Janzer trifft ins OFC-Herz

Offenbach ‐ Fassungslosigkeit, Enttäuschung - aber auch Trotzstimmung auf dem Bieberer Berg. Die hoch überlegenen Offenbacher Kickers hätten ihr Torkonto verbessern können, so viele Chancen haben sie vergeben. Von Jochen Koch
Sie führten 2:0 gegen den VfB Stuttgart II, waren die klar bessere Mannschaft und auf Aufstiegskurs. Doch in der Schlussphase kippte das bis dahin einseitige Spiel. Die jungen Stuttgarter verkürzten auf 1:2 und der kurz zuvor eingewechselte A-Jugendspieler Manuel Janzer traf in der ersten Minute der Nachspielzeit nicht nur ins Offenbacher Netz - sondern ins Herz der leidenschaftlich anfeuernden OFC-Fans. Aus Begeisterung wurde innerhalb von Sekunden Tristesse. Zwei Punkte waren verschenkt worden.
Das Zeugnis für die Kickers-Spieler
Beide Trainer hatten ihr 4-4-2-System offensiv ausgerichtet. Die Außenspieler rückten weit nach vorne, so dass sich im Mittelfeld sehr viele Räume öffneten. Davon profitierten die Kickers schon nach 16 Minuten. Nach einem langen Pass von Marko Kopilas setzte sich Olivier Occean von seinem Gegenspieler ab, schoss aus 14 Metern, VfB-Schlussmann Bernd Leno war noch mit den Fingerspitzen dran, doch der Ball kullerte vom Innenpfosten über die Linie - 1:0. Die Kickers nahmen dann etwas das Tempo aus dem Spiel. Prompt kamen die Gäste zu zwei klaren Chancen. Alexander Riemann und der umtriebige Benyamina scheiterten an Robert Wulnikowski. Es waren die Weckrufe für die Kickers, die wieder auf das 2:0 drängten. Aber der junge, 19-jährige Stuttgarter Torwart Bernd Leno bewies seine Extraklasse, als er die Kopfbälle von Occean und Kopilas aus kurzer Distanz glänzend abwehrte.
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Gleich nach der Pause war Leno geschlagen, als ein Schuss von Marius Laux aus 16 Metern im langen Eck landete. Doch der Schiedsrichter hatte Olivier Occean im Abseits gesehen - eine umstrittene Entscheidung. Leno hatte sich warm schießen lassen. In der zweiten Halbzeit wurde es ein Spiel OFC gegen Leno. Ein halbes Dutzend klarer Chancen erspielten sich die Kickers, aber sie scheiterten immer wieder am VfB-Torhüter. Doch in der 66. Minute war auch Leno machtlos. Der überforderte Geyer hatte Occean gefoult und Schiedsrichter Achmüller entschied auf Elfmeter. Occean schnappte sich selbstbewusst den Ball und schoss unhaltbar zum 2:0 ein. „Das war nie und nimmer ein Elfmeter, aber wir hatten natürlich großes Glück, dass wir nicht das dritte Tor kassiert haben“, sagte Stuttgarts Trainer Jürgen Seeberger.
Das Spiel schien entschieden zu sein. Der OFC durfte fast ungehindert auf das Stuttgarter Tor zukombinieren, knüpfte mit schönen Spielzügen an die Hinrundenleistung an - nur das dritte Tor wollte nicht fallen. Olivier Occean verpasste einen Meter vor der Torlinie fahrlässig sein drittes Tor. Aber was sollte passieren? Schließlich waren die Stuttgarter absolut harmlos.
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Doch eine Unaufmerksamkeit nach einem Freistoß nutzte Daniel Vier mit einem Kopfball zum 1:2 (78.). Anschließend hatten die Kickers immer noch drei klare Chancen, spielten aber jetzt zu ungenau. Doch dann kam die erste Minute der Nachspielzeit. Wieder ein langer Ball in den Strafraum, der eingewechselte Markus Hayer konnte Manuel Janzer nicht entscheidend stören, der Schuss flog unhaltbar für Wulnikowski zum unglücklichen, zum unverdienten 2:2 ins Netz.
„Das 2:2 darf nicht mehr fallen. Wir hatten genug Chancen, um das dritte oder vierte Tor zu machen. Das Spiel gibt uns trotzdem Kraft und Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben“, sagte Kapitän Marko Kopilas. „Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß. Bis zum 2:1 haben wir super gespielt. Da ist es natürlich bitter, dass die Stuttgarter quasi mit der zweiten Chance den Ausgleich erzielen. Ich hatte nach dem 2:1 eigentlich nie das Gefühl, dass ein Tor für den VfB in der Luft liegt.“ Grausam für die Kickers, die für eine gute Leistung nicht belohnt wurden - und gestern Abend nicht nur zwei Punkte sondern auch den dritten Platz verloren haben.