706! Corona-Inzidenz bei Grundschülern in Offenbach explodiert

Was Corona-Infektionen angeht, ist die Gruppe der 6- bis 9-Jährigen in Offenbach derzeit am schlimmsten betroffen.
Offenbach – Seit gestern ist klar: Die Inzidenz in Offenbach ist in der Altersgruppe der 6- bis 9-Jährigen regelrecht explodiert. Sie lag gestern Abend (01.11.2021) bei 706 und damit sogar noch höher als direkt nach den Sommerferien.
Die Corona-Landkarte der Kinder- und Jugendinzidenzen bietet zur Zeit in Rhein-Main ein ziemlich ausgewogenes Bild. Nur ein kleiner dunkler, fast schon schwarzer Fleck sticht heraus: Offenbach mit einer Inzidenz bei den 6- bis 9-Jährigen von 706. Zwar sehen die Zahlen in den umliegenden Städten und Kreisen auch nicht gerade entspannt aus, aber Offenbach liegt einsam und mit gehörigem Abstand an der Spitze. Nur wenig besser sieht es bei den 10- bis 14-Jährigen aus. Ihre Inzidenz liegt bei 580, die der 15- bis 19-Jährigen bei 439.
Corona in Offenbach: Behörden rechnen mit steigender Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen
Gesundheitsamtsleiter Dr. Bernhard Bornhofen rechnet sogar mit einer Steigerung der Corona-Zahlen bei Kindern und Jugendlichen. Eine belastbare Prognose lasse sich zwar nicht stellen, sagt er: „Aber ich gehe davon aus, dass in den kommenden Tagen da sicher noch einiges dazukommen wird.“
Ein Rätsel bereitet unterdessen die Inzidenz bei der Altersgruppe der unter Sechsjährigen in Offenbach. Diese liegt nämlich bei nur 33,5. Lediglich drei Fälle seien laut Bornhofen in der vergangenen Woche registriert worden. Ein Wert, der so gar nicht mit den Extrem-Zahlen in der Altersgruppe darüber zusammenpassen will. „Ich gehe in der Tat von einer wirklich sehr hohen Dunkelziffer in diesem Bereich aus“, sagt Bornhofen.
Unter anderem könnte das auch daran liegen, dass in Offenbacher Kindergärten vor den Herbstferien die sogenannten Lollitests gegen Corona eingestellt worden sind. Diese haben sich laut Bornhofen in der Handhabung als viel zu fehlerhaft herausgestellt, sind mehrmals positive Ergebnisse registriert worden. Was folgte, waren weitreichende Quarantänemaßnahmen. „Als wir dann aber in der Folge Einzel-PCR-Tests veranlasst haben, waren eigentlich alle Ergebnisse doch negativ.“ Dazu komme, dass zur Zeit ohnehin viele Kita-Kinder stark erkältet seien und selbst beim Kinderarzt nicht mehr alle getestet werden könnten, weil die Masse die Kapazitäten übersteige, berichtet Bornhofen.
Offenbach: Hohe Corona-Inzidenz – „Viele Menschen in großen Familien und beengten Verhältnissen“
Tests spielen laut dem Amtsleiter auch eine tragende Rolle bei der Extrem-Inzidenz der 6- bis 9-Jährigen. Denn diese lag in der Vorwoche nur bei 172. Und nun eben bei 706. „Da sieht man sehr gut, dass die Schule wieder begonnen hat und getestet wird“, sagt der Mediziner.
Allerdings gibt es auch Beruhigendes zu berichten. „Immer, wenn wir bei einer tatsächlichen Infektion in einer Kita das Umfeld testen, finden wir keine nennenswerten Übertragungen“, sagt Bornhofen. Zumindest zwischen Kindern. „Wenn allerdings ein Erzieher oder eine Erzieherin Träger sind, haben wir mehr Infektionen in der Folge.“

Und auch in der Gruppe der 6- bis 9-Jährigen sei die Erfahrung des Gesundheitsamts, dass die Übertragungen weniger in der Schule stattfänden. „Dort herrscht auch Maskenpflicht“, erklärt Bornofen. „Die Ansteckungen finden vor allem im privaten Bereich statt, wo sich die Menschen zum großen Teil wieder ohne Einschränkungen treffen.“
Warum gerade in Offenbach die Inzidenzen derart in die Höhe schießen, kann Bornhofen nur mutmaßen, verweist aber auf die spezielle Offenbacher Bevölkerungsstruktur. „Hier finden wir viele Menschen, die in großen Familienstrukturen und in beengten Verhältnissen leben, enge Kontakte pflegen und oftmals Urlaub im Heimatland machen.“
Von Christian Reinartz