Video sorgt für Aufregung: Wolf in Wohngebiet gesichtet

Ein Video sorgt für Aufregung in Homberg und darüber hinaus. Das kurze Filmchen zeigt, wie ein Tier durch ein Wohngebiet läuft. Es soll sich um einen Wolf handeln.
Homberg – Rasch machte am Sonntag (06.02.2022) die Nachricht die Runde. War es denn wirklich ein Wolf? Ja, ergab die Analyse des Films durch das Wolfszentrum Hessen (WZH) nach den bundesweit geltenden Kriterien des Wolfsmonitorings. Das Video, das eine Anwohnerin in einer Straße in Ortsrandlage von Ober-Ofleiden aufgenommen hatte, zeige einen Wolf. Er zeige deutliche Anzeichen von Stress und versuche, »schnellstmöglich einen Ausweg aus dem Ort zu finden«. Dies lege nahe, dass der Jungwolf mit hoher Wahrscheinlichkeit versehentlich in diese Situation gelangt sei. »Eine unmittelbare Gefahr für die Anwohnerinnen und Anwohner bestand nicht.«
Karl-Heinz Zobich vom Naturschutzbund (NABU), Kreisverband Vogelsberg, war auf Anfrage der Alsfelder Allgemeinen Zeitung ebenfalls davon überzeugt, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Für letzte Gewissheit sorge natürlich ein »genetischer Fingerabdruck«, aber im vorliegenden Fall scheine die Sache doch recht klar. Seine Vermutung: Das Tier könnte aus einem Rudel stammen und bereits im vergangenen Jahr aus seinem familiären »Nest« geworfen worden sein. Die Jungtiere legten dann teilweise auf Wanderschaft und auf der Suche nach einem geeigneten Revier große Strecken zurück. Das sei nichts Ungewöhnliches. Es können bis zu 70 Kilometer am Tag werden. So seien schon vor Jahrzehnten Wölfe, die aus Polen stammten, später in Frankreich angetroffen worden, »die müssen auch durch Deutschland gekommen sein.«.
Wolf in Homberg gesichtet: Tier sucht schnell das Weite
Auf der Wanderschaft könne es dann passieren, dass die Wölfe durch bewohnte Gebiete kommen. »Wenn man sich den Wolf im Video anschaut, dann hat man den Eindruck, dass er sich nicht sehr wohlfühlt«, so Zobich. Und wirklich. »Nichts wie weg hier« scheint die Motivation des graubraunfelligen Vierbeiners zu sein, der quasi die Vorderläufe in die Hand nimmt und durch das Wohngebiet saust. Ein kurzer spähender Blick geht während des schnellen Laufs nach rechts. Einige Zeit später wurde dann eine Wolfssichtung in Langenhain bei Kirchhain gemeldet, so Zobich, höchstwahrscheinlich sei es das Tier gewesen, das vorher Homberger Stadtgebiet durchquert hatte. NABU-Mann Zobich betont bei dieser Gelegenheit, dass Menschen keine Angst zu haben brauchen, im Gegenteil, der »normale« Wolf scheue von seinem Instinkt her den Menschen und suche schnell das Weite.
Wolf durchquert Homberg: „Ulrichsteiner Wölfin“ scheint schon länger weg
»Das gilt nicht, wenn man sie anfüttert, das ist auf jeden Fall zu unterlassen«, mahnt er. Denn dann wüssten die Tiere, dass es in der Nähe der Menschen etwas zu fressen gibt. Im Normalfall ziehen die Tiere weiter und suchen sich ein weitgehend ruhiges Rückzugsgebiet. Deshalb geht Zobich auch davon aus, dass die »Ulrichsteiner Wölfin« bereits vor einiger Zeit weitergezogen* ist, zumal das Revier im nahen Oberwald wegen der vielen Spaziergänger nicht sehr attraktiv für Wölfe sei.
Immer wieder sind auch schon Gerüchte aufgekommen, »Ulli« könnte heimlich erschossen worden sein. Beweise dafür gibt es nicht. (Kerstin Schneider) *giessener-allgemeine.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.