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„Der letzte Euro gezahlt“: Lkw-Fahrer verlassen nach sechs Wochen Streik die A5-Raststätte

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Von: Erik Scharf

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Der letzte Euro ist offenbar gezahlt. Vorher wollten die streikenden Lkw-Fahrer an der A5 nicht in den Bus steigen. Am Freitag war es dann soweit.

Update vom Freitag, 28. April 2023, 16.00 Uhr: Nach beinahe sechs Wochen ist der Streik georgischer und usbekischer Lastwagenfahrer um ausstehenden Lohn auf der Raststätte Gräfenhausen vorbei: Am frühen Freitagnachmittag (28. April) verließ ein Bus mit den mehr als 60 Männern die Raststätte an der A5.

Zuvor hatten die Fahrer einem Mitarbeiter des polnischen Speditionsunternehmens, für das sie gearbeitet hatten, Wagenschlüssel und Fahrzeugpapiere übergeben. „Alles konnte geklärt werden“, sagte der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema, der für die Fahrer verhandelt hatte.

Der Bus hatte bereits am Vorabend auf der Raststätte bereitgestanden. Da jedoch noch einige der Fahrer auf die angekündigten Geldüberweisungen warteten, entschied die ganze Gruppe, erst in den Bus zu steigen, „wenn der letzte Euro gezahlt wurde“, sagte Michael Wahl vom Beratungsnetzwerk faire Mobilität, das zusammen mit Gewerkschaftern, Kirchenleuten und Privatpersonen die Fahrer in den vergangenen Wochen unterstützt hatte.

Die georgischen und usbekischen Lkw-Fahrer werden nach sechs Wochen Streik mit einem Bus nach Hause gebracht.
Die georgischen und usbekischen Lkw-Fahrer werden nach sechs Wochen Streik mit einem Bus nach Hause gebracht. © Arne Dedert/dpa

Bedingungen akzeptiert: Lkw-Fahrer nach fünf Wochen Streik am Ziel

Erstmeldung vom Mittwoch, 26. April 2023, 16.33 Uhr: Seit fünf Wochen streiken ausländische Lkw-Fahrer an der Raststätte Gräfenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) auf der A5. Nun haben sie nach langem Stillstand offenbar ihr Ziel erreicht. Wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch (26. April) berichtete, sollen sich die Trucker mit ihrem polnischen Arbeitgeber geeinigt haben.

Der Fall schlug bundesweit hohe Wellen. Die Lkw-Fahrer forderten ausstehendes Gehalt von ihrem Arbeitgeber. Teilweise seien sie monatelang nicht bezahlt worden. Die Unternehmensgruppe Lukmaz schickte einen paramilitärischen Schlägertrupp aus Polen nach Südhessen, um die Männer an der Raststätte zur Aufgabe zu zwingen. Ein Polizeieinsatz auf der Raststätte verhinderte eine Eskalation. 19 vorübergehend festgenommene Personen müssen sich nun wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs, Bedrohung, Nötigung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Störung einer Versammlung verantworten. Die Lkw-Fahrer streikten weiter. Zuvor waren auch in Italien und der Schweiz Lukmaz-Fahrer in den Streik getreten.

Jubel bei den Lkw-Fahrern: Der Streik auf der A5-Raststätte Gräfenhausen zeigt Wirkung.
Jubel bei den Lkw-Fahrern: Der Streik auf der A5-Raststätte Gräfenhausen zeigt Wirkung. © Uwe Anspach/dpa

Streik der Lkw-Fahrer geht zu Ende – Forderungen erfüllt

Begleitet wurde der Streik auf der A5-Raststätte von zahlreichen Stimmen aus Politik und Gesellschaft, die mehr Schutz für Arbeitnehmer und härtere Regeln für Arbeitgeber forderten. Zudem schwappte eine große Welle der Solidarität innerhalb der Truckerszene bis nach Gräfenhausen. Die mehr als 60 Fahrer wurden auch von deutschen Gewerkschaften und dem Beratungsnetzwerk faire Mobilität unterstützt.

Vor knapp einer Woche gingen dann die ersten Zahlungen bei den Lkw-Fahrern ein. Doch noch immer forderten diese rund 90.000 Euro Lohn. Am Mittwoch hieß es nun: Die Bedingungen der Fahrer seien in einer Erklärung des Speditionsunternehmers grundsätzlich akzeptiert worden. Das verkündete der niederländische Gewerkschafter Edwin Atema, der Unterhändler der vor allem aus Georgien und Usbekistan stammenden Fahrer. Einzelheiten der Vereinbarung sollten am späten Nachmittag bekannt gegeben werden. „In den nächsten Stunden werden noch die letzten Einzelheiten geklärt“, sagte Atema. (esa/dpa)

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