Ritter-Roman für Kuschelecken

Ober-Roden - Dana Graham bekennt sich zur klassischen Liebesschmonzette. Der erste Roman der Rödermärker Autorin heißt „Mit Schwert und Feuer“, spielt in einer Ritterakademie des späten 16. Jahrhunderts und verkauft sich überraschend gut. Von Michael Löw
Dana Graham ist natürlich nicht der wahre Name der 36-jährigen Grundschullehrerin. „Das Pseudonym passt einfach zu den englischen Namen meiner Geschichte“, erzählt sie. Aus ihrem Doppelleben macht Dana Graham auch kein Geheimnis. Wer ihr Buch genau liest oder in die Tiefen ihrer Homepage geht, lüftet es schnell. Wir belassen es jedoch beim Pseudonym. Denn düstere Schlösser und Schwertergeklirr in einem fiktiven, aber doch sehr englischen Land passen zu - sagen wir einmal - Sabrina Gotta-Hitzel-Mieth wie Cowboystiefel zur Queen.
Das Buch entstand während Dana Grahams Elternzeit. Beim Kinderwagenschieben oder beim nächtlichen Baby-durch-die-Wohnung-tragen wurde aus der kleinen Geschichte im Kopf eine sehr große im Computer. Heraus kam ein Roman, mit dem Frau sich stundenlang aufs Sofa kuscheln kann und sich gut unterhalten fühlt. „Ich erhebe keinen riesengroßen intellektuellen Anspruch“, unterscheidet sich Dana Graham ganz offensiv von vielen ihrer Kollegen.
Der Umkehrschluss, Buch und Verfasserin seien seicht, ist aber grundverkehrt. Dana Graham hat Geschichte auf Lehramt studiert, ist also vom Fach. Und selbst dort, wo sie die Historie „ein bisschen gebogen hat“, klingt der Roman immer glaubhaft. So hat sie die Ritterakademien, die es tatsächlich gab, kurzerhand auch für adlige Damen geöffnet und mit dem Blauweizen eine neue Getreidesorte erfunden. Das „Lex Patres“, das Vätern erlaubt, ihre Söhne aus dem Adel auszuschließen, ist ebenfalls Dana Grahams künstlerischer Freiheit entsprungen.
Sie hat nachts getippt und das Manuskript nach einem halben Jahr ihrem Mann und einer guten Freundin vorgelegt. Todesmut ganz wie ihre Helden habe sie dabei empfunden. Fünf weitere Testleser gaben wertvolle Tipps, die dem Buch auch gut taten. Doch dann fing der große Frust an. Da Dana Graham beziehungsweise ihr echtes Ich in der Szene keinen Namen hatte, hagelte es nur so Absagen von Literaturagenten. Im Februar fand sie ihren Entwurf „viel zu schade für die Schublade“und entschied sich fürs so genannte self publishing bei „Create Space“, einem Tochterunternehmen des Online-Händlers Amazon.
Lesung im Bücherturm
Dort gibt es mittlerweile eine richtige Indie-Szene für Autoren. Die müssen mehr als kreative Ideen für Rittergeschichten haben. „Ich kenne mich jetzt mit dem Computer aus, kann Werbetexte verfassen, Layouts und Grafiken entwerfen. Das Schreiben ist in den Hintergrund gerückt“, schildert Dana Graham die trockenen Seiten ihres Schriftsteller-Daseins.
Das sieht sie längst schon nicht mehr als Hobby an, sondern betreibt’s dank Babypause als Vollzeitjob. Ihrer ältesten Tochter (5) wäre es allerdings lieber, Mutti ginge wieder ihrem gelernten Beruf nach: „Lehrerin ist doch viel cooler als Romanautorin.“
Dana Graham geht die Schriftstellerei sehr professionell an. Die Fortsetzung von „Mit Schwert und Feuer“ hat sie vor ein paar Tagen ins Lektorat gegeben, Buch Nummer drei ist in Planung. Sie leistet sich den Luxus eines professionellen Lesenlassens. Das kostet zwar eine Stange Geld, erspart ihr aber Online-Rezensionen dieses Kalibers: „Ich konnte vor lauter Rechtschreibfehlern nicht mehr weiterlesen!“
Die Liebesschmonzette hat seit ihrer Veröffentlichung im Juni schon ein ordentliches Publikum gefunden. „Ich bin heute müde, weil ich wieder die ganze Nacht in Ihrem Buch gelesen habe“, mailte eine „Schwert und Feuer“-Freundin und eine andere fragte: „Wann ist endlich Dezember und Ihr neues Buch kommt?“
Am 9. November liest Dana Graham im Bücherturm aus ihrem Erstlingswerk. Dann dürfen die Besucher auch fragen, welcher Name sich hinter dem Pseudonym verbirgt.