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Ein kleines Stück vom Paradies

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Zum Frühschoppen spielt bei der Jubiläumsfeier des KGV Engwaad der Musikverein Offenthal auf.
Zum Frühschoppen spielt bei der Jubiläumsfeier des KGV Engwaad der Musikverein Offenthal auf. © Postl

Neu-Isenburg - Wer einen Garten hat, der hat ein Stück vom Paradies, lautet ein bekannter Spruch. So sah es auch Landrat Oliver Quilling, als er dem Kleingärtnerverein (KGV) Engwaad zu seinem 75-jährigen Bestehen gratulierte. Von Leo F. Postl

Beim Spaziergang durch die Anlage des Vereins entdeckt man wahrlich so manch paradiesisches Fleckchen. Zwei Tage lang hat der KGV das Jubiläum gefeiert – mit akademischer Feier, Musik im Festzelt und Frühschoppen.

In seinem Grußwort erinnerte Quilling an die historische Bedeutung von Gärten, die früher oftmals sogar heilige Orte waren. „Die Mitglieder des Kleingartenvereins Engwaad gehören zu denen, für die der Umgang mit der Schöpfung, sei es in Form von Blumen, Obst oder Gemüse, zu den elementarsten Freuden des Lebens zählt.“

Bürgermeister Herbert Hunkel ging auf die Entstehung des Namens „Engwaad“ ein. So fand er in einem Büchlein über die Historie der Erweiterung der Hugenottensiedlung die Bezeichnung „eng Waad“, was enger Wald bedeutete. „Ich selbst kann mich noch gut erinnern, wie ich mit meinem Vater hier Bäume gefällt habe“, schilderte Hunkel die Vorgeschichte der Namensgebung. Er freute sich, dass es in Neu-Isenburg gleich drei Kleingärtnervereine gibt, was in einem Ballungsraum wie Rhein-Main sicherlich eine Besonderheit sei. „Kleingärten haben eine wichtige ökologische Aufgabe und einen hohen Freizeitwert. Säen, pflanzen, ernten – dazu haben viele Stadtmenschen heute leider nur wenig Bezug. Es sei denn, sie besitzen einen Kleingarten.“ Das Stadtoberhaupt sicherte dem engagierten ehrenamtlich tätigen und sachkundigen Vorstand auch weiterhin die Zusammenarbeit seitens der Stadt zu.

Derzeit kein Leerstand

Ingo Reich, Vorsitzender des KGV Engwaad, sah die derzeitige Situation nicht mehr ganz so „paradiesisch“. Von den Anfängen bis heute habe sich ein Wandel in vielfacher Hinsicht vollzogen, dessen weitere Entwicklung nicht nur ihm ein paar Sorgenfalten auf die Stirn bringe.

Im Jahre 1936 aus der Not zur Ernährung der Isenburger Bürger befohlen, schlossen sich Kleintier haltende Schäfer und Züchter aus der Gemarkung „In der engen Waad“ zu einem Verein zusammen. „Es entstanden bis zu 1000 Quadratmeter große Nutz- und Wohngärten, in denen ausgebombte Isenburger Unterschlupf fanden und wieder Lebensmut fassten“, betonte Reich.

Jeder Kleingärtner packte auch 1976 mit Schaufel und Hacke an, um in der gesamten Anlage die Parzellen mit Strom zu versorgen. Erst im Jahr 2001 wurde der Bebauungsplan 23 für die Kleingartenanlage Eichenbühl und Engwaad von der Stadtverordnetenversammlung abgesegnet und damit rechtskräftig. Damit endete für die Kleingärtner eine recht lange „unsichere Zeit“, wie Reich betonte.

Derzeit gibt es unter den 262 Parzellen auf dem 170. 000 Quadratmeter großen Gelände keinen Leerstand. „Jährlich werden fünf bis zehn Parzellen frei, doch es gibt sofort wieder Nachrücker, die sich ein kleines Fleckchen Freiheit wünschen“, berichtete der Vorsitzende. Der Verein habe in den vergangenen zehn Jahren jede dritte Parzelle am Isenburger mit Migrationshintergrund vergeben. Jedoch werde dem Vorstand immer mehr Engagement abverlangt, um einen Verein dieser Größe zu steuern. Hier wünschte sich der Vorsitzende mehr Unterstützung.

Nach der akademischen Feier spielte abends die Jack-Steam-Band im Festzelt.

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