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Deutscher erstochen, weil er Christ war?

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Türkische Polizisten führen Ibrahim A. (26) ab.
Türkische Polizisten führen Ibrahim A. (26) ab. © AP

Istanbul - Bei dem Mord an dem Deutschen Gregor K. (47) in Istanbul spielte Geld möglicherweise keine Rolle: Wie türkische Medien berichten, wurde er niedergestochen, weil er ein Christ war.

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Wie der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet, habe Messerstecher Ibrahim A. (26) gegenüber der Staatsanwaltschaft religiöse Motive für den Mord an K. vorgebracht. An jenem Morgen habe er sich auf die Suche nach Christen gemacht und sich deshalb in der Nähe von Istanbuler Kirchen umgeschaut. „An diesem Tag wollte ich einen Christen töten“, sagte er laut Tagesspiegel. „Ich sah diesen Mann und brachte ihn um.“ Hatice Isik, die Verlobte des Opfers hatte in türkischen Medieninterviews zudem gesagt, der 41-jährige K. sei sehr fromm gewesen. Jeden Tag habe er in einer Kirche im Istanbuler Stadtzentrum gebetet. Auch kurz vor der tödlichen Messerattacke habe Gregor K. ihr per Handy mitgeteilt, dass er in der Kirche sei.

Messerstecher psychisch krank

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sehen Sie ein Video der Messerattacke

Wie glaubhaft sind die Aussagen von Ibrahim A.? Das bleibt zu klären. Laut türkischen Medien ist er psychisch krank und wurde erst im März aus einer Psychiatrie entlassen. Für die Polizei sei der Mann auch kein Unbekannter: Er habe schon einmal einen Mann mit einem Messer angegriffen und verletzt.

Anfangs waren die Ermittler davon ausgegangen, dass A. zugestochen habe, weil Gregor K. ihm kein Geld geben wollte. Der 26-Jährige soll den Deutschen um eine Lira (umgerechnet etwa 47 Cent) angebettelt haben.

Verdacht: Bettel-Geschichte nicht wasserdicht

Wie türkische Medien melden, gebe es inzwischen den Verdacht, dass die Bettel-Geschichte nicht wasserdicht sei. A. habe sich bei seinen Verhören in Widersprüche verwickelt.

Bei den Ermittlungen schloss die Polizei bislang auch einen Auftragsmord nicht aus. Aufnahmen von Sicherheitskameras zeigten, dass die beiden Männer sich im Gehen unterhalten hätten, bevor der Täter auf sein Opfer einstach.

Messerattacke sorgte in Türkei für Empörung

Die tödliche Messerattacke sorgte in der Türkei für Empörung: Mehrere Fernsehsender zeigten Aufnahmen einer Überwachungskamera vom Messerangriff am Montag. Medienberichte prangerten an, dass inmitten der belebten Einkaufsstraße niemand Gregor K. zu Hilfe gekommen war, als Ibrahim A. sich auf ihn gestürzt hatte.

Auf den Aufnahmen ist zu sehen, dass Passanten ungerührt vorbeigehen. Ein Polizist war schließlich eingeschritten. Der 41-Jährige war in einer Klinik wenig später an den schweren Wunden gestorben. Das Opfer war ein per Haftbefehl gesuchter Sträfling aus dem Gefängnis Münster

fro/dpa/AP

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