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Querdenker-Eklat um Café: „Dass auch meine Familie bedroht wurde, ist besonders perfide“

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Von: Lukas Rogalla, Vincent Büssow, Tim Vincent Dicke

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Zwei Polizisten im dunkeln von hinten mit der Aufschrift „Polizei" auf dem Rücken.
Einsatz der Polizei in Erbach im Odenwald: Nach Verstößen gegen die Corona-Verordnung wurde das „Café Zeitlos“ geschlossen. © KeutzTVNews

Das „Café Zeitlos“ in Erbach (Odenwald) hat wieder geöffnet. Aber die Spuren des Eklats bleiben. Nun äußert sich der Bürgermeister zu Drohungen von Querdenkern.

Update vom Freitag, 17.12.2021, 16.00 Uhr: Nach dem Eklat um das „Café Zeitlos“ in Erbach (Odenwaldkreis) hat sich der Bürgermeister der Stadt in einem Interview geäußert. Der Inhaber des Gastronomiebetriebs hatte mit wiederholten Verstößen gegen die geltende Maskenpflicht auf sich aufmerksam gemacht. Weil er trotz des Verbots öffnete, zog das Gesundheitsamt Konsequenzen und ließ die Verfügung mithilfe von Polizei und Ordnungsamt durchsetzen.

Personen aus dem Querdenker- und Reichsbürger-Milieu solidarisierten sich daraufhin mit dem Chef des Cafés. Zahlreiche Menschen reisten nach Erbach, um dort gegen die Schließung zu protestieren. Im Internet, insbesondere auf dem in der Kritik stehenden Messengerdienst Telegram, wurde gegen den Erbacher Bürgermeister Peter Traub Stimmung gemacht. In einer Telegram-Gruppe schrieb ein Mitglied laut einem Screenshot, der Hessenschau.de vorliegt: „Demo vor seiner Haustür – er muss bedrängt werden“ und „Die Familie fühlt sich dann nicht mehr sicher“.

„Café Zeitlos“ in Erbach (Odenwald): Das sagt der Bürgermeister zu den Querdenker-Drohungen

Gegenüber Hessenschau.de hat sich Peter Traub nun zu den teils heftigen Drohungen geäußert. „Dass auch meine Familie bedroht wurde, ist besonders perfide. Jeder, der Familie, Partner oder Kinder hat, kann sich vorstellen, wie sich das anfühlt“, sagte der Bürgermeister. Die hetzenden Personen wüssten genau, was sie damit anrichten.

Ein ehemaliger AfD-Kreistagsabgeordneter fiel besonders mit Bedrohungen gegen Traub auf. Über ihn sagte Erbachs Bürgermeister: „Ich kann nicht einschätzen, ob der Mann selbst handgreiflich wird. Aber das Gefährliche sind ja die Trittbrettfahrer. Da wirft jemand im Schutze der sozialen Medien Brandfackeln in eine sowieso schon aufgeheizte Debatte und wir wissen nicht, ob sich dadurch andere Menschen berufen fühlen, die Drohung in die Tat umzusetzen.“

Café kann nach Verstoß gegen Corona-Regeln wieder öffnen

Update vom Mittwoch, 01.12.2021, 17.45 Uhr: Das „Café Zeitlos“ in Erbach darf wieder öffnen. Das gab der Odenwaldkreis am Mittwoch in einer Pressemitteilung bekannt. Das Gesundheitsamt hob die Untersagung des Betriebs wieder auf, nachdem das Café wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln geschlossen worden war. Weder der Inhaber noch das Personal hätten eine Maske getragen.

Der Inhaber, der laut Bürgermeister Peter Traub Verbindungen zur Querdenker- und Reichsbürger-Szene pflege, habe ein Abstands- und Hygienekonzept vorgelegt, das bereits vom Gesundheitsamt geprüft wurde. Es habe ein „konstruktiver Austausch“ stattgefunden. Demnach werde keine Maskenpflicht für das Personal gelten, wenn nur eine Verkäuferin hinter dem Tresen arbeitet, sie hinter der Plexiglas-Abtrennung bleibt und keinen Kontakt zu anderen Personen hat.

In dieser Woche war zudem bekannt geworden, dass Erbachs Bürgermeister von Personen aus der Querdenker-Szene bedroht wurde. Peter Traub hatte sich zunächst dafür ausgesprochen, dass das Café geschlossen bleibt, zeigte sich allerdings offen für ein Gespräch. Nach Informationen der Hessenschau habe ein Streifenwagen der Polizei regelmäßig geschaut, ob an seinem Haus alles in Ordnung sei. Bis zu 100 Menschen hatten vor dem Café gegen die Schließung demonstriert.

„Café Zeitlos“ in Erbach (Odenwald) zieht Querdenker an

Update vom Dienstag, 30.11.2021, 12.36 Uhr: Nach der Schließung eines Cafés und zweier Bäckereien zieht die Stadt Erbach (Odenwaldkreis) offenbar Personen aus der Querdenker-Szene an. Der Inhaber hatte mit wiederholten Verstößen gegen die geltende Maskenpflicht auf die Lokale aufmerksam gemacht. Weil er sie trotz Verbots öffnete, zog das Gesundheitsamt Konsequenzen und ließ die Verfügung mithilfe von Polizei und Ordnungsamt durchsetzen.

