Unterschätzte Gefahr: Wolf reißt im Taunus zwei Schafe und ein Lamm
Schäfer Volker Schuhmacher warnt schon seit Jahren vor Angriffen von Wölfen. Jetzt wurden seine Tiere selber Opfer von einem Wolfsriss.
Eschbach – Das Szenario treibt Volker Schuhmacher seit vielen Jahren um. Nachdem vor rund 25 Jahren erstmals wieder wildlebende Wölfe in Deutschland gesichtet wurden, gehörte der Berufsschäfer aus Eschbach (Hochtaunuskreis) zu den ersten, die nicht müde wurden, vor der Gefahr auch im Taunus zu warnen.
Seit die ersten Wolfsrisse auch im Usinger Land nachgewiesen wurden, war es für ihn nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Schafherde seiner Familie heimgesucht und eines seiner Tiere gerissen würde. In der Nacht auf Montag waren es nun gleich drei, die auf der Stammweide oberhalb seines Heimatdorfes getötet wurden - darunter ein Lamm.
Der Anruf, vor dem er sich gefürchtet hatte, traf gestern gegen 9 Uhr ein. „Eine Hundehalterin hatte bei ihrer morgendlichen Runde getötete Schafe inmitten der Herde entdeckt“, berichtet Schuhmacher. Zusammen mit seiner Frau Elke und Sohn Nils, der den landwirtschaftlichen Betrieb übernommen hat, fuhr er umgehend an die Weide unweit der Eschbacher Klippen.

Gefahr durch Wölfe im Taunus: Schaf liegt zerfleischt auf der Weide
Das sich dort bietende Bild lässt für ihn unschwer erkennen, dass es ein Wolf gewesen sein muss, der über den Elektrozaun gesprungen ist und in der Herde gewütet hat. Die sofort alarmierte Polizei verschaffte sich am Ort des grausamen Geschehens ein Bild: Ein Schaf lag komplett zerfleischt und ausgeweidet auf der Weide, nur noch ein blutiges Rumpfstück war zu sehen. Einer der drei Vormägen (Pansen) lag herausgerissen 20 Meter entfernt auf der Wiese. Ein anderes getötetes Schaf lag unweit neben dem Zaun. Schließlich entdeckte Elke Schumacher am äußeren Rand der Weide auch noch ein Lamm - verschleppt und getötet.
Volker Schuhmacher zeigte sich zunächst trotz allem gefasst und in seinem Mahnen bestätigt. Doch dann brach die in den vergangenen Jahren aufgestaute Wut aus ihm heraus. Wut auf die zuständigen, öffentlichen Behörden und auch auf die „selbst ernannten Tier- und Naturschützer“, wie er verbittert sagt. „Niemand hat mein Mahnen vor der Gefahr für unsere Tiere und den zu befürchtenden wirtschaftlichen Schaden für uns Schäfer ernst genommen“, erklärt der Eschbacher.
Die immer gleiche beschwichtigende Argumentation, ein Elektrozaun und ein Hütehund, der auch nachts bei der Schafherde weile, würden vor einem Wolfsriss schützen, sei nun definitiv widerlegt, so Schuhmacher. Tatsächlich hat das Raubtier an einer Stelle den intakten Elektrozaun einfach umgerissen.
Wolf reißt Schafe im Taunus: Raubtier soll genetisch untersucht werden
Der Hütehund der Schäferfamilie hat das eindringende Raubtier auch nicht von seiner Jagd abbringen und vertreiben können. Als Schuhmachers am Ort des Geschehens eintrafen, hatte dieser die etwa 600 anderen Tiere in einen Teil der Weide zusammengetrieben. Ganz offensichtlich standen auch diese am Vormittag immer noch unter Schock - ebenso wie die Schäferfamilie.
„Unsere Schafe stehen wie hier oft in Sichtweite am Ortsrand. Das hindert den Wolf nicht im Geringsten an seinem Beutezug“, sagt Nils Schuhmacher und blickt über Eschbach und Usingen hinweg, hinüber zum Großen Feldberg und den Taunushauptkamm - ein eigentlich ganz wundervoller Panorama-Blick.
Doch keinesfalls an diesem Morgen nach der Tatnacht. Umgehend waren Mitglieder der Gruppe „Dialog Weidetierhalter“ in Eschbach. Am späten Vormittag trafen dann noch Mitarbeiter des Usinger Stadtforsts, von Hessen Forst und auch vom Wolfszentrum Hessen ein. Ihrer aller Ziel: die genetische Feststellung des Raubtieres. (Matthias Pieren)
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