Die ansteckendere und auch gefährlichere Corona-Variante B.1.1.7 habe einen Anteil von 72 Prozent erreicht, heißt es in einem RKI-Bericht vom Mittwoch. Vergangene Woche waren es noch etwa 55 Prozent.
Die Physikerin und Modelliererin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation mahnt ebenfalls schärfere Maßnahmen an, vor allem mehr Tests. Sie gibt aber auch einen leicht hoffnungsvollen Ausblick: „Ab April/Mai wird die Immunisierung durch Impfen anfangen, Fahrt aufzunehmen. Sobald rund 30 Prozent der Menschen immun sind, haben wir trotz B.1.1.7 eine ähnliche Lage wie im letzten Sommer“, schrieb sie auf Twitter. Voraussetzung sei jedoch, dass sich keine weiteren hochansteckenden Varianten entwickeln. Aus Vorsicht solle man daher unbedingt die Fallzahlen niedrig halten.
Update vom 21. März, 21.02 Uhr: Am Montag (22. März) beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie. Bundesweit lieg der Inzidenzwert aktuell über der 100er-Inzidenz-Marke. Immer mehr Städte erreichen den festgelegten Schwellenwert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner:innen. Bereits vorab sickerte am Sonntag eine Beschlussvorlage durch.
In dem Papier, das Merkur.de* vorliegt, werden schärfere Reiseregeln und teils auch neue Ausgangssperren thematisiert. Als neues Ende für die Lockdown-Regeln wird dort der 18. April genannt. Welche Maßnahmen beschlossen werden, können Sie hier im News-Ticker mitlesen.
Update vom 21. März, 18.50 Uhr: Im Kreis Lippe ist der Inzidenz-Wert innerhalb eines Tages um etwa 20 auf 160 gestiegen. Grund dafür ist ein Corona-Ausbruch in einer Baptistengemeinde in der Stadt Lage, wie der Kreis am Sonntag in Detmold mitteilte. Dort wurden innerhalb kurzer Zeit 90 Corona-Fälle bestätigt. Insgesamt 1100 Mitglieder der Baptistengemeinde stehen nun unter Quarantäne und werden auf das Coronavirus getestet. 800 Testergebnisse stehen noch aus.
Ob sich die Gemeinde-Mitglieder bei einem Gottesdienst angesteckt haben, sei noch ungeklärt, hieß es. Es werde aber mit einem weiteren deutlichen Anstieg an Corona-Infektionen in der Baptistengemeinde gerechnet.
Update vom 21. März, 15.50 Uhr: Während sich das Coronavirus in Deutschland immer weiter ausbreitet, macht die Corona-Pandemie natürlich auch nicht vor dem Bundestag und seinen Mitarbeitern Halt. Insgesamt wurden bislang 183 Fälle (Stand: 18. März) registriert. 31 Abgeordnete infizierten sich, 38 ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 41 Beschäftigte der Fraktionen, 61 der Bundestagsverwaltung sowie 12 Beschäftigte von Fremdfirmen wie Handwerker, Reinigungskräfte, Mitarbeiter des Fahrdienstes und andere Dienstleister.
Laut Bundestagsverwaltung hat sich das Infektionsgeschehen allerdings nicht zwingend immer im Bundestag abgespielt. Dies könne auch am Wohnort oder im Wahlkreis der Betroffenen stattgefunden haben.
Update vom 21. März, 14.00 Uhr: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert angesichts stark steigender Corona-Infektionszahlen eine Rücknahme der jüngsten Lockerungsschritte und schärfere Maßnahmen, als sie bis Anfang März gegolten hatten. „Wir brauchen eigentlich einen härteren Lockdown, als wir ihn bis Anfang März hatten - und zwar jetzt bis Mitte April“, sagte Lauterbach am Sonntag im „Welt“-Interview vor den Bund-Länder-Beratungen am Montag.
