1. Startseite
  2. Hessen

Kochkäse als »Wucht im Glas« – Brotaufstrich aus Hessen erlangt überregionale Bekanntheit

Erstellt:

Kommentare

Susanne und Thomas Müller stellen Feigensenf oder Walnusslikör in Hausen her. Mit ihrem Kochkäse haben sie ein neues Produkt geschaffen, das es bis ans Baltikum geschafft hat.

Pohlheim/Hausen - Marmelade gekocht und danach gegessen haben Susanne und Thomas Müller schon immer gerne. Auch Freunden haben sie ihre Kreationen gerne aufgetischt oder zu Geburtstagen geschenkt. Diese waren begeistert. »Das müsst ihr verkaufen« - diesen Satz hatten sie immer wieder gehört. Doch damit Geld verdienen? Das konnten sich die beiden Hausener lange Zeit nicht so wirklich vorstellen.

pad_hausen_250223_4c
Thomas und Susanne Müller bei der Herstellung der nächsten »Gaumenfreude«. © Patrick Dehnhardt

Bis vor rund zwölf Jahren führte Susanne Müller zudem gemeinsam mit einer Partnerin eine Modeboutique in Grünberg, da fehlte für so etwas die Zeit. Als sie die Boutique verkaufte, brauchte es neue Ziele und Ideen. Warum es also nicht doch einmal mit Marmelade probieren? Zumal schon damals immer wieder Freunde und Bekannte den Müllers überschüssiges Obst von der eigenen Streuobstwiese und aus dem Garten anboten - deutlich mehr, als sie selbst jemals hätten essen oder verschenken können. Es war die Geburtsstunde von »Susis Gaumenfreuden«.

Marmelade als Startpunkt für »Susis Gaumenfreuden« in Hausen - Produktpalette erweitert sich rasch

Bevor es jedoch ans professionelle Marmeladekochen ging, musste zunächst der Amtsmann vorbeischauen: Ein Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung erklärte dem Paar, wie sie die Küche einrichten und ausstatten müssen, um Lebensmittel herstellen zu dürfen. »Er freute sich, dass wir ihn gefragt haben, bevor wir damit anfangen«, erinnert sich Susanne Müller. In einem separaten Raum entstand so das Herzstück von »Susis Gaumenfreuden«.

Zuerst wollten sie ihre Kreationen, die schnell über Marmeladen hinausgingen, auf Märkten in der Region anbieten. Doch schon bald wurden die ersten Geschäfte auf sie aufmerksam und boten an, ihre Liköre, Chutneys, Senfe und Essige in ihre Regale zu stellen.

»Wir haben nie gedacht, dass wir damit so einen Erfolg haben« - Hausener achten auf „gute Rohstoffe“

Unter anderem finden sich die Gaumenfreuden im Strohlädchen in Wißmar, auf dem Obersteinberger Hof, in Watzenborn-Steinberg im »IdeenReich«, bei RegioGlas von Timo Fago in Garbenteich, im Rewe-Markt in Heuchelheim und Kleinlinden. »Wir haben nie gedacht, dass wir damit so einen Erfolg haben«, sagt Thomas Müller. Das Angebot in den Läden war zudem ein Glücksfall, denn in der Pandemiezeit fanden viele kleine Märkte nicht statt.

Bei der Herstellung achten Müllers auf gute Rohstoffe. Obst von der Streuobstwiese beispielsweise. Lebensmittelfarbstoffe oder Konservierungsmittel kommen ihnen hingegen nicht in den Topf. »Die haben da drin nichts zu suchen«, sagt Susanne Müller mit Bestimmtheit. »Die Oma hat die ja auch nicht gebraucht.« Essige, Senfe, Kräutermischunge und Liköre ergänzen das Marmeladen- und Geleeangebot. Alle Produkte werden im Glas angeboten.

Kochkäse aus Hausen: Chili und Thymian verleihen dem Aufstrich einen neuen Geschmack

In der Pandemiezeit kam der Kochkäse aus Hausen neu hinzu. Thomas Müller aß Kochkäse schon immer gerne, seine Frau fand jedoch die Exemplare mit und ohne Kümmel eher langweilig. So wagten sie sich schließlich daran, selbst einen Kochkäse herzustellen. An der Rezeptur mit Butter, Quark, Sahne und weiteren Zutaten wurde lange gefeilt, zig Versuchsreihen hergestellt. Freunde und Nachbarn probierten regelmäßig und gaben ihre Verbesserungsvorschläge ab.

Nun steht der Kochkäse seit gut einem Jahr in den Verkaufsregeln - wenn er nicht gerade ausverkauft ist. Denn die Sorten mit Bärlauch, Thymian, Knoblauch, Curcuma, Kräutern de Provence, Chili oder auch den klassischen Sorten gehen weg wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Kochkäse aus Hausen gut in »Estland und Litauen angekommen« - Geradlinig statt Schnickschnack

Susanne Müller berichtet, dass eine Kundin ihn als Weihnachtsgeschenk verschicken wollte. »Ich hatte zuerst meine Bedenken, dass er den Transport per Post überleben würde. Im Sommer würde das definitiv nicht gehen.« Einige Zeit später erfuhr sie, dass der Kochkäse »in Estland und Litauen gut angekommen« sei. Da staunte sie gewaltig.

Erstaunt ist sie auch mittlerweile darüber, welche Marmeladen, Senfsorten oder Liköre am meisten nachgefragt werden. »Früher habe ich immer gedacht, man muss etwas Neues und Ausgefallenes präsentieren. Etwa Erdbeermarmelade mit weißer Schokolade.« Solche Besonderheiten hätten zwar auch ihre Freunde. Die meisten Kunden wollen jedoch einfach eine klassische Erdbeer-, Johannisbeer- oder Quittenmarmelade, ganz ohne Schnickschnack.

Hausener haben feste Devise: »Ich kann nichts verkaufen, was mir selbst nicht schmeckt.«

»Als wir bei der Himbeermarmelade mal die Kerne rausgefiltert haben, haben sich sogar einige beschwert, dass ihnen die fehlen würden.« Ganz aufs Experimentieren wollen die beiden dennoch nicht verzichten. Allein schon wegen der Nachbarn. Denn die fragen regelmäßig nach: »Gibt es wieder was Neues?« Einem Grundsatz bleiben sie aber bei all dem treu. Thomas Müller unterstreicht: »Ich kann nichts verkaufen, was mir selbst nicht schmeckt.« (Patrick Dehnhardt)

Der Kreis Gießen bietet dabei viel Kulinarisches, das selbstgemacht ist. Beispielsweise werden in Lich Macarons angeboten.

Auch interessant

Kommentare