100 Kilometer wandern - ohne Pause

Frankfurt - Beim Frankfurt-Marathon in knapp zwei Wochen wird der Sieger nach etwas mehr als zwei Stunden ins Ziel einlaufen. So schnell waren die Teilnehmer des zweiten Frankfurter Megamarsches nicht annähernd. Bei ihnen ging es aber auch über eine Distanz von sage und schreibe 100 Kilometern. Von Matthias Pieren
Die über 1000 Teilnehmer der 100-Kilometer-Wanderung am Wochenende gingen allerdings nicht deshalb an den Start, um einen Sieger zu ermitteln, sondern um anzukommen. Das Wander-Event, das deutschlandweit mittlerweile Tausende in die Metropolen lockt, nennt sich in Frankfurt „Marsch zwischen den Wolkenkratzern“. Bundesweit wächst mit den Megamärschen eine neue Bewegung: Extremwandern weitab der Alpen.
Nach dem Start am Samstagnachmittag in Eschborn bewegte sich schon bald eine lange Reihe ambitionierter Wanderer auf der Regionalpark-Rundroute vor den Taunusbergen in Richtung Nordosten. Das wie eine Perlenschnur auseinandergezogene Teilnehmerfeld erlebte den Sonnenuntergang vor der Kulisse des Großen Feldberges. Nachdem der Taunus gestreift war, zog der Tross weiter in die Wetterau und mitten in die Dunkelheit der Nacht hinein. Über die Hanauer Kesselstadt ging es entlang des Mains weiter nach Offenbach, Heusenstamm und Rödermark. Freilich erreichten nicht alle Teilnehmer am Sonntagnachmittag das Ziel in Langen.
Bei dem neuen Trendsport, der seit ein paar Jahren Deutschlands Großstädte erfasst, geht es den Wanderern überhaupt nicht ums Gewinnen. „Beim Megamarsch zählt keinesfalls nur die komplette Distanz – das macht die Veranstaltung für mich besonders und sympathisch“, berichtet Teilnehmerin Silvia Grötsch, die bereits zum zweiten Mal beim Frankfurter Megamarsch teilnahm.
„Bei Marathon-Läufen werden ja nur die sogenannten ‚Finisher’ geehrt, die das Ziel passieren. Bei den Megamärschen ist das anders.“ Auch, wer bereits nach 40, 60 oder 80 Kilometern aussteigt – oder irgendwo zwischendrin – hat sich der Herausforderung gestellt. Und das wird mit einem T-Shirt und einer Urkunde honoriert.
„Mein Ehrgeiz ist erwacht und ich möchte bei der Neuauflage mehr als 60 Kilometer schaffen“, sagt Grötsch. Neben der persönlichen Herausforderung, sei das einmalige Naturerlebnis und die Gemeinschaft unter den Teilnehmern ausschlaggebend, sich nochmals den Strapazen zu stellen.
„Nachts wurden die Eindrücke beim Megamarsch wirklich surreal“, berichtet die Erzieherin. „Wir zogen durch eine sternenklare Nacht. Im Lichtkegel unserer Stirnlampen haben wir uns den Weg gebahnt.“ „Beim gemeinsamen Wandern kann man sich wunderbar unterhalten, aber auch schweigend nebeneinander des Weges ziehen. Es geht Schritt für Schritt, von Ort zu Ort“, beschreibt Grötsch ihre Faszination.