich einbringen wollen“, appelliert Timm an interessierte Isenburger jeden Alters. Wer sich berufen fühlt, anderen Menschen zu helfen, kann sich an Nick Timm ( 06102/23571 oder infotimm@nicktimm.de) oder Klaus-Peter Martin, (06102/17415), wenden.