Es gehe darum, die Zeit zu überbrücken, bis die Impfungen an Tempo aufnähmen und flächendeckend in allen Schulen und Betrieben Schnelltests zur Verfügung stünden. „Ideal wäre ein kurzer, harter Lockdown für drei bis vier Wochen, bis
das Testen in Schulen und Betrieben richtig steht.“
Lauterbach warnte eindringlich vor den Folgen der Ausbreitung der Virus-Variante B.1.1.7. Diese sei ansteckender und tödlicher. Daher steckten sich auch Kinder leichter an, und 70-Jährige würden fast so häufig wie früher 80-Jährige sterben. „Alle Länder, die die Mutation B.1.1.7 in den Griff bekommen haben, brauchten dazu einen härteren Lockdown, als wir ihn derzeit haben. Niemand kam dabei ohne Ausgangssperren aus“, sagte der SPD-Politiker.
Update vom 21. März, 11.40 Uhr: Während sich Deutschland auf den Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Montag vorbereitet, schnellen die vom Robert Koch-Institut gemeldeten Infektionszahlen erneut in die Höhe. Nachdem am Sonntag nicht nur die Inzidenz die kritische Marke von 100 Fällen auf 100.000 Einwohner überschritten hat, meldete das RKI für einen Sonntag auch ungewöhnlich viele Neuinfektionen (siehe Update von 7.08 Uhr).
Nachdem Bund und Länder beim vergangenen Corona-Gipfel beschlossen hatten, vorsichtige erste Lockerungsschritte zu wagen, diese jedoch durch eine Notbremse abzusichern, überschreiten nun immer mehr Städte und Landkreise genau diese Notbremse. Mittlerweile liegen bereits 180 von 412 Regionen in Deutschland über der kritischen Inzidenz von 100, wie ntv am Morgen berichtet. Hochgerechnet auf die Bundesländer würden bereits neun von ihnen den kritischen Wert überschreiten.
Update vom 21. März, 7.08 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland hat die 100er-Marke überschritten. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntag mitteilte, liege die Zahl der binnen einer Woche gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bei 103,9. Am Vortag hatte der Wert noch 99,9 betragen. Die bundesweite Inzidenz von über 100 ist zunächst vor allem von symbolischer Bedeutung und hat keine zwingenden Folgen für den Umgang mit der Pandemie. Entscheidend für die Aufhebung von Lockerungen der Corona-Maßnahmen ist die jeweilige Inzidenz in einzelnen Regionen Deutschlands. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 05.40 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des Instituts sind möglich.
Innerhalb von 24 Stunden meldeten die Gesundheitsämter 13.733 neue Corona-Fälle, außerdem wurden 99 neue Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus binnen eines Tages gemeldet. Am Sonntag vor einer Woche waren es noch 10.790 gemeldete Neuinfektionen und 70 registrierte Todesfälle an einem Tag gewesen. Sonntags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Samstagabend bei 1,22 (Vortag 1,18). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 122 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
Update vom 20. März, 19.39 Uhr: Reisen, über die Grenze pendeln, Verwandte im Ausland besuchen: An diesem Wochenende ändern sich die Regeln für einige Länder. Am gravierendsten dürfte dabei die Tatsache sein, dass eines der Nachbarländer Deutschlands die 200er-Inzidenzmarke überschritten hat und damit als Hochinzidenzgebiet gilt: In Polen sind die Zahlen in den vergangenen Tagen stark gestiegen. Wer aus Polen einreisen will, muss ab Sonntag einen negativen Test vorlegen.
Auch Bulgarien, Zypern, Kuwait, Paraguay und Uruguay gelten ab Sonntag als Hochinzidenzgebiete. Ohne Quarantäne und Testpflicht ließe sich wieder an die portugiesische Algarve reisen. Doch die dortigen Hotels dürfen noch keine Touristen aufnehmen. Für Großbritannien und Irland werden dagegen die Reisebeschränkungen deutlich gelockert - sie galten bisher als Virusvariantengebiete. In Großbritannien sank die Inzidenz zuletzt, was durch deutliche Fortschritte beim Impfen erklärt wird. Bereits die Hälfte aller Erwachsenen hat der Regierung zufolge eine erste Impfung erhalten. Bis zum Juli will man dort allen Erwachsenen ein Impfangebot machen können.
