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G8 raubt Vereinen keine Mitglieder

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Frankfurt - „Das Ergebnis der Studien hat uns überrascht, wir bekommen aus den Klubs andere Meldungen. “ Das gab Katja Köhler-Nachtnebel, Mitglied im Vorstand der Sportjugend Hessen, gestern in Frankfurt zu. Von Holger Appel

Die Universitäten Frankfurt und Marburg hatten die Auswirkungen der verkürzten Mittelstufe (G8) auf das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen sowie deren Teilnahme am organisierten Sport im Auftrag des Landessportbundes Hessen und der Sportjugend untersucht. Ergebnis: „G8 raubt den Vereinen keine Mitglieder“, versicherte der an der Goethe-Universität für das Projekt zuständige Prof. Dr. Robert Prohl. Sein Team hatte im vergangenen Jahr an drei hessischen G9- und zwei G8-Schulen insgesamt 875 Jugendliche, 559 Eltern und 126 Lehrer befragt.

Prohls Marburger Kollege Prof. Dr. Rolf Laging stimmte zu und sagte: „Trotz Schulzeitverkürzung durch G8 mit größerer Zeitknappheit und hoher schulischer Belastung geben die Schüler Sport und Bewegung nicht auf. Er hat nach wie vor einen hohen Stellenwert.“ Allerdings reduziere G8 den selbstorganisierten Sport, die Jugendlichen fokussierten sich mehr auf den Sport im Verein. Von allen befragten Schülern waren 63 Prozent Mitglied in einem Sportverein.

Erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Schulen

Prohl wies gestern in der Sportschule des Landessportbundes auf die erheblichen Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen hin. So könnten generelle Aussagen über eine Schulform der Problemlage nicht gerecht werden. Entscheidend sind seiner Meinung zufolge vielmehr der weitere Ausbau von Ganztagsangeboten sowie die Unterstützung der Akteure an den Schulen vor Ort bei der Organisation und Durchführung der G8-Reform. „Denn Lehrer sind dafür nicht ausgebildet.“

Laging warnte denn auch davor, die scheinbar geringen Unterscheidungen bei den sportlichen Aktivitäten zwischen den Schülern beider Gymnasialformen als Indiz dafür zu werten, dass die G8-Schulreform wenig Auswirkungen hätte. Er analysierte: „Die Ergebnisse zeigen vielmehr, dass G8-Schüler aufgrund der begrenzten Zeiträume ihr Sporttreiben und ihre Freizeit zielstrebiger, leistungsorientierter und organisierter ausüben als ihre G9-Kollegen. Das lässt die Vermutung zu, dass sie auch sonst ihre Jugend- und Schulzeit eher als eine Übergangsphase hin zum Erwachsenendasein und weniger als eine eigenständige Verbleibphase mit einem eigenen Wert begreifen.“ Ob das jetzt gut oder schlecht ist, muss jeder für sich bewerten. „Da muss wohl ein gesellschaftlicher Diskurs geführt werden, welchen Stellenwert die Jugendphase zukünftig haben und welchen Einfluss die Bildungspolitik darauf nehmen soll“, sagte Laging.

Sportbünde sehen sich in ihren Anstrengungen bestätigt

Der Landessportbund und die Sportjugend Hessen sehen sich angesichts dieser Erkenntnisse in ihren Anstrengungen bestätigt, dass Sport und Bewegung in der Ganztagsbildung und in den Schulen noch mehr in den Fokus rücken müssen. Das betrifft insbesondere den Ausbau von Schule-Vereins-Kooperationen und deren ausreichend finanzielle Ausstattung. Das hessische Kultusministerium finanziert das Projekt Schule und Verein laut Köhler-Nachtnebel zurzeit mit 300.000 Euro pro Jahr. Sie hofft auf eine Aufstockung auf 500.000 Euro.

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