Nischenprodukt aus Darmstadt: Seltene Delikatesse aus der Region

Eine Seltene Delikatesse kommt aus der Nähe von Darmstadt. Straußenfleisch gilt in Deutschland als Nischenprodukt. Auch, weil hier besondere Standards gelten.
- Von der Straußenzucht können bundesweit nur etwa 50 Farmen wirtschaftlich leben.
- Nahe Darmstadt gibt es diese seltene Delikatesse.
- Die artgerechte Haltung der Tiere setzt Straußenzüchtern hohe Hürden.
Darmstadt - Strauße können verschlagen schauen. Die Tiere sind neugierig, ängstlich und eigentlich ziemlich dumm. Rund 150 der flinken, bis zu 70 Stundenkilometer schnellen Laufvögel haben ein Zuhause auf dem Tannenhof im südhessischen Schaafheim bei Darmstadt. Namen hat der überwiegende Teil der Tiere nicht. Ihr Ende ist absehbar. Eineinhalb Jahre nach dem Schlüpfen führt ihr Weg in die Schlachterei.
Darmstadt: Straußenfleisch ist kein Produkt für die breite Masse
Bereits seit elf Jahren betreibt Stephanie Roth im beschaulichen Örtchen Schaafheim die Straußenfarm Tannenhof. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann und ihren Eltern. „Straußenfleisch ist ein Nischenprodukt und das wird es auch bleiben“, sagt die 38-jährige Straußenzüchterin. Und liefert die Begründung gleich mit: „Das ist kein Fleisch für die breite Masse, dafür gibt es einfach gar nicht genug.“ Im Gegensatz zu anderen Nutztieren seien Strauße eben kein Industrialisierungsprodukt. Wer beim Betrieb einer Straußenfarm allein vom Fleisch leben wolle, brauche schon 800 bis 900 Tiere, weiß sie.
Für Straußenzüchter gelten für eine artgerechte Haltung hohe Hürden. Einzelne Tiere darf man gar nicht halten. Um den Anforderungen des Paragrafen 2 des Tierschutzgesetzes gerecht zu werden, muss ein ausreichend großes Gehege mit dem richtigen Boden bereitstehen. Die Allesfresser mit Vorliebe für das Vegetarische müssen das ganze Jahr draußen weiden können, für jede Gruppe Strauße braucht es einen Unterstand und das Gehege muss doppelt eingezäunt sein. Es gebe viele Auflagen und dann müsse das Regierungspräsidium der Zucht noch zustimmen, erläutert Roth.
Schaafheim bei Darmstadt: Die Straußenfarm als Nebenerwerb
„Wir produzieren unsere eigenen Küken,“ erzählt die Straußenzüchterin Roth. Alles was als Nachwuchs kommt, sei erst einmal für die Schlachtung bestimmt. Reich wird man davon aber nicht. Auch wenn die Preise für ein Kilogramm Filet bei örtlichen Schwankungen bei bis zu 50 Euro liegen, und so groß die Tiere sind, viel Fleisch ist nicht dran. Ein 100 Kilogramm schwerer Strauß bringt Roth zufolge rund 25 Kilo Filet und Gulaschfleisch und noch mal zehn Kilo für Wurstwaren. Der Rest: Leder, Federn und Knochen.
Nach Schätzung des Bundesverbandes Deutscher Straußenzüchter können in etwa 50 Farmen wirtschaftlich davon leben. Es gebe aber sehr viele kleine Straußenfarmen als Nebenerwerbsbetriebe, sagte Verbandspräsident Ralph Schumacher. Unter den fast 710 Millionen Geflügelschlachtungen 2018 in Deutschland waren dem Statistischen Bundesamt zufolge gerade mal gut 2000 Strauße.
Die Aufzucht selbst ist unter den Klimabedingungen in Deutschland kein Problem. Selbst nasskaltes Wetter, Schnee, Eis und extrem niedrige Temperaturen stellen keine Gefährdung der Gesundheit von Straußen dar. Lediglich kalter Starkwind und starke Sonneneinstrahlung in Verbindung mit sommerlicher Hitze dauerhaft über 30 Grad können Wohlbefinden und Gesundheit gefährden“, heißt es in einem Gutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums. (dpa)