Update vom 20. März, 16.56 Uhr: Das Impfen bleibt in Deutschland Diskussionsthema. Für Ärzteverbände greift der am Freitag bei Beratungen zur Impfpolitik getroffene Beschluss der Bund und Länder zu kurz, dass die Hausärzte nach Ostern flächendeckend mit Impfungen beginnen sollen. Nach wie vor sollen die Impfzentren den Großteil der Impfstoffe erhalten, Hausarztpraxen erst einmal nur je 20 Dosen pro Woche. „Warum nicht jetzt sofort? Wir könnten direkt loslegen“, erklärte Ulrich Weigeldt, der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes. Er will die Praxen nicht als „Resterampe“ für Impfzentren verstanden wissen.
„Jede Dosis, die im Schrank liegen bleibt, ist ein potenzieller Corona-Toter mehr“, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gasse. Man impfe in Deutschland auch nach dem Impfgipfel weiter in „Slow Motion“. Besonders fatal sei, wenn die Impfzentren an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und somit nicht alle zur Verfügung stehenden Impfdosen verimpft würden.
Update vom 20. März, 16 Uhr: Täglich werden in Deutschland Bürger:innen gegen das Coronavirus geimpft. Doch die Kampagne schreitet weiterhin vergleichsweise langsam voran. Laut Angaben des RKI wurden bislang 10.479.936 Impfdosen verabreicht. Damit sind 8,7 Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens einmal geimpft (Stand: 19. März). 3,9 Prozent der Bevölkerung (3.246.005 Personen) haben den vollen Impfschutz.
Update vom 20. März, 14.19 Uhr: Die Corona-Zahlen steigen. Zahlreiche Bundesländer und Großstädte ziehen bereits die Notbremse. Doch einige Landkreise scheint die Inzidenz-100-Regelung recht wenig zu interessieren. Sie wollen trotz hoher Infektionszahlen nicht zurück ins Corona-Korsett. Im Detail geht es um die beiden Brandenburger Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz. Elbe-Elster lag am Mittwoch (17.3) bei einer Inzidenz von 198, so die dpa. Verschärfte Maßnahmen? Fehlanzeige.
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke drohte den untätigen Landkreisen mit Eingreifen. „Ich erwarte, dass die Landräte ihre Verantwortung wahrnehmen“, sagte Woidke am Mittwoch im ARD-„Morgenmagazin“. „Wenn es nicht passiert, dann wird das Land handeln.“ „Brandenburg geht keinen Sonderweg“, betonte der Minister. Einen kleinen Sonderweg geht das Bundesland jedoch schon. Die Notbremse ab Inzidenz 100 haben die Brandenburger für Landkreise nur als Soll, nicht als Muss in die Verordnung geschrieben. Ab 200 müssen jedoch die Lockerungen verpflichtend zurückgenommen werden.
Update vom 20. März, 11.47 Uhr: Auch unter Ärzt:innen gibt es Corona-Leugner. Derzeit gehen die Landesärztekammern demnach zahlreichen Beschwerden nach, bei denen Ärzt:innen gegen Berufsrecht oder Infektionsschutzverordnungen verstoßen haben sollen. Konkret sollen sie falsche Atteste ausgestellt hatten, um Gegner der Corona-Maßnahmen von der Maskenpflicht zu befreien. Aber auch Corona-Leugner:innen in der Ärzteschaft werden untersucht. Treten die Betroffenen als Privatpersonen auf, so sind ihre Aussagen im Rahmen der Meinungsfreiheit erlaubt. Mit Hinweis auf ihre berufliche Stellung, haben Ärzt:innen bei Äußerungen jedoch die Vorschriften der ärztlichen Berufsordnung einzuhalten.
