Protest von Lkw-Fahrern: Noch stehen über 90.000 Euro aus

Erst gab es ein wenig Bewegung im Fahrerstreik an der A5, inzwischen herrscht wieder Stillstand. Ein Ultimatum verstrich ohne neues Angebot. Inzwischen gibt es neue Vorwürfe.
Update vom Freitag, 21. April, 20.30 Uhr: Ohne ein neues Angebot von ihrem Unternehmen ist das Ultimatum der streikenden osteuropäischen LKW-Fahrer an der südhessischen Raststätte Gräfenhausen verstrichen. Seit mehreren Wochen streiken die Fahrer hier, da die Löhne von ihnen nicht ausgezahlt wurden. Insgesamt schuldet der polnische Spediteur den Fahrern 97.585 Euro. Das steht mittlerweile in großen Buchstaben auf der Plane eines Lastwagens. Einige Kunden der Spedition holen ihre Ware wegen des anhaltenden Streiks persönlich von der Raststätte ab.
Protest von Lkw-Fahrern: Streik führt zu ersten Zahlungen
Erstmeldung vom Samstag, 15. April, 12.12 Uhr: Neben großer Solidarität hat der Streik der georgischen und usbekischen Lkw-Fahrer auf der Raststätte Gräfenhausen-West mittlerweile auch zu zählbaren Erfolgen geführt. Der polnische Spediteur Lukasz Mazur habe den ersten Mitarbeitern Lohn gezahlt, sagte Gewerkschafterin Anna Weirich vom DGB-Projekt Faire Mobilität der Frankfurter Rundschau am Freitagabend.
Zuvor hatte der Firmenchef mehreren Fahrern sowie polnischen Medien Zahlungen angekündigt. Weil die Fahrer keinerlei Vertrauen in das Unternehmen hätten, sei gefordert worden, dass Mazur diesen Betreffenden die vereinbarten Summen umgehend überweist. Am Freitag habe er dies getan, woraufhin die Verhandlungen fortgesetzt worden seien. Fahrer für Fahrer sollte diskutiert werden, wie viel noch zu zahlen ist.
Anna Weirich und die Betroffenen betonten, der Kampf werde weitergehen, bis alle das ihnen zustehende Geld erhalten haben. Weirich, Branchenkoordinatorin für den internationalen Straßentransport bei Faire Mobilität, rechnete damit, dass am Wochenende voraussichtlich nicht viel passieren werde und die Lkw auch Anfang der kommenden Woche in Weiterstadt-Gräfenhausen stünden.
Lkw-Fahrer streiken seit drei Wochen in Gräfenhausen
Die mehr als 50 Lastwagenfahrer streiken zum Großteil seit drei Wochen, weil sie nach eigenen Angaben seit etwa sieben Wochen nicht bezahlt wurden. Zudem wehren sich die Männer gegen ausbeuterische Arbeitsbedingungen. So bekämen viele von ihnen beispielsweise für etwa 13 bis 15 Stunden Arbeit nur einen Tagessatz von 80 Euro. Löhne würden aus ungerechtfertigten Gründen gekürzt; die Fahrer seien scheinselbständig beschäftigt und hätten deshalb weitere Nachteile etwa bei der Rente.
Mazur wies alle Vorwürfe zurück und sagte, er werde oft kontrolliert und handele stets rechtmäßig. Die Fahrer bekämen ihren Lohn grundsätzlich etwas später, was mit der Zahlungsabwicklung zwischen der Spedition und ihren Kunden zusammenhänge. Der Geschäftsführer beauftragte die Firma „Rutkowski Patrol“ des Privatdetektivs Krzysztof Rutkowski, um die Lkw wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Die paramilitärisch anmutende Gruppe kam am Karfreitag aus Polen auf den Rastplatz, trat einschüchternd auf und soll auch gewalttätig geworden sein. 19 Personen wurden vorläufig festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt wegen des Verdachts von Landfriedensbruch, Körperverletzung, Nötigung und Störung einer Versammlung.
Lkw-Streik in Gräfenhausen: Vorwürfe gegen die deutsche Polizei und die Medien
Am Freitag wurden vor der deutschen Botschaft in Warschau von Seiten von Rutkowski, dessen Unterstützer:innen zum Teil maskiert auftraten, Vorwürfe insbesondere gegen die deutsche Polizei und die Medien erhoben. Deren Darstellung sei falsch, so Rutkowski. Darüber hinaus seien seine Leute, die sich korrekt verhalten hätten, zu Unrecht von der Polizei festgehalten und schlecht behandelt worden. Er wolle rechtlich dagegen vorgehen.
Gleichzeitig protestierten Unterstützer:innen der Lkw-Fahrer vor der Auslandsvertretung. Eine gewerkschaftliche Initiative warf dem Spediteur Ausbeutung vor, skandierte „Dieb!“ und forderte auf einem Transparent: „Mazur, bezahl die Arbeiter.“ Die Demonstrant:innen bezeichneten Rutkowski unter anderem als Streikbrecher und kritisierten seine Methoden scharf. (Gregor Haschnik/dpa)