Freundschaft zwischen Rodgau und Puiseaux lebt seit 45 Jahren

Die deutsch-französische Freundschaft lebt, wird gelebt und ist alles andere als überlebt. Im Fall Nieder-Roden bietet die Städtepartnerschaft mit Puiseaux in den Augen von Andreas Spott, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, sogar allen Anlass zur Hoffnung auf eine „Erbfreundschaft“.
Nieder-Roden – Geselliger Höhepunkt der jährlichen Begegnung war ein festlicher Abend am Samstag im Bürgerhaus. Einen Anlass wie das 45-jährige Bestehen der Partnerschaft braucht es nicht, um Deutsche und Franzosen zusammenzuführen. Vielmehr ist aus der im Mai 1974 in Nieder-Roden begründeten, im Jahr darauf in Puiseaux bekräftigten Verschwisterung laut Andreas Spott längst ein Selbstläufer geworden. Jedes Jahr, berichtet der Vorsitzende, gebe es neben einem sommerlichen Jugendaustausch mit zehn bis zwölf Teilnehmern beider Seiten auch eine Erwachsenenbegegnung, traditionell am langen Wochenende nach Christi Himmelfahrt. Und wie von Beginn an kommen die Besucher hüben wie drüben auch heute noch in Gastfamilien unter, um möglichst nahe am Alltag in der Partnergemeinde zu sein.
Zu jenen, die von Puiseaux rund 85 Kilometer südlich von Paris regelmäßig in Richtung Rodgau aufbrechen, gehören auch Michel Touraine und seine Frau Annie. Touraine ist aktuell Bürgermeister in Puiseaux und nach eigenen Worten stolz darauf, damit in den Fußstapfen seines Vorgängers Georges Bordry zu stehen. Bordry war es, der vor viereinhalb Jahrzehnten gemeinsam mit dem damaligen Nieder-Röder Rathauschef Hans Elgner seine Unterschrift unter die Verschwisterungsurkunde setzte. Annie Touraine, die hervorragend Deutsch spricht, hofft sehr, zumindest einige ihrer neun Enkelkinder für die Städtepartnerschaft begeistern zu können und der Jumelage, wie die Verbindung auf Französisch heißt, die Zukunft zu sichern.
Um künftige Generationen ist es auch dem Ehepaar Moizan zu tun, dessen elfjährige Enkelin dieses Jahr zum ersten Mal Deutschland kennenlernt. Schon immer, weiß Andreas Spott, habe diese spezielle Städtepartnerschaft eine sehr persönliche Note gehabt: „Die Leute kennen sich zum Teil schon seit Jahrzehnten und besuchen sich auch außerhalb unseres Veranstaltungsprogramms.“ Über die doch beachtliche räumliche Entfernung hinweg seien auch schon Ehen entstanden. Im Fall von Jörg Cvancar hält die Freundschaft mit Pasquale und Gérard aus Puiseaux seit mehr als einem Jahrzehnt und hat auch weiterhin Bestand, obwohl Cvancar inzwischen aus Rodgau weggezogen ist.
Begonnen hatte das Treffen am Himmelfahrtstag. Den Freitag verbrachten die 43 Gäste und ihre Gastgeber gemeinsam in Mainz, bevor am Samstagabend mit dem Musiker Thorsten Schmitz aus Hainhausen, besser bekannt als Big T. und berühmt vor allem für seine Elvis-Imitationen, einer Tombola und einem hessischen Buffet von der Metzgerei Fecher aus Seligenstadt gefeiert wurde. Bürgermeister Jürgen Hoffmann macht die Kontinuität dieser Begegnungen Mut, und das sagte er am Samstagabend auch: „Wir sind ein gutes Beispiel für und in Europa.“ Diese Freundschaft zwischen Rodgau und Puiseaux zeige die europäische als eine solidarische Gemeinschaft und illustriere deren besondere Qualität: „Wir leben in einem sozialen Frieden auch über unsere staatlichen Grenzen hinweg.“
Besonders würdigten Hoffmann und sein Kollege aus Puiseaux den unermüdlichen Einsatz jener, die die Partnerschaft teils von Anfang an und auch heute noch gestalten. Mit einem guten Tropfen aus der Region – Apfel-Gin in hessischem Blau-Grau – sahen sich Michel Touraine, Mireille Beyer, Dominique Loiseau, Emmanuelle Cramer, Claudine Lejeune und Françoise Lequoy belohnt.
zrk