Jeder Fall wird nun einzeln geprüft. Im Südwesten sind bis Februar 2021 insgesamt 340 solcher Beschwerden bei den Ärztekammern eingegangen. In manchen Fällen wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Zur Einordnung: Es gibt in diesem Gebiet mehr als 70 000 Ärztinnen und Ärzte. Ebenfalls können sich mehrere Beschwerden auf einen Arzt beziehen.
Erstmeldung vom 20. März, 09.21: Berlin - Deutschland ist knapp vor der kritischen 100er-Marke. Am Samstag lag der Inzidenzwert bei 99,9 - etwas höher als am Vortag (95,6). Innerhalb eines Tages wurden dem RKI* 16.033 neue Corona Neuinfektionen gemeldet. Ein deutlicher Anstieg zu den Zahlen vor einer Woche (12.674 neue Fälle). Dennoch denken einige Bundesländer offenbar bereits an weitere Öffnungsschritte.
Trotz der steigenden Infektionszahlen will die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer mit dem „Rheinland-Pfalz-Modell“ weitere Lockerungen ermöglichen. Ab Montag (22.3) soll so die Außengastronomie wieder öffnen. Ein „Sicherheitsmechanismus“ wird helfen, bei steigender Inzidenz schnell zu reagieren. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz* über 100 werde die „Notbremse“ gezogen, wie sie im Stufenplan vereinbart wurde, so Dreyer am Freitag in Mainz. Aktuell liegt das Bundesland bei einer Inzidenz von 69 (Stand: 19.3, 0.00 Uhr).
Weitere Maßnahmen, wie negative Corona-Testergebnisse und Schutzvorkehrungen in den Restaurants sollen die Infektionsgefahr zusätzlich einschränken. Ziel der Öffnung sei es, eine Möglichkeit zu schaffen, „dass die Menschen in den anstehenden Osterferien bei uns wandern und in einem Gartenlokal einkehren können, statt nach Mallorca zu fliegen“, erklärte Dreyer.
Die Osterferien und der Osterurlaub rücken näher. Auch andere Bundesländer streben daher Urlaub im eigenen Land an. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig will sich für „kontaktlosen Urlaub“ in Deutschland einsetzen. „Dass jetzt wieder der Mallorca-Urlaub sozusagen dem Urlaub im eigenen Land aus epidemiologischen Gründen vorgezogen wird, das versteht niemand“, sagte sie am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Die Reisewarnung für Mallorca wurde erst kürzlich aufgehoben. „Die gegenwärtige Lage spricht für Rostock und gegen Mallorca“, betonte Schwesig. Auslandsreisen hatten sich bereits im vergangenen Jahr als Problem herauskristallisiert.
„Ich rechne ab Ostern mit einer noch kritischeren Lage als zum Jahreswechsel“: Die Chefin der Ärzteorganisation Marburger Bund, Susanne Johna, sieht die Lage im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung kritisch, ebenso wie das RKI. „Der Effekt, dass gerade die geburtenstarken Jahrgänge - die Babyboomer - betroffen sein werden, wird gerade noch deutlich unterschätzt.“, so die Ärztin. „Es muss definitiv die vereinbarte Notbremse gezogen werden, da darf es keine Ausnahmen geben“, ist sie sich sicher.
Lockerungen bis zu einer Inzidenz von 200 würden ohne eine strikte Teststrategie*, wie in Tübingen sofort zur „völligen Überlastung“ der Krankenhäuser führen. Der Puffer auf den Intensivstationen „wird rasant wegschmelzen“. Das Problem sieht Johna dabei in der zunehmenden Verbreitung von Mutationen*. Diese würden das Risiko eines Krankenhausaufenthalts deutlich erhöhen. „Es stimmt einfach nicht, dass die Durchimpfung der Höchstbetagten ausreicht, um einen Gesundheitsnotstand abzuwenden.“ Johnas Plädoyer daher auch für Ostern: „So wenige enge Kontakte wie möglich.“ (chd) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA