Der Energiewende einen Schub geben

Urberach - Ein Rödermärker Hightech-Unternehmen will die Energiewende vorantreiben. Das Ingenieurbüro Pfeffer hat eine Transformatorstation entwickelt, die die Stromverteilung intelligent managt. So kommt vor allem Energie aus Sonnenlicht oder Wind sicher zum Verbraucher. Von Michael Löw
Dieser Tage gab’s in der Carl-Benz-Straße den 40. Geburtstag des Unternehmens zu feiern. Intelligentes Strommanagement ist ein sehr sperriges Thema für Laien - obwohl es letztlich jene Energie betrifft, die daheim Lebensmittel kühlt, für Licht sorgt oder den Fernseher zum Laufen bringt. Das Problem: Windkraft- und Photovoltaikanlagen produzieren, entsprechende Wetterbedingungen vorausgesetzt, gigawattweise Strom. Aber an tausenden Stellen in der ganzen Republik und nicht unbedingt dort, wo er gebraucht wird. Das deutsche Leitungsnetz ist mit der dezentralen Energie-Erzeugung überfordert, sagt Matthias Pfeffer. Er ist Geschäftsführer der Ingenieurbüros Pfeffer GmbH in Urberach. Eine von seinem Unternehmen entwickelte intelligente Ortsnetzstation verbindet das Mittel mit dem Niederspannungsnetz.
„Wir sind einer der Player, die die Energiewende begleiten“, sagt der 50-Jährige. Regenerative Energien können seiner Ansicht nach nur dann zuverlässig in die Stromversorgung integriert werden, wenn alle Beteiligten branchenübergreifend Lösungen suchen. Pfeffers Partner sind neben dem Elektro-Weltkonzern Siemens Mittelständler der Elektroindustrie, Maschinenbauer, Betonspezialisten und Architekten. Rund 25 Unternehmen gehören einem so genannten Kompetenz-Netzwerk an, das Matthias Pfeffer über Jahre gewebt hat.
Als sein Vater Fritz vor 40 Jahren sein Ingenieurbüro im Bergweg gründete, waren die Voraussetzungen noch ganz anders: Trafostationen mussten einfach und wirtschaftlich sein. Heute ist intelligentes Strommanagement, das vom Computer aus der Ferne gesteuert und kontrolliert werden kann, gefragt.
Matthias Pfeffer will darüber hinaus Bewegung in die Elektromobilität und die damit verbundene Lade-Infrastruktur bringen. Dass die Bundesregierung vorige Woche Kaufprämien für Elektro- und Hybridautos beschlossen hat, ist seiner Ansicht nach ein guter finanzieller Anreiz. Doch wo sollen die Leute „tanken“ beziehungsweise nachladen? Pfeffer will vorm 2012 bezogenen Firmengebäude eine CCS-Schnell-Ladestation aufstellen. CCS ist einer von mehreren Steckertypen für Elektroautos. Vergleichbare Stationen gibt es in der Umgebung nur in Offenbach, Frankfurt, Wiesbaden und Bad Homburg.
In nur 30 Minuten, so Matthias Pfeffers Ziel, bekommen leer gefahrene Akkus 80 Prozent ihrer Kraft zurück. Beim 40. Firmengeburtstag diente ein chinesisches Elektroauto mit fünf Sitzen, reisetauglichem Kofferraum und 300 Kilometern Reichweite als Anschauungsobjekt. Nach knapp einer halben Stunde an der Steckdose war das E-Mobil bereit für die nächsten 220 bis 250 Kilometer gewesen.
Eine solche Ladestation inklusive Anschluss an das örtliche Stromnetz kostet nach Auskunft von Matthias Pfeffer etwa 100 000 Euro. Die Hälfte davon würde sein Unternehmen in Form einer intelligenten Ortsnetzstation zur Verfügung stellen. Als Partner will er sowohl internationale Firmen wie den Energie- und Automatisierungsspezialisten ABB (Zürich) als auch den regionalen Energieversorger Entega gewinnen. „Das hätte Pilotcharakter“, ist sich Matthias Pfeffer sicher und hofft, einen Wettbewerb zwischen Kommunen und Energieversorgern anzustoßen.
Die Schnell-Ladestation macht den rational denkenden Unternehmer zum Visionär: Autofahrer können dort CO2-frei und regional erzeugten Sonnenstrom „tanken“. Das Geld fließt nicht länger in die Kassen der Ölmultis, sondern in die der heimischen Energieversorger und damit in die der Kommunen. „Der Bürger könnte also direkt davon profitieren“, wirbt Matthias Pfeffer. Läuft alles nach Plan, können die ersten Auto-Akkus in knapp einem Jahr geladen werden - zum halben Preis einer normalen Tankfüllung.