„Hauptstadt der Integration“: Offenbach feiert 33. Kulturfest der Nationen

Nach zwei Jahren Corona-Pause findet das Kulturfest der Nation in Offenbach statt. 21 Vereine stellen sich auf dem Wilhelmsplatz den Besuchern vor.
Offenbach - Für zwei Tage konnten die Offenbacher und ihre Gäste einmal mehr mitten in der Stadt auf Weltreise gehen. Auf dem Wilhelmsplatz hatte der Ausländerbeirat (ALB) nach coronabedingter Zwangspause zum 33. Kulturfest der Nationen geladen. 21 Vereine hatten gekocht, gebacken und gegrillt und ein Programm aus Tanz, Gesang und Musik vorbereitet. Stehen doch gerade Kulinarik und Kunst meist im Vordergrund beim Entdecken der Lebensweise anderer Völker.
Im Sinne der „Integrationshauptstadt Deutschlands“ dankte Oberbürgermeister Felix Schwenke denn auch bei der Eröffnung des Festes den teilnehmenden Vereinen für ihr Engagement. Indes konnte er sich bei allem Aufruf zu Fröhlichkeit und Gemeinsamkeit einen Appell an den Sparwillen der Offenbacher nicht verkneifen. „Wir sind hier zusammen, aber wir erleben auch mitten in Europa einen Krieg“, sagte Schwenke. Das sei mit ursächlich für die Entwicklungen im Energiebereich. „Daher die dringende Bitte, helfen Sie mit, Energie zu sparen“, forderte der Oberbürgermeister seine Zuhörer auf.
Offenbach: Kulturfest zieht viele Menschen an - „Kommunales Migrantenparlament“ gefordert
„Wir haben zwar kein mediterranes Wetter, aber wir kriegen das schon hin“, betonte der Vorsitzende des Ausländerbeirates, Abdelkader Rafoud, dann seinen Feierwillen auch angesichts des wolkenverhangenen Himmels bereits am Samstag. Doch auch er fand ernste Worte: So betonte er erneut den Wunsch nach einem Kommunalwahlrecht für alle, „dann könnten wir sogar den Ausländerbeirat abschaffen.“ Bis dahin solle man den Rat zumindest in „Kommunales Migrantenparlament“ umtaufen. Darüber hinaus lobte Rafoud die „intensive Integrationsarbeit“ in Offenbach seit Beginn der 1970er Jahre. Am Anfang noch als „Tag der ausländischen Mitbürger“ benannt, sei das Kulturfest der Nationen heute eine Offenbacher Tradition.
Dass es gilt, an dieser Tradition teilzunehmen, betonte auch das Besucherpaar Helma und Heiner Blum „Wir sind absolute Fans des Festes und haben schon sehr darauf gewartet, dass es wieder losgeht.“ Dabei komme es nicht darauf an, einen Lieblingsstand herauszufinden. „Wir probieren einfach alles aus“, kündigten die beiden an. Gelegenheit dazu war genug.
Etwa beim Hilfsverein Bulgarien, wo auch die Stadtverordnete Nilay Yilmaz die Gäste bewirtete. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern verteilte sie Baniza, ein mit Schafskäse gefülltes Gebäck aus Filoteig, dazu konnten die Besucher bulgarisches Bier probieren und Boza, ein landestypisches Getränk aus Wasser und Weizen.
33. Kulturfest der Nationen in Offenbach: Baklava, Souvlaki und portugiesischer Folkloretanz
Ganz in der Nachbarschaft stachen beim SC Yavuz Selim-Sport vor allem die Süßigkeiten ins Auge. Baklava, Kuchen, Torten und süße Aufläufe machten die Wahl schwer. „Ich wollte, ich könnte von allem ein bisschen probieren“, lautete mehrfach der Kommentar der Kunden. Ein paar Schritte weiter machten dann diejenigen Halt, die lieber deftig essen. Das Bosnische Kulturzentrum bot original bosnischen Eintopf und auch Süßes wie Tulumba, in Öl ausgebackenes Gebäck und Cupavci, die berühmten kleinen Kokoswürfel.
Die meisten Wartenden fanden sich indes am Stand der griechischen Gemeinde. An den etwas abseits aufgestellten Grills fertigten rauchverhüllte Männer fließbandmäßig die beliebten Souflaki-Spieße, dazu gab es Salate oder Vorspeisenteller. Ähnlich ging es bei der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde St. Nikolaus zu, auch dort waren die Spezialitäten heiß begehrt. „Wir sind seit mindestens 25 Jahren immer dabei und freuen uns jedes Mal über die vielen Gäste“, sagte Alexandru Mircea Crisan. Besonders beliebt seien die Krautwickel und der Wein.
Wer dermaßen gesättigt war oder sich während des guten Essens kulturell unterhalten lassen wollte, kam rund um die Bühne zusammen und genoss die fast überbordende Stimmung dort. Portugiesischer Folkloretanz, türkische Gesänge, ein offener Tanz der griechischen Gemeinde, Derwische und Kinder-Zumba-Vorführungen ließen tatsächlich die Fernreise um die Welt ganz nahe rücken. (Barbara Scholze)
Auch der Mainuferfest in Offenbach hat in diesem Jahr seine Rückkehr nach zwei Jahren Corona-Pause gefeiert.