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Ehepaar aus Hessen rechnet mit Frank Rosin ab: „Die haben uns gegängelt“

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Ein Ehepaar aus dem Kreis Gießen ist bei „Rosins Restaurants“ aufgetreten. Heute bereuen die Gastwirte diesen Schritt. Der Promi-Koch brach im Streit den Dreh ab.

Langgöns - Verena Schütz eilt aus der Küche. Eine ruhige Minute zwischen Pizza, Burger und Strammem Max. Die 53-Jährige aus Langgöns (Kreis Gießen) setzt sich an einen Tisch des Gasthauses im Ortsteil Oberkleen, die Theke hinter ihr ist gut mit Gästen gefüllt. Die Augen der Gastronomin wirken müde, ihre Äußerungen aber sind klar und scharf. »Ich bereue, dass wir da mitgemacht haben«, sagt sie. Dass die TV-Sendung eskaliert und dass es zum Abbruch gekommen ist, »das war von den Machern geplant, glaube ich«. Dann fügt sie hinzu: »Die haben uns gegängelt, um uns zu provozieren.«

Eine Woche ist es her, da steht Schütz in ihrer Küche und verfolgt während der Arbeit auf dem kleinen Bildschirm eines Tablets live die Sendung »Rosins Restaurants« auf Kabel Eins. In der Hauptrolle neben Sternekoch Rosin: ihr Oberkleener Gasthaus Schütz. Sie habe sich kaum aufs Kochen konzentrieren können, erzählt sie. »Ich habe an dem Abend vier Pizzen anbrennen lassen.« Über die Darstellung ihres Lokals und des Aufeinandertreffens mit Rosin habe sie sich geärgert.

Gasthaus aus Langgöns (Kreis Gießen) bei Frank Rosin: „Bevor du fragst: Nein!“

Die Zusammenarbeit mit Rosin während der Aufzeichnung der Sendung im Frühjahr dieses Jahres war so konfliktgeladen, dass sie nun nach der Ausstrahlung Wellen geschlagen und Aufmerksamkeit auch in so manchen Boulevardmedien erregt hat.

Frank Rosin Verena Schütz Hartmut Schütz
»Ich werde wie ein dummer Bub hingestellt«, wehrt sich Hartmut Schütz (M.) gegen Frank Rosin. Dieser bricht daraufhin seine Mission ab. © Red

Vor allem die letzten Minuten der Sendung, in der Sternekoch Rosin regelmäßig Betreiber von Gaststätten in ihrem Alltag begleitet und ihnen Tipps gibt, sind in diesem Fall kurios. Verena und ihr Mann Hartmut Schütz empfangen Rosin in ihrer Küche. Die Stimmung ist frostig. Rosin streckt Hartmut Schütz die Faust zum Gruß entgegen. Der aber rührt sich nicht. »Die Faust wird in der Tasche geballt«, sagt er nur. Seine Haltung zu Rosin gibt er unmissverständlich auf seinem schwarzen Shirt zum Ausdruck. »Bevor du fragst«, steht dort geschrieben. »Nein!«

„Rosis Restaurants“ (Kabel Eins): Gasthaus in Langgöns ist eigentlich Kneipe

Kochen, das haben zuvor die zwei Stunden der Sendung gezeigt, kann Hartmut Schütz eher leidlich. Schon beim Kartoffelschälen und am Pürierstab hat er sich unter Rosins Anleitung überfordert gezeigt. In diesem Moment kocht der Oberkleener dann plötzlich doch. Meisterlich geradezu. Allerdings nur innerlich. Vor Wut. »Ich bin kein Huläbber«, schimpft er. »Ich bin der Hartmut Schütz aus Oberkleen. Ich muss mir nicht die Beine unter dem Oberkörper wegdrehen lassen.«

Der Streit eskaliert. »Du hast 30 Jahre Berufserfahrung, aber kein Talent für die Sache«, wirft Rosin Schütz vor. Der Oberkleener unterstütze seine Frau viel zu wenig in der Küche, stehe nur hinter der Theke. »Die totale Ignoranz«, klagt Rosin und schüttelt den Kopf. »Ich werde wie ein dummer Bub hingestellt«, wehrt sich der Oberkleener. »Nein«, widerspricht Rosin. »Du stellst dich selbst wie ein dummer Bub hin«, sagt er und gibt die Mission auf. Es ist ein Moment, den die Sendereihe eigentlich nicht vorsieht. »Ich bin mit meinem Latein am Ende«, sagt Rosin. Bei Verena Schütz fließen Tränen.

