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„Es ist eine enorme Hilfe“: Nachfrage bei Tiertafeln in Hessen steigt 

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Von: Nadja Austel

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Tierhaltung wird teurer. In Hessen bieten ehrenamtliche Futter-Ausgabestellen Unterstützung an. Die Tafeln helfen aber auch bei Tierarztkosten aus.

Frankfurt – Der Hund Tyson hat einen Tumor an der Nebenniere. Er braucht deshalb Spezialfutter. Dank der Tiertafel Frankfurt kann Tyson dennoch bei seiner Besitzerin bleiben. Die Versorgung eines Tieres ist gerade in Zeiten von Inflation und Energiekrise teuer, erst recht, wenn das Tier erkrankt.

Bei der Tiertafel in Frankfurt erhalten Herrchen und Frauchen Tierfutter, das sie sich sonst nicht leisten könnten. Die Tiertafeln gibt es auch in anderen hessischen Städten. Sie berichten derzeit von immer mehr Anfragen. Neue Kunden und Kundinnen müssen den Tafeln allerdings zunächst nachweisen, dass sie ein geringes Einkommen zur Verfügung haben. 

So wie Halterin Nadine, die mit ihren beiden Hunden Hugo und Balu erstmals zur Tiertafel im Westen von Frankfurt gekommen ist. Ihre Teilzeitstelle werfe zu wenig ab, sie brauche Unterstützung, sagt die 32-Jährige. Bei einem der Vierbeiner seien Harnsteine festgestellt worden, er brauche nun spezielles Futter. 

Hessen: Die Tiertafel hilft in schweren Zeiten

Ziel der spendenbasierten Tafel sei es, dass Tiere, die schon lange bei ihren Haltern leben, nicht aus finanziellen Gründen weggegeben werden müssen, sagt Inge Böhm vom Vorstand der Tiertafel. Die Tiere sollen eine gute und artgerechte Ernährung erhalten, auch wenn ihre Besitzer und Besitzerinnen durch finanziell schwere Zeiten gehen. Neu angeschaffte Tiere würden dagegen nicht unterstützt. 

Mehr als 700 Tiere, die rund 450 Menschen gehören, nutzen aktuell das Angebot. Geholfen wird den Kunden auch bei Kosten für Medikamente und den Tierarzt. Hier sind die Sätze nach einer Reform erst kürzlich deutlich gestiegen. Mit Blick auf die Inflation und die hohen Energiepreise geht die Frankfurter Tafel davon aus, dass die Nachfrage für diese Hilfe weiter steigen wird. 

Allerdings gibt es auch eine Hemmschwelle: Für viele Menschen sei es „eine Überwindung, etwas in Anspruch zu nehmen, wenn sie das vorher noch nie gemusst haben“, sagt Böhm. Doch die Überwindung lohnt sich, wie eine 59-jährige Frankfurterin, die mit ihrem 14 Jahre alten Tierschutzhund aus Rumänien Tafelkundin ist, bestätigt: „Es ist eine enorme Hilfe“. Ihre Erwerbsminderungsrente reiche nicht aus, um den kranken Hund zu versorgen. Dank der Tiertafel kann sie die medizinische Versorgung des Tieres finanzieren.

Tiertafel in Hessen: Inflation und Energiekrise treffen auf gestiegene Tierarztkosten

Einmal pro Monat ist in Frankfurt die reguläre Futterausgabe der Tiertafel. Für Flüchtlinge aus der Ukraine gibt es einen eigenen Ausgabetermin. Auch mit Zubehör wie Decken und Katzenklos hilft die Tafel ihnen aus. Etwa 150 Ukrainerinnen und Ukrainer bekämen derzeit Hilfe, sagt Böhm. 

Eine bereits gestiegene Nachfrage verzeichnet die Tiertafel in Fulda. Und auch aus anderen Bundesländern kämen Anfragen, sagt Melanie Löffert von der Tafel. Vor allem wegen der gestiegenen Tierarztkosten suchten die Menschen Hilfe. „Wir rechnen mit noch mehr Nachfrage“, sagt Löffert. Wichtig sei deshalb, dass die Spendenbereitschaft nicht sinke.

Ein Hund frisst aus einer Schale.
Die Nachfrage bei den Tiertafeln Frankfurt steigt. Auch Tierarztkosten können von. ihnen übernommen werden. (Symbolbild) © Shotshop/Imago

Hessen: Tiertafel hilft auch Flüchtlingen aus der Ukraine bei Tierhaltung

Auch in Kassel sei die Nachfrage bei der Tiertafel des Tierheims «Wau-Mau-Insel» deutlich gestiegen, berichtet Karsten Pflücker. „Wir versuchen zu helfen, wo es geht“, sagt er. Es gebe extrem viele Neuanmeldungen, seit zwei Monaten sei die Nachfrage deutlich gestiegen. Rund 160 Menschen kämen regelmäßig, etwa 230 Tiere gehörten zu ihnen, vor allem Katzen. Auch ukrainische Flüchtlinge seien willkommen. In Kassel wird den Kunden ebenfalls bei Tierarztkosten geholfen - soweit es leistbar ist.

Eine höhere Nachfrage registriert auch die Futterausgabe der Interessengemeinschaft Tierschutz in Mittelhessen - bei gleichzeitig sinkenden Spenden. Betreut werden rund 560 Hunde und 590 Katzen, dazu Mäuse, Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel. Die Tiere gehören rund 680 Menschen, die alle 14 Tage in Gießen Futter und Zubehör erhalten können, aber keine Unterstützung bei medizinischen Problemen. «Wir rechnen damit, dass die Nachfrage weiter steigt», sagt Pirko Wedhorn vom Vorstand des Vereins. (na/dpa)

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