Nun versammeln sich vor dem „Café Zeitlos“ in Erbach (rund 50 Kilometer südöstlich von Darmstadt) immer wieder Leute, um gegen die Entscheidung des Gesundheitsamts zu demonstrieren. Am Abend nach der Schließung waren es 100 Leute gewesen, berichtet die Hessenschau. Sowohl Attila Hildmann als auch Michael Wendler und Bodo Schiffmann zeigten sich mit Beiträgen im Netz solidarisch mit dem Inhaber. Auch der als Querdenker-Anwalt bekannte Ralf Ludwig erschien bei einer Kundgebung vor dem nun bekannten „Café Zeitlos“, berichtet t-online.de.

Erbach: Inhaber von geschlossenem Café soll Querdenker- und Reichsbürger-Szene angehören

Nach Angaben von Erbachs Bürgermeister Peter Traub soll der Inhaber zur Querdenker- und Reichsbürger-Szene gehören. Dafür gebe es „eindeutige Hinweise“. Im Internet ist nun ein offenes Schreiben an Traub aufgetaucht, in Verbindung mit einer Petition. Demnach fordert der Autor Traub auf, die „diktatorischen Zeichen“ endlich zu erkennen und die Lokale wieder zu öffnen, zitiert die Hessenschau aus dem Schreiben. Der Bürgermeister solle sich beim Inhaber entschuldigen.

Doch Peter Traub weigert sich. Die Bäckerei in Erbach im Odenwaldkreis bleibt vorerst geschlossen, teilte er mit. Er wolle das Gespräch mit dem Inhaber suchen und hoffe auf eine schnelle Lösung. Dass Erbach zu einem „Wallfahrtsort“ für die Querdenker-Szene geworden ist, stimmt Traub nachdenklich. Mit einem Wert von 508,5 (Stand: 30.11.2021) weist der Odenwaldkreis derzeit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen auf.

Verbindung zu Querdenker-Szene: Café in Erbach muss schließen

Erstmeldung vom Freitag, 26.11.2021: Erbach – Ein Café und mehrere Bäckereien im Odenwald mussten aufgrund von Verstößen gegen die Corona-Verfügung schließen. Am Donnerstag (25.11.2021) waren die Polizei sowie das Ordnungsamt vor dem Café Zeitlos in Erbach im Einsatz, um den Beschluss durchzusetzen. Mittlerweile ist es zu Protesten gekommen, wie das Odenwälder Journal berichtete.

Bei den Verstößen gegen die Corona-Verordnung in Hessen geht es um die Maskenpflicht. Der Betreiber des Cafés Alexander Knierim soll in den vergangenen Wochen wiederholt keine Maske bei der Arbeit getragen haben. Außerdem habe er Mitarbeiter und Kunden dazu aufgefordert, seinem Beispiel zu folgen, wie hessenschau.de meldet. Beschwerden der Kundschaft sollen letztendlich dazu geführt haben, dass die Polizei involviert wurde.

Corona-Verstöße in Erbach (Odenwaldkreis): Polizei schließt Café

Laut Betreiber Knierim tragen seine Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen keine Maske. Er hinterfragt gegenüber dem Odenwälder Journal die Rechtmäßigkeit der Polizei-Aktion. Der Stadt ist Knierim im Zuge der Corona-Pandemie bereits mehrfach aufgefallen. Erbach im Odenwald liegt in Südhessen rund fünfzig Kilometer südöstlich von Darmstadt.

Bürgermeister Dr. Peter Traub sagte: „Es gab bereits öfter Gespräche mit Herrn Knierim. Aber wir sind über den Punkt hinaus, wo man noch vernünftige Gespräche führen kann.“ Demnach sei der Café-Betreiber „klar der Querdenker- und Reichsbürgerszene zuzuordnen“, was sich aus zahlreichen Schreiben an die Stadtverwaltung ergebe.

Proteste in Erbach (Odenwald): Café-Schließung nach Corona-Verstößen

Später am Donnerstag versammelten sich vor dem Café in Erbach etwa 20 Demonstranten, die gegen die Schließung protestierten. In einem Twitter-Video ist zu sehen, wie Beamte von Polizei und Ordnungsamt das Café Zeitlos versperren. Eine aufgebrachte Person versucht sich Zutritt zu verschaffen, mit den Worten: „Es gibt kein Recht was sie haben, mich hier nicht in den Laden reinzulassen.“

Von der Schließung aufgrund von Verstößen gegen die Corona-Verordnung sind auch die zwei Bäckereifilialen im Odenwald betroffen, die von Alexander Knierim geführt werden. Weder Knierim noch die Stadt Erbach konnten für eine Stellungnahme erreicht werden. Das Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt verwies bei der Angelegenheit auf die Stadt.

Bereits früher war die Polizei im Odenwald wegen Corona-Verstößen im Einsatz: Eine illegale Party wurde aufgelöst. (vbu/lrg/tvd)

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