Ohne Gegenwehr

Sie hätten nicht versucht, die Ausstrahlung der Sendung zu verhindern, erklärt Verena Schütz. »Dann wären uns möglicherweise die Renovierung und das Streichen in Rechnung gestellt worden.«

Eine Woche liegt die von rund 800 000 Zuschauern verfolgte Sendung nun zurück. Im Lokal sei etwas mehr los als zuvor, erzählt Verena Schütz. Mehrere neue Gäste hätten sie besucht. Wer hier einkehrt, einen Strammen Max bestellt und Platz nimmt, erkennt schnell: Ein Restaurant ist das Gasthaus Schütz nun wirklich nicht. Es ist eine Kneipe. Urig, mit kantigen Typen hinter und vor der Theke. Rosin hat es zu Beginn seiner Sendung treffend formuliert. »Eigen. Aber nett.«

Langgöns (Kreis Gießen): Hoffnung auf mehr Gäste durch „Rosis Restaurants“

Mit der Zubereitung warmer Speisen hätten sie erst in der Pandemie richtig begonnen, berichtet Verena Schütz. »Um uns über Wasser zu halten, habe ich Pizza, Pasta und Burger hervorgekramt.« Auch deshalb habe ihr Mann in der Küche so wenig Erfahrung. Das sei in der Sendung nicht angesprochen worden, »obwohl wir es mehrfach erwähnt haben«.

So stellt sich die Frage, warum sich das Ehepaar für die Sendung überhaupt beworben hat. »Wir haben gehofft, dass wir dadurch mehr Gäste hierher locken können«, sagt Verena Schütz. Das Lokal hat Tradition, es ist mehr als 200 Jahre alt, allerdings kehren dort immer weniger Gäste ein. In der Sendung berichtet Schütz einmal, dass der Umsatz »an ganz schlimmen Tagen« auch mal bei weniger als 20 Euro gelegen habe.

Für staunendes Raunen hat bei Rosin die Inneneinrichtung gesorgt. »Einkonservieren – und ein Museum daraus machen«, sagte er angesichts uralter Holzmöbel, während vergilbte Wände, Brandlöcher in Sitzpolstern und die Tatsache, dass das Ehepaar Schütz einen Teil des Lokals als privates Wohnzimmer nutzte, Rosin abschreckten. Im Rahmen der TV-Sendung ist renoviert, die Wände und die Decke sind gestrichen worden. »Rosin-Grau«, sagt Verena Schütz trocken. Als Wohnzimmer dient das Gasthaus nicht mehr.

Gasthaus aus Langgöns-Oberkleen bei Rosin: Unvereinbare Welten

»Dass wir die Einrichtung viele Jahre vernachlässigt haben, müssen wir auf unsere Kappe nehmen«, räumt Verena Schütz ein. »Weil wir hier leben, haben wir die Mängel nicht mehr richtig gesehen.« Die Entscheidung ihres Mannes, Rosin am Ende regelrecht abzulehnen, trägt sie derweil mit. »Wie ein Schulbub« sei ihr Mann vorgeführt worden.

Auch andere Erfahrungen gemacht

Der Besuch in Langgöns war nicht Frank Rosins erster Dreh im Raum Gießen. Vor Jahren acht machte er für seine Sendung „Rosins Restaurants“ das Lokal „Seeblick“ in Hungen fit – mit Erfolg.

Schlager erklingen aus einem Lautsprecher. Vier Männer und eine Frau sitzen an der Theke, ein kleiner Hund wuselt zwischen den Beinen der Barhocker. »Hätte mein Mann mehr an mir als an seinem Auto gefummelt, hätte ich ihn nicht verlassen«, erzählt die Frau. Kurz darauf unterhalten sich die Gäste über Akupunktur. Zehn Sitzungen habe er absolviert, sagt einer. »Bei mir hat es nichts gebracht.« Es sind Gespräche und Sätze, die in Kneipen eben fallen. Dass hier mit dem Besuch Rosins zwei unvereinbare Welten aufeinandergetroffen sind, wird schnell klar. »Ja, ja«, murmelt ein Gast vor sich hin, bevor er aus seinem Bierglas trinkt. »So ist das.« (Stefan Schaal)

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