Besseres Leben für Streuner

Die Katzenhilfe Frankfurt kümmert sich in der ganzen Region um Samtpfoten ohne Zuhause, versorgt sie an Futterstellen, kastriert sie und findet nach Möglichkeit ein neues Zuhause. Die Tierschützer suchen derzeit dringend Helfer und Pflegestellen.
Rhein-Main: Wer sich seit 44 Jahren im Tierschutz engagiert, hat schon viel gesehen. Von Katzenschicksalen könnte Monika Gockert stundenlang erzählen. Etwa von der Katze mit der schweren Wunde am Nacken, die daher rührte, dass jemand das arme Tier erschlagen wollte. Von Katzen, die nur mit Brot und Milch ernährt wurden. Von dem Dreibeiner, der mittlerweile mit seinem Schicksal gut zurechtkommt. Und von dem unterernährten Findelkätzchen, das ein falsch zusammengewachsenes Bein hat und wegen neurologischer Ausfälle ständig zur Seite kippte, jetzt aber wieder rennen, spielen und springen kann.
1979 gründete sie zusammen mit einigen Mitstreitern den Verein Katzenhilfe Frankfurt, wobei Frankfurt nur im Namen steht. „Wir helfen Katzen in der ganzen Region, dabei ist es völlig egal ob Frankfurt, Maintal oder Offenbach“, betont die Vorsitzende. Anfangs half der Verein auch anderen Vierbeinern, hatte etwa ein eigenes Hundekonto, doch das wurde zu viel, zumal das große Gelände in Bergen-Enkheim 2020 geräumt werden musste. 62 Mitglieder hat der Verein, wobei sich aus Altersgründen längst nicht alle aktiv engagieren. Deshalb werden Helfer händeringend gesucht. Und zwar an allen Fronten – ob an den Futterstellen, dem Lager in Karben oder als private Pflegestellen.
Vereinsziel ist, verwilderte Katzen zu kastrieren und an den gewohnten Futterplätzen wieder frei zu lassen, ihnen dort ein schönes Leben zu ermöglichen mit ausreichend Nahrung, aber ohne Nachwuchs, der nur zu neuem Katzenelend führen würde. Außerdem vermittelt die Katzenhilfe herrenlose Katzen an neue Besitzer, was freilich mit verwilderten Tieren nicht immer möglich ist. „Wenn Katzen nie richtig Kontakt zum Menschen hatten, kann man sie nicht auf einmal in einer Wohnung halten und erwarten, dass sie mit einem schmusen“, stellt Gockert klar. Sie müssen frei lebend bleiben.
Anders verhält es sich mit jüngeren Katzen und Kätzchen. Diese werden eingesammelt, kommen in eine Pflegestelle. Dann stehen ihre Chancen gut, dass sie zu freundlichen Mitbewohnern werden. „Aber es kann sein, dass sie erstmal Wochen brauchen, bis sie aus der hintersten Ecke hervorkommen“, so die 65-Jährige. „Da muss man auf jeden Fall Geduld haben.“ Wer sie hat, wird nicht nur mit liebenswerten Samtpfoten belohnt, sondern auch mit dem guten Gefühl, einer Tierschutz-Katze geholfen zu haben.
Wie viele Straßenkatzen es in den Städten gibt, vermag Gockert nicht zu sagen. Jedenfalls immer noch zu viele. Es gibt kaum eine Kleingartenanlage, Bauernhof oder Reitstall, in denen nicht auch verwilderte Katzen umherstreifen. „Die Leute lassen ihre Tiere einfach nicht kastrieren“, ärgert sie sich. An dem Problem habe sich in all den Jahrzehnten nichts verändert. „Man müsste meinen, dass es so langsam bei den Menschen angekommen ist, ist es aber nicht.“ Sei schließlich eine Kolonie von Streunern entstanden, fühle sich niemand zuständig. Das Problem dagegen wachse immer weiter. Daher gehören Fang- und Kastrationsaktionen sowie die Betreuung von Futterstellen zu den Hauptaufgaben der Katzenhilfe.
All das ist mit hohen Kosten verbunden. Das Futter muss beschafft und verteilt werden, derzeit sind es 730 große Dosen im Monat und noch etwa 500 Beutel und Trockenfutter. Dazu kommt, dass manche Katzen krankheitsbedingt nur teures Diätfutter bekommen dürfen. Die Tierarztkosten für Kastration, Impfungen und Behandlungen müssen gestemmt werden – und diese sind mit der neuen Gebührenordnung für Tierärzte deutlich gestiegen. „Die Spendenbereitschaft hat dagegen nachgelassen“, bedauert die Katzenretterin, die selbst zurzeit neun Samtpfoten zuhause betreut. Viele Menschen könnten sich die Haltung von Haustieren nicht mehr leisten, das Katzenelend drohe, noch größer zu werden.
Kontakt
Wer die Katzenhilfe Frankfurt unterstützen möchte, wende sich an Monika Gockert, Tel: 0172 6532500; E-Mail: monika.gockert@katzenhilfe-frankfurt.de
Nicht nur auf Spenden ist der Verein angewiesen, sondern auch auf tatkräftige Mithilfe. „Wir suchen private Pflegestellen, egal wo“, sagt Gockert. Wer Patenschaftskatzen bei sich aufnimmt, bekommt das Futter erstattet. Als Pfleger lernt man die Tiere gut kennen und hilft so dabei, den richtigen Besitzer für sie zu finden. „Wir vermitteln nicht nach Quote. Uns ist sehr wichtig, dass Mensch und Tier zusammenpassen. Daher bekommen wir kaum Katzen zurück“, berichtet sie. Nicht selten komme es vor, dass die Pfleger beschließen, ihre Schützlinge zu behalten – die fallen dann aber wiederum als Pflegestellen weg.
Beim Hofflohmarkt in Karben am Sonntag, 21. Mai, ist die Katzenhilfe mit einem Stand vertreten (in der Burg, Gräfenröder Straße 5). Beginn ist um 10 Uhr. Am Sonntag, 28. Mai, folgt um 11 Uhr ein Wohnungsflohmarkt in Offenbach, Mainstraße 121. Schilder weisen den Weg. Nützliches, das nicht verkauft werden konnte, wird an befreundete Tierschutzorganisationen im Ausland verschickt. Der Gesamterlös kommt den Tieren zugute.
Von Veronika Schade