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50 Aussteller aus aller Welt präsentieren sich beim „Hot Printing“-Festival

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Von: Barbara Scholze

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Echte Handarbeit: Studierende der Folkwang-Universität Essen zeigen beim „Hot-Printing“-Festival den Druck mit einer Tiegeldruckpresse.
Echte Handarbeit: Studierende der Folkwang-Universität Essen zeigen beim „Hot-Printing“-Festival den Druck mit einer Tiegeldruckpresse. © scho

Gedruckt wird mit allem, was sich eignet: Experimentell mit Tetrapack, Nudelholz, Agar-Agar-Platte, Kartoffeln und Alufolie, professionell mit meist historischen Handdruckmaschinen. „Hot Printing“ steht als Überschrift über dem Festival des Klingspor-Museums, das am Wochenende zahlreiche Aussteller aus aller Welt in den Hof des Büsingpalais und an weitere künstlerische Orte gelockt hat. Damit hat sich das international renommierte Museum für Buch- und Druckkunst nicht nur erneut einen Namen gemacht. Die Veranstaltung schafft auch eine Verbindung zwischen Druckkünstlern und Interessierten.

Offenbach - Und so gibt es mitten in der Stadt, die maßgeblich für die Geschichte der Reproduktion steht, ein ausgefeiltes Programm aus Workshops, Vorträgen und Aktivitäten. An jedem Stand ist etwas zu tun und zu lernen. Vorführungen locken in die Druckwerkstatt im Bernardbau, Ausstellungen bieten das Museum, das Haus der Stadtgeschichte und der Bund Offenbacher Künstler.

„Die Veranstaltung ist ein Versuchsballon“, sagt Klingspor-Museumsleiterin Dorothee Ader zur Erstauflage des Festivals. Dabei habe sich bereits in der Planungsphase der Erfolg bewiesen. 120 Bewerbungen aus aller Welt waren eingegangen, 50 Plätze konnten am Ende vergeben werden. „Wir haben die ganz besonderen unter den Angeboten ausgewählt“, erzählt Ader. Beabsichtigt sei die generationenübergreifende Vernetzung, abbilden sollen sich historische Prozesse ebenso wie die Entwicklung in die Zukunft. „Die großen Hochschulen wie unsere Offenbacher Hochschule für Gestaltung, die Kunsthochschule Burg Giebichenstein und die Essener Folkwang-Universität der Künste sind anwesend und alle teilen untereinander ihr Wissen“, freut sich die Museumsleiterin.

So ist aus Essen Professor Ralf de Jong mit einer Gruppe von Studierenden angereist. An einer kleinen Tiegeldruckpresse steht Eva-Charlotte Vonhof und druckt mit Besuchern Schriften auf Bierdeckel. „Das funktioniert noch ohne Strom“, sagt de Jong, dem es in seinen Seminaren auch darum geht, analoge Technik mit moderner Ästhetik zu verbinden. So sei es wichtig, mit dem Handwerk zu beginnen, sollen die Druckvorgänge doch nicht abstrakt bleiben, sondern ein gestalterisches Selbstbewusstsein wecken.

Eine historische mobile Druckpresse, die „Handnudel“, präsentiert auch Ingo Cesaro aus Kronach. Dort kann der Besucher seinen Namen einem vorgesetzten Sinnspruch hinzufügen. Gleich gegenüber sitzt Brigitte Iseli-Neustäbler aus der Schweiz, die sich dem Holzschnitt widmet. Für das „Hot Printing“-Festival hat sie mit feinsten Werkzeugen Motive des Klingspor-Museums als Exlibris-Karten für die Festival-Gäste entwickelt. Nur wenige Stände weiter druckt Anneliese Klotz aus Frankfurt unter dem Motto „Agar-Printing“ pflanzliche Motive auf Platten, die aus dem natürlichen Geliermittel Agar-Agar hergestellt sind.

Eine Art „Ehrengäste“ sind Thorsten Baensch und Christine Dupuis, die mit ihrer „Mobilen Küche“ durch die Welt reisen. Dabei verbindet der aus Sperrholz und Pappe gefertigte Treffpunkt in einzigartiger Weise Kulinarik, Miteinander und Austausch. „Wir kochen nicht gegen Geld, bei uns gibt es eine leckere Suppe im Austausch gegen ein handgeschriebenes Rezept, einen Spruch oder eine Zeichnung“, sagt Baensch. Entsprechend brütet an einem der kleinen Tische Maria vor einem weißen Blatt. „Ein Rezept kenne ich eher nicht“, gesteht sie ein, koche sie doch meist aus dem Gefühl heraus. Am Ende wandert dann die Beschreibung einer Zitronenfermentation in die Kochstation.

An einem schattigen Platz im Hof hat auch der Verein „Offenbar“ seine Druckwerkstatt aufgebaut, dort bieten Christina Dierlich und Annika Sparkes aktive Stadtgestaltung unter dem Motto „Druck deine Stadt, wie sie dir gefällt“. Ein Stück Offenbach fertigt ebenso der gelernte Schriftsetzer und Künstler Tom Korn aus Havelberg in Sachsen-Anhalt. Per Kartoffeldruck setzt er Stück für Stück auf einer großen Unterlage das Offenbacher Rathaus zusammen. Erst kürzlich, während der Corona-Pandemie habe er die Arbeit mit der Kartoffel entdeckt. „Das fertige Bild überlasse ich gerne dem Museum“, verspricht er.

„Das Festival ist hoch spannend mit sehr unterschiedlichen Angeboten“, bilanziert schließlich Besucherin Anika Rosenberg, Lehrerin an der Albert-Schweitzer-Schule. Das ermutigt Museumsleiterin Ader zu einer Ankündigung: „Vielleicht können wir die Veranstaltung alle zwei Jahre stattfinden lassen.“ (Von Barbara Scholze)

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