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Buntes Fest gegen trübe Gedanken

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Sieben Sachen, die im Persischen mit einem „S“ beginnen, werden zu Nouruz von Frauen auf den Tisch gebracht. Somagh sind grüne Kräuter - die Hoffnung auf eine gute Ernte. Mit dem bunten Neujahrsfest vertreiben die iranischen Flüchtlinge auch jene trüben Gedanken, die in ihren Köpfen herumspuken. © Ziesecke

Urberach (chz)- Während sich die Christen auf Ostern vorbereiten, haben iranische Flüchtlinge in Rödermark erstmals Nouruz, das persische Neujahrsfest, gefeiert. Der „neue Tag“ begrüßt den Frühling - und ist damit gar nicht so weit von Ostern entfernt.

Iranische Flüchtlinge, die meist aus politischen Gründen ihre Heimat verlassen mussten, haben den Verein AfA, „Alle für Alle“, gegründet, der das Nouruz-Fest in der Kelterscheune organisierte. Dazu luden sie jene Menschen ein, die sie hier als ihre Gastgeber betrachten: die deutsche Bevölkerung. Einen Abend lang bewirteten sie die Rödermärker - vor allem jene, die ihnen bisher helfend zur Seite gestanden hatten. Das persische Neujahrsfest wird 13 Tage lang gefeiert.

AfA wollte es zum einen den Deutschen bekannt machen und hofft zugleich, danach öfter gemeinsam zu feiern und auch ansonsten „in gegenseitigem Frieden, Freundschaft und Respekt beieinander zu leben“.

Flucht vor der Todesstrafe

Seit 18 Jahren gibt es AfA. Der Verein wurde im Iran gegründet und ist seit 2004 auch mit etwa 70 Mitgliedern in Deutschland vertreten. Vorsitzender Askari Yahyazahdeh lebt schon eine Weile in Waldacker und betreut von da aus den Verein, nicht zuletzt auf einer persischen Homepage. Der Schriftsteller musste den Iran verlassen, weil er um sein Leben fürchtet. Nachdem er in mehreren Texten heftig gegen die Todesstrafe protestiert hatte, wurde er selbst zum Tode verurteilt. Er wird nie mehr in seine Heimat zurückkehren können, ebenso wie seine Frau Najieh Norozi. Nach sechs Monaten hatten die beiden in Deutschland ein Aufenthaltsrecht bekommen, aus dem längst ein Bleiberecht geworden ist. Die ersten Jahre haben beide in einem Schnellrestaurant gearbeitet; derzeit ist Najieh Norozi ohne Job und sehr bedrückt, da die Familie mit ihren vier Kindern Sozialhilfe braucht – dabei würde sie so gerne als Näherin arbeiten.

Zum Nouruz-Fest waren die Eltern von Askari Yahyazahdeh aus dem Iran zu Besuch gekommen. Mit großen Augen beobachteten sie das Fest und vor allem die deutschen Gäste. „Wir gehen nur heute in Tracht, unsere Kinder tragen schon lange kein Kopftuch mehr. Unsere Eltern würden das natürlich gerne sehen, aber jeder hat hier sein eigenes Recht so zu leben wie er will“, erzählt Najieh Norozi, die gemeinsam mit neun Frauen - davon drei aus Rödermark - das Fest vorbereitet hat. „Wir haben alles selber gekocht, gebacken,

Kontakt:
AfA, Postfach 200223, 63308 Rödermark
Telefon: 06074 7290423
E-Mail: ruhsa2070@yahoo.de

geschmückt und auch genäht“, erzählt sie bescheiden, aber stolz mit Blick auf den überquellenden Tisch leckerster Spezialitäten und auf die Frauen, die in ihren bunten Gewändern jene sieben Dinge tanzend in den Saal bringen, die für ein Nouruz unersetzlich sind. Auf die traditionelle Tischdecke kommen des Fests seeb (Apfel), seer (Knoblauch), sombol (Hyazinthen), sekea (Münzen), somagh (Kräuter), senjet (getrocknete Beeren) und samanoo, ein süßes Dessert.

Livemusik und moderne Tänze

Dazu gehört auch ein Spiegel, der das Licht verkörpern soll, ein Goldfisch für die Gesundheit und ein großer Topf voll grüner Triebe. Sie standen auf allen Tischen und sollen reiche Ernte symbolisieren.

Mit geradezu ansteckender Fröhlichkeit und herzlicher Gastlichkeit und Offenheit nahmen die iranischen Landsleute ihre Rödermärker Gäste in ihre Mitte; neben Livemusik und bunten traditionellen wie modernen Tänzen kam es zu vielen interessanten Gesprächen zwischen den Kulturen, ganz gemäß dem Nouruz-Grundsatz „Fröhlichkeit ist gut für die Gesundheit und die Lebensdauer.“

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